Grid: Das Internet als Computing-Plattform

11.03.2002
Von 
Kriemhilde Klippstätter ist freie Autorin und Coach (SE) in München.

Der IBM-Manager Irving Wladawsky-Berger will die Grid-Technik für Eliza nutzen.

Gegenspieler IBM hat zusammen mit den Forschern von Globus Project unter der Bezeichnung "Open Grid Services Architecture" (Ogsa) Spezifikationen für Grid-Verbundrechnen über das Internet entwickelt. Die Wissenschaftler kombinierten die im Globus-Projekt schon früher entwickelten Grid-Regeln mit den Vorteilen von Web-Services. Sie definieren ein Grid als einen "erweiterbaren Satz von Grid-Services, die sich in unterschiedlicher Weise kombinieren lassen". Das bedeutet, dass in Ogsa alle Ressourcen im Netz - Rechenpower, Speicherkapazität, Netze, Programme und Datenbanken - als Dienste aufgefasst werden. Ogsa beschreibt die Schnittstellen dieser Services und die Protokolle, über welche die Interfaces angesprochen werden.

Die neuen Spezifikationen basieren auf den oben erwähnten Web-Service-Standards XML, WSDL, UDDI und Soap sowie auf den im Globus-Projekt entwickelten Standards für Grid-Computing. Sie dienen dazu, Computing-Ressourcen zu finden, zu planen und zu reservieren.

Irving Wladawsky-Berger, Vice President Strategy and Technology von IBMs Server Group, gab sich bei der Vorstellung von Ogsa auf dem "Global Grid Forum" im kanadischen Toronto euphorisch: "Das Internet entwickelt sich über E-Mail, Inhalte und E-Commerce hinaus. Es wird eine reelle Computing-Plattform, die die Servicequalitäten des Enterprise-Computings mit der Möglichkeit kombiniert, über das Internet verteilte Ressourcen - Anwendungen, Daten, Speicher, Server und alles dazwischen - zu teilen."

Einige Industrievertreter sind bereits auf Ogsa aufmerksam geworden und haben Unterstützung angekündigt. Positive Reaktionen auf die Grid-Architektur zeigten unter anderem Avaki und Platform, beides Lieferanten von kommerziell nutzbaren Grid-Programmen, Entropia, das sich auf PC-gestützte Grid-Techniken spezialisiert hat, sowie Microsoft.

IBM will die Ogsa-Spezifikationen als Grundlage für das "Eliza"-Projekt nutzen, das "autonomes" Computing zum Ziel hat. Zudem hat Big Blue in Toronto angekündigt, das gesamte Produktportfolio Grid-fähig zu machen. Als Referenz-Implementierung für Ogsa soll die "Websphere"-Software dienen. Zudem soll auch die "Tivoli"-Plattform um die neuen Standards erweitert werden. Schließlich hat Big Blue auch ein weiteres Einsatzgebiet für die "Shark"-Speicher-Arrays gefunden: Sie sollen die Daten aus den Grid-Netzen über das iSCSIProtokoll aufnehmen.