Günstig und leistungsfähig

iPad 2018 im Macwelt-Test

12.04.2018
Von 
Stephan Wiesend schreibt für die Computerwoche als Experte zu den Themen Mac-OS, iOS, Software und Praxis. Nach Studium, Volontariat und Redakteursstelle bei dem Magazin Macwelt arbeitet er seit 2003 als freier Autor in München. Er schreibt regelmäßig für die Magazine Macwelt, iPhonewelt und iPadwelt.

Gute Akkuleistung

Im iPad 6 steckt der gleiche Akku wie im iPad 5, ein relativ großer Akku mit 32,4 Wh Kapazität. Bis zu zehn Stunden Surfen verspricht Apple, wie auch bei seinen beiden Pro-Modellen. In unserem Surftest zeigt das iPad 6 eine gute Leistung und hielt 8 Stunden und 33 Minuten durch – mit ausgeschaltetem Bluetooth-Modul übrigens nur zwei Minuten länger. Einen kompletten Arbeitstag sollte der Akku also durchhalten. Was uns allerdings negativ auffiel: Der Akku lädt sich so langsam wie bei den Vormodellen.

Lautsprecher

Es gibt aber weitere kleine Sparmaßnahmen, die beim direkten Vergleich mit den Pro-Modellen stören: Während die Pro-Versionen vier gut klingende Lautsprecher besitzen, weist das iPad 6 nur zwei davon auf. Abgesehen vom schlechteren Klang fällt der schlechtere Sound auf, wenn man das iPad in die Horizontale dreht. Für den Einsatz als Küchenradio oder Videos ist die Tonqualität aber völlig ausreichend.

Der Stift

Wichtigste Neuerung des neuen iPad ist aber die Unterstützung des Apple Pencil, was bisher den Pro-Modellen vorbehalten blieb. Auf die seitliche Schnittstelle „Smart Connector“ hat Apple verzichtet, die teure Apple-Tastatur bleibt also außen vor. Es gibt allerdings ein wirklich umfangreiches Angebot an Bluetooth-Tastaturen, so sollten ja für das neuen iPad alle Gehäuse und Tastaturhüllen für das iPad Air und das iPad 5 passen. Ohne Zweifel ist der Stift eine sehr sinnvolle Bereicherung der iPad-Bedienung. Zeichnungen oder Skizzen gelingen selbst einem zeichnerisch Unbegabtem sauber und mühelos, die neue Unterstützung von iWork-Programmen ist ein weiteres Plus.

Für die Büroarbeit ist ja der Pencil interessanter geworden, seitdem die neuen iWork-Versionen den Stift unterstützen: Hat man ein Keynote-, Pages- oder Numbers-Dokument vor sich, kann man schnell und unkompliziert Textstellen markieren, Notizen ergänzen oder eine kleine Idee illustrieren. Statt mühsam Kommentare einzutippen, kann man bei einem zu korrigierenden Text einfach Wörter durchstreichen oder „unterkringeln“. Für schnelle Notizen eignet er sich ebenfalls und ist weit mobiler einsetzbar als eine Bluetooth-Tastatur - für die man ja doch immer eine Unterlage oder einen Tisch braucht.

Gut: Bei Änderungen der Schrift oder anderen Korrekturen bleibt eine Markierung am betroffenen Wort „haften“. Sinnvoll ist der Stift ja nicht zuletzt für Bildkorrekturen, etwa um Snapseed oder Pixelmator gezielt Bildstellen aufzuhellen oder nachzuschärfen. Stiftbedienung ist zwar nicht jedermanns Sache, die meisten Anwender werden den Pencil aber nach einiger Nutzungszeit nur ungern wieder hergeben. Schade: Dateneingabe in Numbers ist nicht möglich, notierte Zahlen werden wie eine Grafik behandelt. Der Bildschirm des iPad 6 ist zwar nicht laminiert und „dicker“, bei abwechselnder Nutzung an einem iPad Pro und iPad 6 konnten wir aber kaum einen Unterschied feststellen. Auch ein neuer günstiger Stift von Logitech namens Crayon wird unterstützt, übrigens nur vom iPad 6. Bei der Frage, ob sich der Pencil aus pädagogischer Sicht für den Schulunterricht eignet, sind wir allerdings überfragt.

Der Pencil eignet sich gut für Kunstwerke, aber auch für schnelle Notizen.
Der Pencil eignet sich gut für Kunstwerke, aber auch für schnelle Notizen.

So meinen ja einige Forscher, Schüler sollten sich weniger auf Notebooks oder iPad als auf den Unterricht konzentrieren. In einer Studie schnitten etwa Studenten sogar besser ab, wenn sie während des Unterrichts auf Notebook und Tablet verzichteten.

Fazit:

Das kurz vor der Ablösung stehende iPad Pro 10,5 ist eigentlich das bessere Tablet: Es ist schlanker, besser entspiegelt und hat die überlegene Kamera. Den doppelten Preis rechtfertigt das aber nur für sehr Anspruchsvolle. Das ausgereifte iPad ist völlig ausreichend. Es ist elegant und solide, die Akkuleistung und CPU sind hervorragend und der Preis ist unschlagbar. Ungewöhnlich: Durch den Preisnachlass von Apple sind Auslaufmodelle des iPad 2017 kaum günstiger und angesichts der deutlich schlechteren Performance nur wenig empfehlenswert. (Macwelt)