Mit "New Wave Office" gegen "Officevision" und "All-in-One"

HP fordert DEC und IBM in Bürokommunikation heraus

15.12.1989

CUPERTINO (IDG) - Mit einer aggressiven Präsentation positionierte Hewlett-Packard (HP) seine Büroautomationssoftware "New Wave Office" jetzt gegen die vergleichbaren Pakete von IBM und DEC. In Kalifornien stellte HP 15 Programmpakete vor, mit deren Hilfe das Windows-basierte New Wave in allen Bereichen der Büroautomation und Datenbankarbeit eingesetzt werden kann.

Die 15 New-Wave-Office-Programme bieten Leistungen, die bisher nur auf den Minis der Serie HP 3000 möglich waren, auch unter den Betriebssystemen Unix, MS-DOS und OS/2. Dazu zählen Electronic Mail, verteilte Datenbanknutzung und Zugang zu entfernten Datenbanken, darunter auch IBMs DB2.

HP-Vertreter scheuten sich nicht, ihr neues Produkt mit IBMs Officevision und DECs ,All-in-One-Paket zu vergleichen. Während diese beiden Systeme aber jeweils nur auf den Systemen von IBM oder DEC laufen, legt man bei HP Wert darauf, daß New Wave Office auf verschiedenen Herstellerplattformen läuft.

So können beispielsweise Daten über diverse Systeme verschickt werden, es können Dokumente aus mehreren, sonst inkompatiblen, Datenbanken zusammengestellt werden.

Zielgruppe für das Paket sind zunächst Unternehmen, die mit HP-3000-Minis arbeiten. .Sie können ihre Daten mittels New Wave Office in Zukunft auch unter DOS, OS/2 oder Unix bearbeiten. Die Minicomputer sollen auf Dauer in Serversysteme umgewandelt werden. Andere Anwender können das Paket auf LAN-Servern einsetzen, die unter Unix oder OS/2 laufen. Damit steht New Wave Office ein weites Feld an Geräten zum Einsatz zur Verfügung.

New Wave Office kann bereits jetzt bestellt werden, die Auslieferung beginnt aber nicht vor Mai 1990. Die Preise liegen, je nach Konfiguration zwischen rund 23 000 Mark und 110 000 Mark.

Nach Ansicht von Analysten hat New Wave Office gegenüber den Wettbewerbern Officevision und All-in-One gute Marktchancen. So kostet nach Analystenberechnung ein Officevision-Arbeitsplatz rund 20 000 Mark, ein New-Wave-Office-Arbeitsplatz dagegen nur rund 6000 Mark.

Auf dem Weg zum neuen Standard

Auf der Jagd nach den Standards der Zukunft versucht auch Hewlett-Packard Beute zu machen. Mit "New Wave Office" scheint der kalifornische Konzern jetzt Boden gegenüber Dec und IBM gut zu machen. Schließlich ist New Wave die Basis für die OSF-Benutzeroberfläche Motif, was HP schon einen gewissen Vorteil bei der Suche nach dem Standard gibt.

Zum anderen bietet New Wave Office die Möglichkeit, andere Rechnerwelten in das .System einzubinden: Unix-, DOS- oder OS/2-Systeme können mit den HP-Servern kommunizieren und Daten austauschen - ein unschätzbarer Vorteil gegenüber der proprietären Bürokommunikations-Systemen von IBM oder DEC.

Der andere große Vorteil liegt auf der Kostenseite. Hier ist HP vom Start weg vorne. Gerade wegen der Möglichkeit, vorhandene Terminals oder PCs einzubinden, kann der Anwender vorhandene Geräte nutzen und so möglicherweise teure Neuinvestitionen in Sachen Büroautomation vermeiden.

Ob es HP gelingen wird, mit dem Windows-basierten New Wave eine neue Standard-Benutzerschnittstelle zu schaffen, wird sich nicht zuletzt am Erfolg von New Wave Office zeigen. zek