„Größe allein ist nicht entscheidend“

01.04.2003
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

CW: Dadurch kennt Fröschl allerdings auch sehr genau die internen Abläufe, Stärken und Schwächen von Siemens Business Services. Er könnte also für bestimmte Aufgaben ganz gezielt andere Anbieter als Siemens Business Services beauftragen, weil er dem eigenen, internen Dienstleister nicht vertraut.
STODDEN: So sehe ich das nicht: Im Unterschied zu anderen IT-Anbietern konnten wir in zahlreichen Projekten unsere Leistungsfähigkeit und Kompetenz unter Beweis stellen. Ich erwarte deshalb auch keinen Einbruch beim internen Siemens-Geschäft. Ganz im Gegenteil gehen wir davon aus, weitere Anteile am IT-Budget von Siemens zu gewinnen. Als Konsequenz der allgemeinen Investitionszurückhaltung und der Konsolidierung wird das absolute Volumen voraussichtlich rückläufig sein.

CW: Haben Sie eine Last-Call-Option, also das Vorrecht, das letzte Angebot abzugeben, oder etwas Ähnliches?
STODDEN: Nein, allerdings sind wir aufgrund unserer umfassenden Kenntnis des Kunden Siemens in der Lage, uns bei neuen Vorhaben richtig zu positionieren.

CW: Unter Ihrer Führung wurde das visionäre Ziel, zu einem weltweit führenden IT-Dienstleister aufzusteigen, nicht weiterverfolgt. Kann Siemens Business Services noch den Siemens-Ansprüchen genügen?
STODDEN: Die Vision, zu den weltweit größten fünf Anbietern aufzusteigen, hat sich als nicht umsetzbar erwiesen. Das Ziel wurde auch aufgrund des sich stark verändernden Markts und Wettbewerbs aufgegeben. In den Zeiten des Internet-Hypes hat man ja viele Dinge zu optimistisch gesehen.

Der Markt für IT-Dienstleistungen ist generell stark fragmentiert. Die größten zehn Anbieter erzielen zusammen einen Marktanteil von rund 25 Prozent am weltweiten IT-Service-Volumen. Ich erwarte in den nächsten Jahren keine starke Marktkonsolidierung, denn auch die kleineren, regionalen Anbieter können so wie die großen internationalen Anbieter gute Margen erzielen. Wer das Geschäft richtig betreibt, verdient gut. Wer es schlecht macht, wird scheitern, egal wie groß oder klein das Unternehmen ist.

CW: Sie widersprechen den gängigen Prognosen der Marktanalysten, die nahezu einhellig eine Marktkonzentration erwarten. Es kursieren Zahlen, dass 50 Prozent der Anbieter die Marktschwäche nicht überstehen werden.
STODDEN: Das glaube ich nicht. Es wird weiterhin Anbieter aller Größen geben, die sich gut positionieren. Wenn eine Organisation zu komplex wird, wird es schwierig. So haben wir uns bei Siemens Business Services im letzten Jahr deutlich fokussiert - in Bezug auf Regionen, Branchen und Themen.