Olap-Server werden offener

Hyperion und Microstrategy setzen auf Java

13.04.2001
MÜNCHEN (as) - Mit Hyperion Solutions und Microstrategy erweitern zwei Hersteller von Software zur Unternehmenssteuerung ihr Portfolio in Richtung Java-Entwicklung. Ziel ist es, neben flexiblen Clients nun auch die APIs ihrer Datenbank-Server für Online Analytical Processing (Olap) mehr als bisher für externe Daten und neue Funktionen zu öffnen.

Die wachsende Verbreitung von Web-zentrierten Systemarchitekturen erfordert von den traditionellen Desktop- oder Client-Server-basierten Olap-Produkten eine bessere Integration mit anderen Anwendungen und eine höhere Plattformunabhängigkeit. Um dies zu erreichen, sind Hersteller bestrebt, ihre Produkte zu standardisieren und zu öffnen. Hierzu zählt der Einsatz der Extensible Markup Language (XML) für die Datenintegration und den Austausch von Metadaten sowie die Nutzung von Java als De-facto-Programmiersprache für Web-basierte Anwendungen.

Hyperion hat in diesem Zusammenhang Release 6.1 seines multidimensionalen Datenbank-Servers "Essbase" vorgestellt, das zusätzliche Integrationsmöglichkeiten verspricht. So ist es nun möglich, Java Stored Procedures mit Hilfe des neuen Java-basierten Tools "Hyperion Application Builder" zu erstellen. Anwender können diese Prozeduren zur Entwicklung zusätzlicher, kundenspezifischer Essbase-Berechnungsfunktionen nutzen oder über sie externe Prozesse anstoßen, wie beispielsweise den Versand von E-Mails. Hyperion hat zudem den bisherigen rund 250 Berechnungsfunktionen in Essbase 6.0 weitere hinzugefügt, die insbesondere Olap-Anwendungen außerhalb der Finanzbranche zusätzliche Kalkulationsmöglichkeiten eröffnen.

Neben weiteren technischen Neuerungen, die insbesondere die Kopplung von Berechnungsfunktionen sowie deren Performance-steigernde Speicherung in einem dynamischen Cache erlauben, verfügt Essbase erstmals auch über die linguistische Schnittstelle "Multidimensional Access Language"(Maxl). Diese soll Verwaltungsarbeiten erleichtern, indem sie keine umfassenden Kenntnisse gängiger Programmiersprachen und des Essbase-API voraussetzt. Maxl-Queries können zudem in Perl-Skripts integriert werden. Schließlich bietet der Hersteller jetzt als separates Add-on die Suite "Hyperion Integration Server 2.0" an. Diese bietet grafische Werkzeuge und Dienste für die Integration von Daten aus relationalen Datenquellen in die Cubes des Olap-Servers.

In diesem Zusammenhang könnten sich im Lauf des Jahres noch weitere Integrationsmöglichkeiten mit dem Essbase-API auftun. So arbeitet der Hersteller zusammen mit IBM, Sun, Oracle, SAS Institute, Unisys und Nokia an Referenzimplementierungen eines standardisierten "Java-Olap-API (Jolap). Dieses soll nicht nur die Java-Entwicklergemeinde für Olap-Techniken locken, sondern vor allem die Kommunikation mit Java-2-kompatiblen Komponenten ermöglichen, wie sie etwa auf Applikations-Servern zu Hause sind.

Wie Hyperion, das mit den Ankündigungen vor allem das Essbase-API zum De-facto-Standard im Olap-Markt machen möchte, setzt auch Konkurrent Microstrategy seit geraumer Zeit auf eine Öffnung seiner gleichnamigen relationalen Olap-Suite "Microstrategy". So arbeitet der Hersteller unter dem Produktnamen "Olap Provider" an der Integration des verbreiteten Microsoft-Standard-API und Jolap-Konkurrenten "OLE DB for Olap", über das sich beliebige multidimensionale Datenbestände ansprechen lassen. Taktisches Ziel ist es, bestehende BI-Frontend-Anwendungen an die hauseigene BI-Plattform anzudocken und ihnen zusätzliche Datenbankleistung anbieten zu können.

Zudem bietet der Hersteller seit kurzem Release 7.1 eines Java-basierten Software-Development-Kits, durch das sich der Server insbesondere für den Einsatz auf Unix-Plattformen anpassen lässt. Hierzu verfügt die Tool-Sammlung über ein Java-basiertes API, mit dem sich Web-basierte Berichts- und BI-Anwendungen für diverse Plattformen erstellen und anpassen lassen, darunter für AIX, Sun Solaris, Windows NT sowie die Java-Applikations-Server wie "IBM Websphere" und "Iplanet".

Microsoft greift anMarktbeobachter sehen die Öffnung der Olap-Server-APIs und die Verbreitung von Java vor allem im Zusammenhang mit der Erschließung neuer Anwendungsgebiete sowie dem Wunsch der Kunden nach besser integrierbaren und flexibleren Lösungen. Auch droht zunehmend Konkurrenz seitens der Hersteller wie IBM, Oracle und Microsoft, die Olap-Funktionalität eng mit ihren Datenbank-Servern verbinden. So hat Microsoft beispielsweise mit seinem "SQL Server" laut dem "Olap Report" im letzten Jahr nach Umsätzen bereits Platz drei hinter Hyperion und Cognos eingenommen und überholte dabei Oracle. Zwar sind die Olap-Services im MS SQL Server automatisch enthalten, doch erwerben laut Report immer mehr Firmen die Datenbank ausdrücklich wegen dieser Funktionalität und nicht wegen der relationalen Datenbank.

Abb.1: Geschätzte Marktanteile 2001

Unter den ersten zehn Anbietern im Olap-Markt ist vor allem Microsoft auf dem Weg zur Spitze. Quelle: Olap Report

Abb.2: Olap-Markt wächst weiter

Die Umsatzprognosen für Lizenzen und Services zeigen nach oben. Olap, so Experten, ist bald keine Nischen-Anwendung mehr. Quelle: Olap Report