IBMs Berater kommen zu langsam in Schwung

08.07.2004
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

BCS ist in weltweit 160 Ländern präsent und beschäftigt 60 000 Mitarbeiter. In der Region Zentraleuropa, zu der die Länder Deutschland, Österreich und Schweiz sowie Teile Osteuropas zählen, arbeiten rund 5000 Experten für BCS. Sie wird von Martin Jetter geführt, der bereits seit 1986 bei IBM tätig ist. Er löste in dieser Position im März dieses Jahres den PWCC-Berater Peter-Josef Spix ab. Gründe für die Demission von Spix nannte IBM damals nicht. Angeblich soll die deutsche BCS-Dependance im Geschäftsjahr 2003 im weltweiten Vergleich besonders schlecht abgeschnitten haben.

Das Portfolio umfasst Beratung, Systemintegration sowie Business Transformation Optimization und Business Process Outsourcing (BPO). Letztere beiden Disziplinen verbinden das Betriebswissen von IBM mit dem Prozess- und Branchen-Know-how von PWCC.

Neutralität nicht mehr gefragt

Trotz allen Bemühens um ein angenehmes Arbeitsklima und der langfristig guten Geschäftsaussichten wäre es jedoch verwunderlich, wenn es kein Murren über den neuen Kurs unter dem IBM-Dach gegeben hätte. Die einst so sorgsam gehütete Neutralität der PWC-Berater hat in Zeiten, in denen sich Anwender mit Kostendruck, Konsolidierung und Standardisierung beschäftigen, keine Konjunktur mehr, das meint zumindest IBM-Manager Jetter. "Wer ist denn heute noch neutral?", fragt er. "Ein engagierter Berater hat immer bestimmte Präferenzen. Er kann mit seinem Wissen nicht die gesamte Breite sämtlicher Angebote im Markt abdecken. Er hat ein Netzwerk, in dem er sich bewegt, und weiß, mit wem er zusammenarbeiten kann. Eine gewisse Vororientierung lässt sich nicht vermeiden." Das Kundeninteresse, so der Manager, konzentriere sich heute mehr auf Standards und funktionierende IT-Umgebungen denn auf unabhängige Beratung.

Eine starre Orientierung seiner Leute an IBM-Produkten bestreitet Jetter dennoch. "Es gibt heute keine blauen und nicht blauen Kunden mehr. Man muss in der Lage sein, sich in heterogenen Umgebungen zu bewegen. Wir können auch nicht bei jedem Engagement darauf abzielen, die Kunden zum IBM-Outsourcing zu bewegen. So viele Unternehmen, die willens sind, ihre IT, Applikationen oder Prozesse auszulagern, gibt es nicht. Viele reden darüber, die wenigsten tun es." Dennoch werden sich die Berater dauerhaft gegen den Verdacht wehren müssen, Türöffner für Vertriebsmitarbeiter zu sein. Absehbar ist zudem, dass die PWC-Berater ein steter Quell für Unruhe sind, das haben die Erfahrungen mit A.T.Kearney unter dem EDS-Dach sowie das Beispiel Capgemini und Ernst & Young gelehrt. Für das IBM-Management wird die größte Herausforderung sein, die Berater möglichst frei arbeiten zu lassen, ihr Tun aber dennoch in Einklang mit den Unternehmenszielen zu bringen. Dazu

zählen das Servicesgeschäft sowie der Verkauf von Hard- und Software.