Vantagepoint für April angekündigt

HP stellt Geschäftsprozesse auf einer Management-Konsole dar

18.02.2000
MÜNCHEN (CW) - Hewlett-Packard (HP) sucht mit seiner System-Management-Suite "Openview" neue Wege. Losgelöst von der technischen Infrastruktur, soll das nun vorgestellte Paket "Vantagepoint" dem Administrator die Sicht auf die Funktionsfähigkeit von Geschäftsabläufen einräumen.

Die Idee hinter der von HP angekündigten Software ist simpel: Sämtliche IT-Ressourcen wie Netzkomponenten, Applikationen, Server und Datenbanken, die an einem bestimmten Geschäftsprozess beteiligt sind, werden zu einer logischen Gruppe zusammengefasst. Sie repräsentiert für den Administrator den Geschäftsablauf. Fällt ein Baustein aus, ist der reibungslose Ablauf einer Prozesskette gefährdet.

Die Idee ist nicht neu, denn alle System-Management-Anbieter haben bislang den Anspruch geäußert, derartige Verfahren innerhalb ihre technisch orientierten Plattformen zu unterstützten. In der Praxis ließ sich das jedoch kaum realisieren, weil etwa der Konfigurationsaufwand viel zu groß war. An diesem Schwachpunkt hakt nun HP ein. Bestandteil der Vantagepoint-Lösung sind Automatisierungs-Funktionen - im HP-Jargon "Discovery" genannt.

Dieses Werkzeug erkennt selbsttätig installierte Softwarepakete und Dienste wie etwa ein E-Mail-System und speichert sie in einem zentralen Management-Model. Daraus erstellt das Produkt wiederum automatisch einen Serviceplan, der auf der Management-Konsole eingesehen werden kann. Die erkannten Dienste lassen sich anschließend per Drag and Drop den Geschäftsprozessen zuordnen. So weit die Theorie.

In der Praxis sollen vor allem "Smart-Plugins" die Informationen sammeln, die für die geschäftsbezogene Sicht auf die IT erforderlich sind. Sie setzen auf den HP-Agenten auf, die auf Betriebssystem-Ebene installiert sind. Für Applikationen von SAP, Orcale, Peoplesoft, Baan, Informix, Remedy und Microsoft gibt es diese auf die jeweilige Anwendung zugeschnittenen Softwarespione bereits, die etwa die Einhaltung von definierten Schwellwerten überwachen. Für Windows NT beziehungsweise 2000, Microsoft SQL und Broadvision entstehen neue Ausführungen. Sie beobachten Werte wie CPU-Last, Komponentenfunktion und Leistungsdaten. Der Unterschied zur klassischen Openview-Implementierung besteht darin, dass Vantagepoint diese technikorientierten Werte in geschäftsbezogene Parameter übersetzt.

Damit das funktioniert, müssen jedoch Regeln definiert werden. In einem mitgelieferten Policy Editor lassen sich die Verknüpfungen erstellen, die von der Zentrale aus den betroffenen Smart-Plugins und Agenten übermittelt werden. Das können auch dynamische Parameter sein. Wenn sich beispielsweise die Leistungsfähigkeit eines Systems dem definierten Schwellwert nähert, werden die Überwachungszyklen verkürzt und zusätzliche Parameter kontrolliert.

Neben den Openview-Konsolen, die unter HP-UX und Solaris laufen, wird HP Vantagepoint eine Version für Windows NT beziehungsweise Windows 2000 spendieren und sie mit Microsoft-eigenen Techniken ausstatten. Dazu zählen COM und DCOM, Active X, die Microsoft Management Conole (MMC) sowie die Windows Management Infrastructure (WMI). Letzteres ist die hauseigene WBEM-Ausführung (WBEM=Web-based Enterprise Management) von Microsoft. HPs Management-Geschäftsbereich untermauert somit einmal mehr seinen Anspruch, Verwaltungs-Tools für Windows-Umgebungen anzubieten.

Wie wichtig HP die neue Vantagepoint-Familie ist, zeigt die Umbenennung der Management-Klassiker "IT/Operations" in "Vantagepoint Operations" sowie "Perfview" in "Vantagepoint Performance". Kennzeichen der neuen Ausführungen ist, dass sie auf dem Komponentenbeschreibungsmodell Common Information Model (CIM) der Desktop Management Task Force (DMTF) basieren. Der Standard ist aus der ursprünglich von Microsoft betriebenen WBEM-Initiative hervorgegangen. Aktuell setzt HP diesen Standard nur innerhalb der Windows-Konsole um. Entsprechende Erweiterungen für die Management-Tools unter Unix sollen folgen.

Ab Mitte April wird HP beweisen können, ob die geschäftsbezogene Sicht auf die IT auch in der Praxis umsetzbar ist. Dann soll Vantagepoint für Windows für rund 45000 Mark in Deutschland erhältlich sein. Das Produkt wird die Komponenten Vantagepoint Performance und Vantagepoint Operation beinhalten. Erweiterungen für die Transaktionsüberwachung, die Messung von Antwortzeiten in Web-Umgebungen, Reporting-Funktionen und sonstige Disziplinen sind optional erhältlich.

Abb.: Die Zentralen Management-Konsolen für Vantagepoint stehen für Windows 2000/NT, HP-UX und Sun Solaris zur Verfügung. Quelle: HP