Komponenten-Lieferanten stark betroffen

Herstellern droht in diesem Jahr Wachstum ohne Profit

02.01.1998

Noch sind die Warner in der Minderheit. So korrigierte die International Data Corp. ihre Prognose für den weltweiten PC-Verkauf im nächsten Jahr angesichts der Finanzkrise in Asien lediglich von 15 auf 13 Prozent nach unten. Auch die Computerhersteller selbst erwarten für 1998 eine Steigerung ihrer Verkäufe um satte 22 Prozent. Ebenfalls stabil zeigen sich einem Bericht des amerikanischen Wirtschaftsmagazins "Business Week" zufolge die Ausgabenprognosen der IT-anwendenden Unternehmen. Das Blatt zitiert die Marktforscher von Soundview Financial, die eine Steigerung der IT-Aufwendungen von 9,5 Prozent für das nächste Jahr vorhersagen. 1997 waren die Budgets noch um zehn Prozent gestiegen.

Überkapazitäten als Anzeichen einer Krise

Nicht so sehr die Probleme der Systemlieferanten, sondern die der Komponentenhersteller sieht "Business Week" als Indiz für ein geringeres High-Tech-Wachstum im nächsten Jahr. Etliche Produzenten von Speicherchips, Festplatten bis hin zu Netzwerk-Switches würden heute bereits unter Überkapazitäten leiden, die sie 1997 aufgebaut haben, um Marktanteile zu gewinnen. "In den vergangenen paar Jahren hat uns die Investitionsbereitschaft besoffen gemacht", zitiert das Blatt Luis Machuca, den Chef von NECs Geschäftsbereich Unternehmens-PCs. Durch diese Euphorie seien die Ausgaben für neue Produk- tionsstätten leicht gefallen.

Diese zusätzlichen Fertigungskapazitäten haben zu verstärkten Preiskämpfen geführt. Schon vor der asiatischen Grippe mußte die Branche besorgniserregende Preisrückgänge für Festplatten, Speicherchips, Software, Drucker und PCs hinnehmen. Anstelle des inzwischen bereits üblichen jährlichen Verfalls von 25 Prozent haben die Festplattenpreise allein im vergangenen Quartal um zehn Prozent nachgegeben. Das erklärte Quantum-Chef Michael Brown gegenüber dem Wirtschaftsblatt. Nach einem Rückgang um 75 Prozent zwischen Mitte 1996 und Mitte 1997 seien die Preise in den letzten drei Monaten nochmals um 25 Prozent nach unten gerutscht. Deshalb stehe einigen Komponentenfertigern Wachstum ohne Profit bevor. Darunter leiden bereits Unternehmen wie Seagate, Western Digital, Quantum sowie die Chiphersteller Micron Technology und Cypress Semiconductor. Selbst Cabletron Systems, Hersteller von stark nachgefragtem Netzwerk-Equipment, mußte nach enttäuschenden Einnahmen die Entlassung von 600 Mitarbeitern ankündigen.

Diese Situation könnte, so die "Business Week" weiter, mehr und mehr Firmen in die Bredouille bringen. Vor allem in Kombination mit der Finanzkrise in Asien stünden etlichen Unternehmen der Computerbranche harte Zeiten bevor. Ein Beispiel dafür ist Oracle. Am 9. Dezember mußte der Highflyer des Datenbankmarktes enttäuschende Absatzzahlen melden - teilweise durch die schwachen Verkäufe in Asien verursacht, aber auch durch eine generell geringe Nachfrage nach seinen Datenbankprodukten.

Den Grund für ein möglicherweise niedrigeres Wachstum sieht das US-Wirtschaftsblatt im Fehlen neuer, wichtige Anwendungsbereiche öffnender Produkte. So erwartet kaum ein Branchenbeobachter von Windows 98 die Impulse, wie sie vor zwei Jahren Windows 95 im Markt auslöste. Außerdem halten sich etliche Unternehmen mit Ausgaben für IT-Equipment zurück, bis sie das Jahr-2000-Problem gelöst haben.

Weitere Konsolidierung ist programmiert

Auch wenn die IT-Industrie wächst wie von den meisten Auguren vorhergesagt, wird es 1998 zu einer weiteren Konsolidierung der Branche kommen. Beispielsweise würden 15 Hersteller von Festplatten um nur 20 Prozent des Marktes kämpfen. 80 Prozent beanspruchen Seagate und einige andere Hersteller erfolgreich für sich. Im Markt für Desktop-PCs wird es nach dem Dafürhalten der "Business Week" ebenfalls zu einem Shakeout kommen. Dort wiesen die wichtigsten Anbieter wie Compaq, Dell, IBM, HP und NEC-Packard Bell im vergangenen Jahr zusammen einen Marktanteil von 50 bis 60 Prozent auf. Ein Umstand, der bei den Playern in der zweiten Reihe wie AST, Acer und Apple zu Verlusten führte.