Geoinformatiker: Wetterfest mit Liebe zur Natur

31.10.2002
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.

Die FH Wiesbaden bietet seit 1995 eine Ausbildung zum "Ingenieur für Umwelttechnik" an. Im Studienplan enthalten sind: Grundlagen der Ingenieurausbildung, umweltgerechtes Produzieren, Umweltverträglichkeitsprüfung, Energiesparkonzepte, Umweltrecht, Umweltanalytik und vieles mehr.

Geld für den Umweltschutz

"Unsere Studenten sollen nicht nur von begrüßenswertem Eifer beseelt sein, die Umwelt zu schützen. Wer der Umwelt wirklich helfen will, muss naturwissenschaftliche, technische und ökologische Zusammenhänge erkennen", sagt Landschulz. Dass im letzten Semester alle Studenten problemlos einen Job gefunden haben, ist für ihn der Beweis, dass Unternehmen und Behörden mehr und mehr die Wichtigkeit dieser Thematik erkennen.

Web-Adressen Geoinformatiker

www.geodesy.tu-berlin.de

www.geod.uni-bonn.de

www.gi.verm.tu-darmstadt.de

 www.tu-dresden.de/fghg/institute.html

 www.vermessung.unihannover.de

 www.gik.uni-karlsruhe.de

www.fesg.tu-muenchen.de/bv/Vermessungswesen.html

 www.fhoev.nrw.de

 www.fh-oldenburg.de

 (kein Anspruch auf Vollständigkeit)

Volker Wohlgemuth, der an der Universität Hamburg, Forschungsgebiet Umweltinformatik, als auch als Berater für die Ifu Hamburg GmbH tätig ist, teilt diese positive Einstellung nicht ganz: "Selbst wenn die Unternehmen die Brisanz erkennen, sind sie zurzeit nur bedingt bereit, Umweltspezialisten einzustellen." Die Zurückhaltung gelte aber offensichtlich nur für die Einstellung neuer Mitarbeiter - für den betrieblichen Umweltschutz selbst stünden durchaus Mittel zur Verfügung. "Dass die Unternehmen so wenig neue Mitarbeiter suchen, ist gleichzeitig die große Chance für Umweltberater. Qualifizierte Hochschulabsolventen können sich hier eine Nische schaffen", ist Wohlgemuth überzeugt.

Zu den Aufgaben eines Umweltberaters gehöre es, Software zu pflegen, die den Umweltschutz unterstützt, Umweltdaten in die bestehenden Informationssysteme zu integrieren sowie Schnittstellen zwischen Anwendungen und Technik zu schaffen. Für einen anderen Bereich ist der Einsatz eines perfekten Computernetzes geradezu überlebenswichtig: Bei den Georisiken, beispielsweise durch Erdbeben, hängen Menschenleben vom Einsatz komplexer Software ab.

Geoforscher Heiner Igel, Projektleiter "Internationales Qualitätsnetz Georisiken" beim Institut für Geophysik der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), untersucht gefährdete Erdbebengebiete: "Die Regionen, in denen mit schweren Erdbeben gerechnet werden muss, sind den Wissenschaftlern bekannt - nur der Zeitpunkt der jeweiligen Katastrophe lässt sich schwer vorhersagen."

Weltweite Zusammenarbeit

Im Jahr 2001 wurde das Seismometer-Netz in Bayern erweitert, um gezielt die Seismizität in Bayern und den angrenzenden Ländern beobachten zu können. In der Erdbeben-Gruppe von Professor Igel sind Physiker, Geologen, Mathematiker, Informatiker und auch Bauingenieure tätig. Igel: "Einer der Bauingenieure kommt aus Peking - das ist für den Wissensaustausch von großem Vorteil." Seiner Meinung nach müssten die Geowissenschaftler weltweit noch enger zusammenarbeiten, nur so könnten die Synergien entsprechend genutzt werden.

Die LMU München gehört zu den Universitäten, die im kommenden Jahr einen Bachelor- und einen Master-Studiengang in den Geowissenschaften einführen werden. Die Absolventen können bereits nach drei Jahren einen Hochschulabschluss vorweisen. Igel ist überzeugt, dass die Geowissenschaften weltweit eine immer wichtigere Rolle einnehmen werden. Schließlich nehmen Überschwemmungen, Vulkanausbrüche, Erdbeben und magnetische Stürme eher zu als ab. Der Erdbebenexperte: "Je mehr die Technik die Wirtschaft und die Umwelt durchdringt, desto mehr werden qualifizierte Spezialisten für mögliche Risiken benötigt. Die Firmen erkennen nach und nach, wie gut und umfassend Geowissenschaftler ausgebildet sind."

Für den Beruf in der Geoforschung sollten sich, so Igel, allerdings nur diejenigen entscheiden, die Freude an der Natur und auch die entsprechende Kondition haben. Sie müssen bereit sein, unter widrigen Umständen zu arbeiten: "Wenn für einen Vulkan in Indonesien ein seismisches Netzwerk aufgebaut wird, muss einer der Wissenschaftler bis zu 3000 Meter mit einer Autobatterie auf dem Rücken überwinden." Wer fremde Länder und Kulturen kennen lernen möchte, ist, so Igel, bei den Geowissenschaften am richtigen Platz. Er selbst jedenfalls bedauert, dass seine Arbeit sich zurzeit fast nur am Computer abspielt.