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IDC erwartet moderates Wachstum ab Mitte 2002

04.01.2002
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Das Marktforschungsinstitut International Data Corp. (IDC) hat gestern seine alljährlichen "Top 10 IT Predictions" für das Jahr 2002 vorgelegt. In Bezug auf die wirtschaftliche Situation der Branche gehen die Auguren davon aus, dass die IT-Ausgaben ab Mitte des Jahres allmählich wieder steigen. Demnach sollen im kommenden Jahr die IT-Investitionen in den USA gegenüber dem Jahr 2001 um vier bis sechs Prozent, in Europa um sechs bis sieben Prozent und im asiatisch-pazifischen Raum sogar um zehn bis zwölf Prozent wachsen.

Der Rummel um so genannte Web-Services wird laut IDC heuer seinen ohrenbetäubenden Höhepunkt erreichen. Brauchbare Produkte und Dienste dürften Anwender indes erst in einigen Jahren erwarten - der Hype sei der Wirklichkeit wie üblich voraus. "Problem der Web-Services ist, dass sie bisher von Standard-Initiativen getragen wurden und der Fokus vor allem im langfristigen Potenzial der Verbindung von Anwendungen liegt", glaubt Research Director Rob Hailstone. "Unternehmen investieren derzeit aber kaum in langfristige Strategien." Der für Enterprise System Infrastructure und Software Research zuständige IDC-Mann geht deswegen davon aus, dass sich heuer noch ein Großteil der Web-Services-Entwicklung innerhalb der Firewall-Grenzen abspielen wird.

Ein "Breakout Year" erwartet IDC für das Open-Source-Unix Linux. Als Gründe führen die Experten unter anderem die anhaltende finanzielle und Marketing-Unterstützung großer Anbieter wie IBM und Hewlett-Packard sowie Erfolge bei verschiedensten Service-Providern, Synergien mit IA-64-Servern sowie den wachsenden Einfluss von Linux bei der Unix-Vereinheitlichung an. "Seit über zehn Jahren gab es vergebliche Versuche, Unix um ein gemeinsames Standard-Set herum zu einen. Ironischerweise kommen jetzt große Unix-Anbieter mit Strategien, ihre Produkte auf API- und ABI-Ebene interoperabel mit Linux zu machen. Es könnte sein, dass wir in fünf Jahren auf dem Server kaum mehr einen Unix- und Linux-Markt unterscheiden können", tippt Al Gillen, Research Manager Operating System Environments. Auf dem Desktop sieht es für das von Linus Torvalds vor mehr als zehn Jahren angestoßene Betriebssystem allerdings nach wie vor mau aus: Mehr als 92 Prozent aller in den

USA ausgelieferten Software-Lizenzen verkaufte Microsoft mit seinen Windows-Varianten.

Anders im Rest der Welt: In China beispielsweise mache Linux bereits "den Löwenanteil" der verkauften Desktop-Betriebssysteme aus, so Gillen. Dies könnte dann bedeutsam werden, wenn eine andere IDC-Prognose eintritt: China soll bis zum Jahr 2010 drittgrößter IT-Markt weltweit werden. Schon 2002 oder 2003 werde das Reich der Mitte, nicht zuletzt dank seines Beitritts zur Welthandelsorganisation (WTO), ein größerer Markt werden als beispielsweise Kanada oder Italien. "Mit dem WTO-Beitritt 2002 und damit einhergehenden Zuwächsen bei den IT-Ausgaben sowie wachsender Wettbewerbsfähigkeit und zunehmenden Exporten, gibt es außer politischen eigentlich keine Barrieren mehr, die China von diesem Ziel abhalten könnten", bescheinigt Chief Research Officer John Gantz.

Des weiteren erwartet IDC, dass

Microsoft in diesem Jahr 75 Millionen Lizenzen von Windows XP verkauft, das neue Betriebssystem allerdings den Hardwaremarkt nicht ähnlich stark stimulieren kann wie seinerzeit Windows 95. Eher schwierig werde für den Redmonder Konzern das Unternehmensgeschäft mit Sicherheit und Lizenzpolitik für Windows XP sowie dessen Server-Variante .NET Server;

Streaming Media sich 2002 auf breiter Front durchsetzt. Im Mittelpunkt stünden dabei Schlüsselstandard wie MPEG4 und vXML 2.0 sowie wachsender Wettbewerb unter anderem zwischen IBM, Real Media und Yahoo;

in Unternehmen Wireless-Lösungen zunehmend in den Mittelpunkt des Interesses rücken. IT-Shops müssten heuer ihre Strategie festlegen, was sich aber erst Ende des Jahres in steigender Consulting-Nachfrage äußern werde;

Unternehmen ihre Sicherheitspläne "resetten". Gantz erwartet einen "Bin-Laden-Effekt", aufgrund dessen sich der Sicherheitsfokus von Authentifizierung, Autorisierung und Administration in Richtung Business Continuity verlagert;

digitale Identitätsdienste wie Microsofts "Passport" oder die zumindest gegenwärtig noch konkurrierende "Liberty Alliance" in diesem Jahr Realität werden, sowie

mit Server-Blades noch nicht notwendigerweise große Umsätze erzielt werden. Allerdings werde der Entry-level- und Appliance-Markt bereits merklich aufgemischt, und große Anbieter würden die kleinen "vereinnahmen", die den Trend ursprünglich angestoßen hatten.

(tc)