Skalierbarkeit und Web-Anbindung sollen Kunden locken

IBMs Universal Database drängt in einen engen Markt

05.09.1997

Ziel der Armonker ist es, bestehende relationale Datenbanksysteme um multimediale Datentypen und Web-Funktionalitäten zu erweitern (siehe Kasten). Hierzu wurden die bereits existierenden DB2-Implementierungen "Common Server" und "Parallel Edition" miteinander verschmolzen. UDB zeichnet sich insbesondere durch die weitreichende Skalierbarkeit vom Laptop bis zur Multiprozessor-Umgebung, die einfache Anbindung an Multi-Tier- und Web-Umgebungen sowie die Java- und JDBC-Unterstützung aus.

Die Datenverwaltung ist in puncto Decision Support gegenüber Informix und bei der Integration gegenüber Sybase besser gelöst. Letztere wird jedoch durch die angekündigte Vereinigung ihrer drei Datenbanksysteme "SQL-Server", "SQL-Anywhere" und "Sybase IQ" in der "Adaptive Server"-Architektur sowie durch die im nächsten Monat erscheinende Middleware "Jaguar CTS" das Performance-Problem stärker adressieren.

Zur Erweiterung der Funktionalität hatte Big Blue als erster Hersteller schon 1995 vier sogenannte "Datatype Extenders" für Text-, Bild-, Video- und Tonsequenzen entwickelt. Auf eine entsprechende Vermarktung als Universal Database verzichtete das Unternehmen jedoch merkwürdigerweise und überließ Informix und Oracle mit ihren PR-Fanfaren für "Datablades" beziehungsweise "Cartridges" das Feld. Dieses Marketing-Problem ist inzwischen erkannt. Laut Volkhard Wolf, zuständig für Data-Management und Marketing bei IBM Deutschland, ist für die kommenden Monate ein Medienplan aufgestellt worden, daneben soll die Verbreitung von Demo-Versionen forciert werden. Die noch nicht freigegebenen Preise seien zudem "sehr attraktiv" gestaltet.

Auch hofft man bei IBM, mit der Öffnung der Datenbank für insgesamt sieben Plattformen unabhängige Software-Anbieter ins Boot zu bekommen, die gegenwärtig für Sybase und Informix entwickeln. Das Marktforschungsinstitut Meta Group bezweifelt jedoch, daß diese Rechnung aufgeht oder DB/2 UDB gar eine dominierende Stellung einnehmen könnte.

Da IBM auf dem Unix- und NT-Markt nur schwach vertreten sei (siehe Grafik), werde es schwierig sein, sich gegenüber der starken Konkurrenz, insbesondere gegen Oracle, Informix, Sybase und Microsoft, durchzusetzen. Independant Software Vendors (ISV) haben in diesem Bereich bereits ihre Klientel und werden von sich aus keine Notwendigkeit sehen, für UDB zu entwickeln.

Nur eine massive Marketing-Kampagne und umfassende Investitionen, so die Analysten, könnten hier etwas ändern. Auf diese Weise ließe sich in etwa zwölf bis 18 Monaten zumindest im Unix-Sektor ein gewisser Marktanteil erobern. Bei NT hingegen wird die starke Position von Microsoft im Low-end-Segment derartige Ambitionen weitgehend zunichte machen.

Die Unterstützung von Partnern ist jedoch ein wichtiges Kaufargument. Kunden wollen nicht nur selbstdefinierte Datentypen erstellen können, sondern erwarten weitere Funktionen und Tools, zumal Universal Databases heute bei weitem noch nicht den vollen Funktionsumfang erreicht haben. Informix beispielsweise hat mittlerweile 29 Partner, 25 veröffentlichte Datablades im Handel und nach eigenen Aussagen weitere 100 in der Entwicklung. Laut Wolf sollen zu einem nicht näher genannten Zeitpunkt auch bei IBM weitere Extender folgen.

Chancen könnten sich für UDB außerdem im bisherigen DB2-Einsatzgebiet ergeben: dem Mainframe-Umfeld. Big Blue zufolge werden dort mit 7850 Datenbanklizenzen für MVS/ESA-Betriebssysteme 90 Prozent des Weltmarktes mit 30 Millionen Benutzern gehalten. Grundsätzlich stellt sich die Frage, inwieweit heute bei den Anwendern die Bereitschaft besteht, auf Universal Databases zu migrieren. Nach Aussage von Donald De Palma, Analyst bei Forrester Research, ergab die letzte Umfrage, daß Anwender frühestens in zwei bis drei Jahren an die Einführung kompletter Lösungen denken. Besonders Informix hatte im letzten Geschäftsquartal schmerzlich zu spüren bekommen, daß Marketing allein nicht ausreicht, um Kunden zu gewinnen. De Palma gibt außerdem zu bedenken, daß viele Anwender zusätzliche Datenhaltungsfunktionalitäten für ihre Systeme in einer dreischichtigen Architektur auf einem als Middle-Tier dienenden Web- oder Applikations-Server integrieren oder Middleware implementieren.

Features

- verbesserte Tabellenfunktionen- benutzerdefinerte Datentypen- Unterstützung von Business Logic Objects

Online Analytical Processing

- Middleware "Netdata" ( Internet-Anbindung)- SQL2- Neue Methoden der Datenaggregation- Lotus Approach (Decision Support)

Web-Technologien

- Browser, Java- und JDBC-Unterstützung- Entwicklung unter Java- Zugriff auf heterogene Umgebungen

Skalierbarkeit

- Unterstützung vom Einprozessorsystem bis zu Clustern- verbessertes parallele Prozeßverarbeitung, Unterstützung des Symmetrischen Multiprocesssing (SMP) nur bei der Enterprise Edition- 64-Bit-Architektur

Verwaltung

- grafisches Management-Toolset "Control Center"- "Smartguide" (Konfiguration)- Unterstützung offener Standards

Plattformen

- Client: Macintosh, Sinix, SCO-Openunix, Windows 95- Enterprise-Edition (Server): AIX, OS/2, NT, HP-UX, Solaris. Preis: ab 13 000 Dollar für 25 Benutzer- Personal Edition: OS/2, Windows NT, Windows 3.X und Windows 95. Preis: unter 500 Dollar- Workgroup-Edition: OS/2 und Windows NT. Preis: bei 995 Dollar pro Server