Unix-Büropaket nun mit Windows-3-Oberfläche

ICL setzt mit Officepower auf Integration aller Bürosysteme

30.11.1990

BONN (CW) - Nicht nur ein strategisches, sondern auch ein erfolgreiches Produkt will die britische ICL mit ihrem Unix-Softwarepaket "Officepower" im Markt etablieren. Drei Jahre nach der Freigabe für Europa wurde die ehedem amerikanische Entwicklung in der überarbeiteten Version 6.10 vorgestellt.

Das durch den Aufkauf von CCI übernommene Büropaket findet vor allem Anwendung im Bereich öffentlicher Verwaltungen. Der Marktanteil liegt nach Angaben von ICL derzeit weltweit bei rund 18 Prozent. Officepower läuft unter MS-DOS und Unix System V.4. Es erfüllt X/Open-Normen und unterstützt offene Standards wie X.400 sowie ISO 802.3 und X.25. Neu im Leistungsangebot ist nun vor allem Windows 3 als grafische Benutzeroberfläche.

Die Briten sehen in der Ausstattung ihres Officepower mit einer Windows-3-Applikation und diversen Zusatzprogrammen Vorteile gegenüber ihren Mitbewerbern im Bereich Unix-Bürolösungen. Vergleichbare Anbieter könnten, so das Vertriebsargument von ICL, derzeit aufgrund fehlender Ergänzungsfunktionen in ihren Lösungen aktuellen Trends im Unix-Softwaremarkt nicht Rechnung tragen.

Das ICL-Angebot umfaßt im einzelnen alle klassischen Bürofunktionen wie Textverarbeitung, Grafik- und Tabellenprogramme sowie E-Mail und gewährt deren einheitliche Bedienung. Lokale Dokumentenarchive, SQL und Desktop Publishing sind als zusätzliche Features voll integriert. Als Netzlösung kombiniert Officepower intelligente PCs mit Unix-Abteilungsrechnern, wobei die PCs unter MS-DOS oder Unix operieren können. Der Einsatzbereich erstreckt sich auch auf Multi-Prozessoren mit Sparc RISC Technologie wie dem ebenfalls neu vorgestellten ICL-Server DRS 6000.

Mit dem Handicap, ausschließlich ICL-Hardware einsetzen zu können, muß der Anwender von Officepower allerdings bis auf weiteres noch leben. Nach Angaben von ICL wird an Implementierungen für den Einsatz auf Systemen von HP, Bull oder Sun gearbeitet. Die Version mit dem englischen Release von Windows 3 ist sofort lieferbar, die deutsche Fassung soll noch in diesem Jahr in den Vertrieb gehen. Die Paketlösung kostet nach Architektur zwischen 6000 und 300 000 Mark. Die Bandbreite reicht von einer Vier-Benutzer-Lizenz bis hin zur Komplettlösung für gleichzeitig 50 Anwender auf Basis des DRS 6000-Servers.