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Getrennt hacken - vereint verkaufen

12.02.2003
Von Matthias Ettrich

Riek, heute Technical Manager beim französischen Softwarehaus Alcove, konnte damals nicht wissen, wie glimpflich die Gates-Company davonkommen würde. Was ihn in der IT am meisten ärgert, sei „der Versuch bestimmter Kreise, mittels der Einführung von Logikpatenten Information zu monopolisieren und den freien Wettbewerb zu verhindern“. Nach dem öffentlichen Disput entspannt sich der Aktivist beim Joggen oder raucht „bei Dark-Wave-Musik mit einem Glas Wein oder Scotch eine gute Zigarre“. Sein Lieblingsfilm: John Carpenters Klassiker „Dark Star“. Neben Verbandsvertretern wie Riek hatten sich auch einige Politiker frühzeitig für die Nutzung von Linux in der Parlamentsverwaltung ausgesprochen. „Mein Wunsch wäre es, den Bundestag zur Microsoft-freien Zone zu erklären“, erklärte der SPD-Bundestagsabgeordnete Jörg Tauss bereits im November 2001. „Ich halte es nicht für verantwortbar, dass wir im Parlament Software einsetzen, deren Quellcode nicht offen gelegt ist.“ Der medienpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion ist bekannt durch seine markigen Statements. Er kritisiert „die mangelhafte Produkthaftung im Softwarebereich, fehlende Interoperabilität und die zunehmende Abhängigkeit von marktbeherrschenden Anbietern“. Open Source im Bundestag

Dass der Ältestenrat des Bundestags schließlich am 14. März 2002 für den Einsatz von Linux auf nahezu allen Servern votierte, hat mit einem anderen SPD-Politiker zu tun: Uwe Küster, Leiter der IuK-Kommission des Deutschen Bundestags, erarbeitete mit seinem Gremium die entscheidende Vorlage. Als IT-Verantwortlicher der SPD-Bundestagsfraktion hatte der Politiker schon seit 1995 Erfahrungen mit Linux gesammelt. Entsprechend optimistisch beurteilt er die Chancen für einen breiten Einsatz von Open Source in der öffentlichen Verwaltung. Den Bundestag sieht er dabei in einer „Eisbrecherfunktion“. Sein größtes berufliches Ziel ist die Einrichtung einer CIO-Funktion sowohl in der SPD-Fraktion als auch im Bundestag. Danach könnte sich der Vater von drei Kindern vielleicht doch noch seinem eigentlichen Traumberuf als Dampflokführer widmen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto: DBT (Deutscher Bundestag)

 

 

 

 

 

 

 

Foto: GNU-FDL