Erste Systeme mit McKinley-Herz

Hewlett-Packard enthüllt IA-64-Pläne

19.07.2002
MÜNCHEN (CW) - Hewlett-Packard (HP) nutzte die Markteinführung der zweiten Itanium-Generation in der vergangenen Woche, um seine Strategie für die Integration von Intels 64-Bit-Prozessoren in seine Workstation- und Server-Produktlinien zu erläutern. Die ersten "Itanium-2"-Modelle des Herstellers basieren auf dem hauseigenen "ZX1"-Chipsatz ("Pluto").

Mit zwei Workstations und zwei Servern auf Basis des neuen Prozessors läutet HP, Mitentwickler von Intels 64-Bit-Architektur Epic, die nächste Itanium-Runde im eigenen Haus ein. Die Workstation "ZX2000" ist ein Uniprozessor-System, die "ZX6000" ist mit zwei Itanium-2-Prozessoren bestückt. Zuvor hatte das Unternehmen bereits kleinere Stückzahlen der "i2000"-Maschine mit 733 und 800 Megahertz schnellen Versionen der ersten Itanium-Generation "Merced" ausgeliefert.

Ein- und Zwei-Wege-Workstations

Die Workstation "ZX2000" ist mit einer auf 900 Megahertz getakteten Itanium-2-CPU (ehemals "McKinley") mit 1,5 MB L3-Speicher, AGP4X-Grafikbeschleuniger sowie maximal 4 GB DDR-SDRAM-Hauptspeicher und bis zu 146 GB interner Plattenkapazität ausgestattet. Die Workstation ist wahlweise als Deskside-Variante oder im 4 U (1U = 1,75 Zoll = 4,45 Zentimeter) hohen Rack-Gehäuse erhältlich. Die Midrange-Version der Dual-Prozessor-Maschine "ZX6000" nutzt die gleiche CPU, unterstützt jedoch bis zu 12 GB RAM. Außerdem gibt es eine Highend-Ausführung mit zwei Ein-Gigahertz-Prozessoren mit jeweils 3 GB L3-Cache. Beide ZX6000-Varianten sind als Tower- oder 2U-Rackmount-Modell zu haben.

Die ZX2000 ist laut HP zu einem Einstiegspreis von rund 4600 Dollar erhältlich. Ein Durchschnittssystem werde rund 6000 Dollar kosten, eine große Konfiguration bis zu 11000 Dollar. Bei der Dualprozessor-Maschine ZX6000 soll der Einstiegspreis bei 7000 Dollar liegen, der Durchschnittspreis etwa 13000 Dollar betragen. Ein voll ausgebautes System kann bis zu 27000 Dollar kosten. Alle drei Modelle unterstützen als Betriebssystem HP-UX 11i, Version 1.6, die 64-Bit-Ausführung von Windows 2000 sowie 64-Bit-Linux.

Auf der Server-Seite startet HP mit der Dualprozessor-Maschine "RX2600" und dem Vierwegesystem "RX5670". Letzteres will der Hersteller im August, die drei anderen Neuzugänge bereits im Juli liefern. Der RX2600 belegt im Rack zwei Höheneinheiten und lässt sich wahlweise mit 900-Megahertz-/1,5-MB- oder 1-Gigahertz-/3-MB-Varianten des McKinley-Chips bestücken. Er kann bis zu 12 GB DDR-SDRAM-Hauptspeicher sowie 219 GB interne Plattenkapazität aufnehmen und verfügt über vier PCI-X-Steckplätze für Erweiterungen.

Der RX5670 ist 7U hoch und bietet Platz für maximal 48 GB DDR-SDRAM-Arbeitsspeicher und 292 GB Festplattenspeicher. Er lässt sich über neun PCI-X-Slots und einen PCI-Steckplatz ausbauen. Beide Maschinen können als Betriebssystem HP-UX 11i 1.6, Windows 2000 Advanced Server Limited Edition 1.2 sowie 64-Bit-Linux nutzen.

Beim RX2600 bewegen sich die Preise nach Angaben von HP zwischen 7300 Dollar für ein Einstiegssystem, 16000 Dollar für eine Standardausstattung und 33000 Dollar für einen voll ausgebauten Server. Beim RX5670 muss man bereits für eine Basiskonfiguration mit rund 23000 Dollar schon deutlich tiefer in die Tasche greifen. Ein durchschnittlich bestücktes System soll rund 38000 Dollar, eine voll ausgebaute Maschine rund 64 000 Dollar kosten.

HPs aktuelle Neuzugänge basieren auf dem hauseigenen Chipsatz "ZX1". Der Hersteller arbeitet jedoch bereits an einem eigenen neuen Chipsatz, der derzeit unter dem Codenamen "Pinnacles" gehandelt wird. Dieser residiert auf einem speziellen Board, das kompatibel zu den aktuellen PA-Risc-Servern ist. Anwender können dann im "RP7410", "RP8400" und "Superdome" den Chipsatz tauschen und anschließend auch Itanium-Prozessoren bis hin zur Montecito-Generation einsetzen. Nach Angaben von Mark Hudson, Worldwide Marketing Manager Business Systems and Technology, wird der Pinnacles-Chipsatz von acht bis 64 CPUs skalieren und zeitgleich mit dem "Madison"-Itanium im Jahr 2003 debütieren. Anschließend soll er sogar bis zu 128 Wegen skalieren.

Was der zweite Itanium leistet

Pünktlich zur Vorstellung des Itanium 2 gab es für den neuen Chip erste Resultate in Industrie-Standard-Benchmarks. Zwar stehen von Seiten Intels noch Ergebnisse für die beiden generischen Tests des Spec aus, einige Eckdaten ließ HP aber bereits durchsickern. Demnach sei der McKinley mit einem Gigahertz Taktfrequenz im Specint2000-Integer-Benchmark 1,1-mal so schnell wie AMDs "Athlon XP 2100" mit 1,67 Gigahertz, 1,2-mal so schnell wie Intels eigener Pentium 4 "Xeon MP" mit 1,6 Gigahertz sowie 1,3-mal so leistungsfähig wie der "Ultrasparc III" von Sun mit 1,05 Gigahertz Taktrate. HP musste zwar einräumen, dass der Itanium 2 nur rund 90 Prozent der Integer-Leistung von IBMs "Power 4" (1,3 Gigahertz Taktfrequenz) erreicht. Dafür soll der neue Intel-Chip im Fließkomma-Bereich auftrumpfen und bei den genannten Taktraten den Athlon XP um das 2,1-fache, den Power 4 um das 1,1-fache übertreffen und 2,1-mal so leistungsfähig wie Intels eigener Pentium-4-Xeon beziehungsweise 1,7-mal besser als Suns Ultrasparc III sein. Wie genau HP diese Werte ermittelt hat, blieb indes unklar - Intel beispielsweise muss den Xeon MP selbst noch der Spec-Suite unterziehen, und aus den auf der Spec-Site veröffentlichten wenigen Daten lässt sich keines der genannten Verhältnisse herleiten. (tc)

Software - der Schlüssel zum Itanium-Erfolg

Nach Ansicht von Experten steht und fällt die Durchschlagskraft auch des jüngsten, seinem Vorgänger um einiges überlegenen IA-64-Prozessors von Intel im Markt für Highend-Server und -Workstations mit der Unterstützung an der Softwarefront. Denn in den Genuss der viel zitierten Vorzüge von Intels Epic (Explicitly Parallel Instruction Computing) - etwa der Adressierung großen Hauptspeichers sowie hoher Floating-Point-Performance - werde das Gros der Anwender erst gelangen, wenn Betriebssysteme, Compiler und kommerzielle Anwendungen reif für die neue 64-Bit-Architektur sind.

Eine Reihe namhafter Softwareanbieter nutzte die Markteinführung des neuen Chips, um ihre diesbezüglichen Pläne kund zu tun. So hat die Gates-Company vor, noch im Juli eine auf den Itanium 2 getunte Limited Edition 2.1 ihres "Windows Advanced Server" herausbringen. Laut Velle Kolde, Produkt-Manager für Microsofts Windows Enterprise Server, wird es zum Zeitpunkt der Markteinführung der .NET-Server-Produkte gegen Ende 2002 zwei Versionen mit Itanium-2-Support geben: Den ".NET Enterprise Server" für Systeme mit bis zu acht CPUs und 64 GB Hauptspeicher sowie den ".NET Datacenter Server" für 16-Wege-Maschinen mit maximal 128 GB Memory. HP hat neben der Itanium-2-fähigen Variante seines Betriebssystems HP-UX entsprechende Versionen des "Windows Server Management", "Linux Server Management" sowie seiner System-Management-Software "Openview" angekündigt. Releases der Betriebssysteme "Open VMS" und "Non Stop Kernel" sollen in Arbeit sein.

Auf Linux-Seite gibt es laut Intel bereits Itanium-2-verträgliche Varianten der Open-Source-Betriebssysteme von Red Hat, Suse, Turbo Linux, Caldera und MSM. Mit einer Reihe von Softwareprodukten will IBM den Itanium 2 unterstützen - allen voran mit seiner DB2-Datenbank. Konkurrent Oracle plant, Ende November eine entsprechende Version seiner "9i"-Datenbank für Windows, Linux und HP-UX auf den Markt zu bringen. Auch Bea rüstet sich für das Itanium-2-Zeitalter - so will das Unternehmen nach Angaben von Gamiel Gran, Vice President für strategische Allianzen bei Bea, Ende des Jahres eine optimierte Version seines Applications-Servers "Weblogic" einführen. SAP wiederum plant, einige seiner ERP-Produkte auf das Zusammenspiel mit dem Intel-Chip zu trimmen und diese im späteren Verlauf des Jahres vorzustellen, während ein entsprechendes Release seiner Supply-Chain-Management-Software bereits Ende des dritten Quartals Marktreife erlangt haben soll. (kf)