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Google lässt sich Zeit

13.02.2008
Von Handelsblatt 
Googles mobile Pläne sind offenbar weniger weit gediehen als erwartet. Beim Mobile World Congress in Barcelona wurden zwar erste Handy-Prototypen für das Android-System vorgestellt, mit dem der Suchmaschinenriese die Welt des mobilen Internet auf den Kopf stellen möchte. Noch ist aber unklar, wann genau das neue Betriebssystem an den Start gehen wird.

HB BARCELONA. "Wir haben keine Eile." Google-Manager Rich Miner gab sich auf der Mobilfunk-Messe Mobile World Congress in Barcelona gelassen. Befragt nach speziellen Werbe-Angeboten, die Google zum Marktstart seines Handy-Betriebssystems Android auf den Weg bringen könnte, wollte Miner sich nicht festlegen. Wichtig sei es, zunächst einmal eine gute Plattform auf den Markt zu bringen.

Android ist ein offenes System für mobile Geräte, hinter dem Google und mehr als 30 Diensteanbieter und Gerätehersteller stehen. Das Betriebssystem ist auf mobiles Internet und andere Datendienste ausgerichtet. In Barcelona wurden erste Prototypen möglicher Android-Handys gezeigt. Unklar ist aber noch, wann genau Android an den Start gehen wird. Angepeilt ist die zweite Jahreshälfte. Der Handy-Hersteller Samsung rechnet jedoch offenbar eher mit einer späteren Markteinführung und kündigte in Barcelona eigene Android-Handys erst für 2009 an.

Google selbst hatte sich Ende letzten Jahres mit der Vorstellung von Android von Plänen eines selbst entwickelten Mobiltelefons erst einmal verabschiedet. Bei Android gehe es nicht um einen "Google-Phone", sondern um eine offene Plattform, betonte Miner in Barcelona noch einmal. Die Verbraucher würden vor allem durch den Wegfall von Lizenzgebühren von Android profitieren. Dadurch könnten Gerätehersteller die Handys billiger anbieten. "Während die reinen Herstellungskosten stetig sinken, können die Lizenzen mehr als 20 Prozent des Preises ausmachen", so Miner. Das fiele beim offenen Android-System weg.

Android trifft auf dem Markt für Internet-fähige Handys auf etablierte Konkurrenten. Marktführer bei Betriebssystemen ist Symbian mit einem Anteil von etwa zwei Dritteln. Microsoft hatte nach Einschätzung von Marktforschern mit Windows Mobile zuletzt etwa 12 Prozent des Marktes. Allerdings machen die sogenannten Smartphones erst etwa ein Zehntel des gesamten Handy-Marktes aus - 2007 wurden rund 120 Millionen Geräte verkauft.

Mit einer schnellen Absatz-Entwicklung könnten sich die Marktanteile also rasch verändern. "Symbian funktioniert vielleicht für Nokia - aber nicht für die Industrie", stichelte Miner in Richtung des großen Rivalen im Hinblick auf den noch geringen Marktanteil von Internet-Telefonen.