Grid Computing braucht Standards und Sicherheit

07.08.2003
Von 
Kriemhilde Klippstätter ist freie Autorin und Coach (SE) in München.

Resultate. In der Theorie basiert ein Grid auf Standards, die alle Plattformhersteller unterstützen.

Standard ist stark: Mittlerweile lassen sich auch in Grid-Systemen auf Basis von Standardkomponenten ("commodity of the Shelf" = cod) beachtliche Leistungen erzielen. Die alljährliche Supercomputing-Liste der 500 schnellsten Rechnersysteme - das sind oft Cluster-Verbünde, also lokale Grids, - erbrachte heuer Erstaunliches: Unter den diesjährigen Top Ten finden sich zwei aus Standardkomponenten aufgebaute Rechnerkomplexe. Analysten zufolge sollen cod-Systeme innerhalb der nächsten zwölf Monate die Hälfte aller Supercomputer auf der Liste stellen.

Im Global Grid Forum werden die Aktivitäten rund um die Standardisierung von Grid-Computing koordiniert. Ein prominentes Beispiel für eine gelungene Implementierung ist das Open-Source-Projekt "Globus", das kürzlich die Version 3 des "Globus Toolkit" (GT3) veröffentlichte. Wichtig ist die Software deshalb, weil darin die OGSI-Spezifikationen 1.0 (Open Grid Services Infrastructure) umgesetzt wurden. Sie definieren Web-Services ("Grid Services"), die über Grid-Netze angeboten werden. Globus ist ein Zusammenschluss von weltweit kooperierenden Forschern und Programmierern mit Hauptsitz am Argonne National Laboratory for Mathematics and Computer Science in Illinois.

Einigkeit scheint in der Community darüber zu bestehen, dass Grid-Techniken und Web-Services verschmolzen werden. Auch die Anbieter von Grid-Techniken - allen voran IBM, Hewlett-Packard, Sun und Microsoft - entwickeln in diese Richtung. Kürzlich hat beispielsweise IBM angekündigt, das hauseigene "Websphere" sei nun Grid-fähig. Mit Version 5.0.2 von Websphere könnten Unternehmen unbenutzte Ressourcen dem Betriebsteil zur Verfügung stellen, der Bedarf anmeldet. "Bei einem Engpass sucht Websphere dynamisch alternative Komponenten, misst Antwortzeiten und optimiert automatisch die Leistung", wirbt Robert Sutor, IBMs Verantwortlicher für die Websphere-Infrastruktur. Derzeit gelingt das allerdings nur für ein einziges Cluster-System mit einer Anwendung. In Zukunft sollen

aber auch eine Vielzahl von Server-Verbünden, auf denen unterschiedliche Programme laufen, davon profitieren.

Bereits im Februar hat Sun Microsystems angekündigt, die hauseigene "Grid Engine" in Sun ONE (Sun Open Net Environment) zu integrieren. Die Grid-Engine-Software ist ein Werkzeug zur Verwaltung von verteilten Ressourcen und kann für Cluster und Campus-Grids eingesetzt werden: Sie erteilt Rechenaufträge an verfügbare Computer innerhalb eines Grids und verwaltet die Vorgänge. Nach Angaben von Wolfgang Gentzsch, Suns Director für Grid Computing, arbeiten Hunderttausende von CPUs in weltweit mehr als 8000 Grids bereits mit der Sun-Software. Das Programmpaket - damals noch unter dem Namen "Codine" bekannt - erwarb Sun im Juli 2000 durch die Übernahme des Herstellers Gridware, dessen Mitbegründer Gentzsch war.