Systems '97Messe-Rundgang: Große Auswahl bei Industrie-Standardsoftware

Funktionserweiterungen wieder im Vordergrund von PPS-Lösungen

17.10.1997

Produktverbesserungen zeigen die Anbieter vor allem für die Bereiche der nachfrageorientierten Produktionsplanung, Material- und Warenlogistik, Auftragsbearbeitung und für den Vertrieb. Ganz oben steht dabei die Integration von Internet-Techniken. Ein anderer Trend zeichnet sich zum Ärger der auf Workflow spezialisierten Hersteller ab: Ähnlich wie schon beim Engineering Data Management (EDM) kommen nun die ersten PPS-Anbieter auch mit eigenen Tools zur Gestaltung und Automatisierung von Arbeitsvorgängen beziehungsweise Geschäftsabläufen.

Supply Chain via Internet unterstützen

Mit welchen Neuigkeiten die PPS-Szene aufwartet, soll der folgende Messerundgang ohne Anspruch auf Vollständigkeit zeigen. Wer die Systems am Haupteingang der Halle 1 betritt, kommt an der SAP AG nicht vorbei. Die um den Mittelstand bemühten Walldorfer belegen dort wiederholt einen großen Teil des Ausstellungsbereichs, diesmal um Version 4 von R/3 vorzustellen. Als funktionale Erweiterungen im Umfeld des PP-Moduls nennt der Branchenriese die automatisierte Auftragsbestätigung und die Supply-Chain-Unterstützung via Internet vom Zulieferer über die Produktion bis hin zum Produktversand. Verbesserungen gibt es auch für die Fließproduktion, zum Beispiel für die hochautomatisierte Massenproduktion der Automobilindustrie.

Rund um SAP scharen sich zahlreiche Partner mit ihren R/3-Speziallösungen, darunter die Stuttgarter Sligos GmbH, die seit Anfang Oktober unter dem Namen Atos GmbH firmiert und mit Version 3.1.g von "R/3 Automotive Supplier" vetreten ist. Die Branchenlösung (Unix, NT, AS/400) für die Automobilindustrie wartet mit zwei neuen Modulen auf: "AS-Customizing" erlaubt Zulieferern voreingestellte Abläufe im SD-Modul von R/3 (SD = Sales and Distribution), um die herstellerspezifischen Abwicklungsanforderungen besser berücksichtigen zu können; bei "AS-Ediform" handelt es sich um ein Formularpaket für den Papieraustausch auf Basis der VDA- und Odette-Richtlinien, ergänzt um herstellerspezifische Besonderheiten.

Äußerst ergiebig für PPS-Interessenten ist bezüglich der Anzahl einschlägiger Hersteller die Halle 2. Hier trifft man auch SAPs ärgsten Konkurrenten, die Baan GmbH, Hannover (Halle 2, Stand B 4/D 5). Gezeigt wird "Baan IV c", in das ein Workflow-Management-System zur automatisierten Vorgangsbearbeitung integriert wurde. Weiterhin bietet das Update mehrere neue Internet-Applikationen und Referenzmodelle für verschiedene Branchen. Das verbesserte Modul "Sales Force Automation" unterstützt den Vertrieb unter anderem in der Beurteilung, ob oder wann eine Produktkonfiguration verfügbar ist beziehungsweise ob sie überhaupt gefertigt werden kann.

Mit der Komponente "Synchronisation" ist eine auf die Nachfrage optimierte Abstimmung der Produktionsplanung und -steuerung möglich. Neben Unix und Windows NT läuft die Komplettlösung jetzt auch auf dem Tandem-Betriebssystem "Non Stop Kernel".

Nicht weit entfernt präsentiert die BIW GmbH, Weinstadt, ihre auf AS/400 und Windows NT laufende PPS "Brain AS" (Halle 2, Stand A 6/B 3). Das System wird zur Messe mit der neuen Oberfläche Smart User Interface (SUI) gezeigt. Außerdem erlaubt die Integration von Web-Techniken die Verwendung von Electronic-Commerce-Applikationen. Als neue branchenspezifische Lösungen werden die Module Textil, Automotive, Process/Pharma und Auftragsfertigung gezeigt.

Die Bäurer GmbH aus Hüfingen ist im PPS-Bereich mit "Kifos 12.7" vertreten (Halle 2, Stand A 5). Die Mittelstands-PPS läuft unter Unix und Windows, der Daten-Server kommt von Informix. Gegenüber Release 12.6 wurden die Projektverfolgung, das Engineering Data Management und die Lieferabrufe nach dem VDA-Standard verbessert. Neu hinzugekommen sind auch Simulations- und Workflow-Funktionalität.

Workflow wird zum PPS-Thema

Auf dem Informix-Partnerstand ist die Kieler BOG GmbH zu finden (Halle 2, Stand B 8/D 9). Version 6 von "Dialog Total NTX" (Unix, NT) wurde um Tools für die Lieferantenbeurteilung und die Auftragsdatenerfassung (beleglose Fertigung) ergänzt. Hinzugekommen sind darüber hinaus Workflow-Funktionen und verschiedene Referenzmodelle.

Daß Version 3.5 von "System 21" außer auf Unix und AS/400 auch unter Windows NT läuft, macht die JBA Ratioplan GmbH aus Villingen-Schwenningen zu ihrem Messeschwerpunkt (Halle 2, Stand D 4). Die ERP-Lösung verfügt über zahlreiche Branchenerweiterungen und hat mit "Constructor" eine neugestaltete grafische Oberfläche erhalten. Der ebenfalls neue "Explorer" bietet ein interaktives Tool, das laut Hersteller eine individuelle Zusammensetzung der Softwarekomponenten und somit eine Modellierung von Geschäftsprozessen erlaubt.

Gleich auf mehrere Partnerstände hat sich die J.D.Edwards GmbH aus Langen verteilt (Oracle: Halle 2, Stand A 8/B 5; IBM: Halle 5, Stand A 6/B 9; DEC: Halle 12, Stand 24). Neben Jahr-2000- und Euro-Fähigkeit wird das betriebswirtschaftliche Standardpaket "Oneworld", Release B 7.31, mit Java-Internet-Lösungen und einem Workflow-Management gezeigt. Um Geschäftsanwendungen auch außerhalb des Unternehmens (Kunden, Lieferanten, Distributoren oder Außendienst) verfügbar zu machen, lassen sich Oneworld-Anwendungen von jedem Java-fähigen Browser aus aufrufen. Mit dem Workflow-Management kommen Tools zur Modellierung, Steuerung und Überwachung von Geschäftsabläufen. Darin enthalten sind Vorlagen für Standardprozesse sowie Werkzeuge für Ad-hoc-Aufgaben. Oneworld ist auf nahezu jeder Plattform verfügbar.

Ebenfalls bei Oracle ist die Münchner Kybernon GmbH zu finden (Halle 2, Stand A 8/B 11). "Factory 5.8" stellt laut Anbieter ein Produktionslogistiksystem für die Mischformen einer überwiegend werkstattbezogenen Fertigung dar. Das Produkt wurde inzwischen von Oracles Entwicklungsumgebung "Forms 3.0" auf Forms 4.5 migriert, um es mit einer grafischen Benutzeroberfläche auch für Windows NT anbieten zu können. Neu sind die grafischen Schnittstellen für die Auftragsplanung, Stückliste sowie für die Kapazitäts- und Betriebsmittelstruktur. Hinzu kommt ein voll integriertes Electronic Data Interchange (EDI).

Eine Halle weiter präsentiert die Ordat GmbH, Gießen, ihre Standardsoftware "Foss" (Halle 3, Stand B 13). Die Lösung für Maschinenbau, Variantenfertiger, Prozeß- und Elektroindustrie sowie für die Automobilbranche wird zur Systems in Release 2.1 freigegeben. Der Jahrtausendwechsel und die Euro-Umstellung sind damit möglich. Unter den EDI-Standards werden jetzt auch amerikanische Formate unterstützt. Funktional ist das Paket um eine Nachweisführung von Packmitteln und Electronic Banking erweitert worden.

Der AS/400-Spezialist Rembold + Holzer GmbH, Breisach, kommt mit Release 1.6 seiner Standardlösung für mittelständische Fertigungs- und Zulieferunternehmen auf die Messe (Halle 3, Stand A 10/ B 8). Im Mittelpunkt der Präsentation steht die Schnittstelle zur Einbindung von PC-Programmen. Als neue Features nennt der Hersteller ein integriertes Bedarfsanmeldeverfahren, eine vereinfachte Einkaufsdisposition, die variable Stammdatenerweiterung, eine neue Absatzplanung mit mehreren parallelen Prognoserechnungen sowie einen zentralen Briefkasten für fernübertragene Daten.

Ein Sprung in Halle 5 führt zur Abas Software AG, Karlsruhe (Halle 5, Stand A 3). "Abas-EKS 7" wurde im Bereich Verkauf bezüglich der Verfügbarkeitsprüfung optimiert. Unterstützt wird die Auftragserfassung durch eine Plankarte der Lagerab- und -zugänge. Im Modul Materialwirtschaft hat der Hersteller das Lager-Management verbessert, das jetzt zum Beispiel auch die Gebindeverwaltung in mehreren Lägern unterstützt. Die Kostenrechnung stellt verschiedene Bewertungsarten des Materialverbrauchs zur Verfügung.

Die Darmstädter Computer Associates GmbH (CA) konzentriert sich im PPS-Bereich auf die AS/400-Pakete des Hauses. Am Stand der CA-Division Acacia Technologies (Halle 5, Stand A 8/B 9) werden die Lösungen "PRMS 8.4" für die Serienfertigung und Prozeßindustrie sowie das Lagerverwaltungsmodul "Warehouse Boss 5.0" vorgeführt. PRMS verfügt über neue Funktionen im Supply Chain Management und hier speziell im EDI-Bereich. Erweiterungen gibt es auch für den Einkauf ("Buyer Center"), für das Engineering Data Management (EDM) sowie für die sogenannte Quick Response Engine, ein Planungs- und Terminierungs-Tool für Windows- Clients. Als jüngste Ergänzung für das Lager-Management Warehouse Boss wird die Unterstützung aller Arten von Barcode-Etikettenformaten und -Druckern genannt sowie das Zusammenspiel der Software mit Funknetzen. Beide Lösungen nutzen DB2/400 als Daten-Server und Windows als Clients.

Eine reine 32-Bit-Windows-PPS mit BDE-Modul zeigt die AP GmbH aus Karlsruhe mit "P2", Version 2.5 (Halle 7, Stand B 7/C 7). Das Paket verfügt über eine ODBC-Schnittstelle beispielsweise zu SQL Server und zahlreiche neue Funktionsmodule. Darunter befinden sich eine VDA-Auftragsabwicklung zur Unterstützung der EDI-Verfahren bei Automobilzulieferern sowie ein frei programmierbarer Produktkonfigurator für Variantenfertiger. Die BDE-Komponente beinhaltet eine Personalzeiterfassung mit Zutrittskontrolle, Planungsverfahren und Einsatzstatistiken.

Die aktuelle Version 2.5 der Gesamtlösung "CAI/CS" wurde laut Hersteller, der in Rimpar bei Würzburg ansässigen CAI GmbH, in nahezu allen Bereichen erweitert (Halle 9, Stand A 6). Das PPS-Modul verfügt bei den Planungsverfahren über neue Algorithmen zur Grobplanung mit Engpaßbetrachtung sowie Vorwärts- und Mittelpunktsterminierung. Der Bereich Fertigungsauftragsplanung erlaubt jetzt die Simulation von Terminverschiebungen innerhalb bestehender Fertigungsauftragsnetze. Die Software läuft unter Unix und Windows.

Detaillierte Geschäftsabwicklung

Eine ausschließlich unter Windows laufende Mittelstands-PPS bietet auch die Infor GmbH, Friedrichsthal, mit "VPPS/NT" an (Halle 9, Stand D 6). Zu den funktionalen Erweiterungen von Version 5.3 gehören die überarbeitete Vertriebsunterstützung mit Anfragenverwaltung und ein Listenassistent für Serienbriefe. Speziell für Zulieferer, die an die EDI/VDA-Normen gebunden sind, beinhaltet das System jetzt eine normengerechte Geschäftsabwicklung: Übernahme von Kundenanfragen, Rechnungsausgang, Gutschriftenverfahren, Liefer- und Feinabrufe. Im Lagermodul gibt es nun die Möglichkeit, Konsignationsläger für Vertrieb und Einkauf einzurichten sowie Seriennummern und Chargen zu verwalten.

Mit dem Release-Wechsel von 2.x nach 3.0 hat die Berliner PSI AG (Halle 12, Stand 41) ihr bislang als "Piuss Penta" bezeichnetes PPS-System in "PSI Penta" umbenannt. Unterstützt wird darin Microsofts Objekttechnik COM/DCOM, wobei der Zugriff auf die Penta-Objekte über C++, Visual Basic und Javascript geregelt werden kann. Außer der Integration von Internet-Techniken bietet Version 3.0 auch funktionale Erweiterungen im Bereich Auftrags-Management, Fertigungslogistik und Rechnungswesen. Die für mittelständische und große Fertigungsunternehmen angebotene Lösung läuft unter Unix und NT sowie ab Release 3.0 auch auf der AS/400.

Im hinteren Messekomplex, am Partnerstand der Jenoptik-Gruppe, stellt die GSC GmbH, Konstanz, Version 3.0 von "Ifax-Open" aus (Halle 23, Stand A 18). Die Unix- und Windows-PPS eignet sich für kleine bis mittlere Fertigungsbetriebe aus den Bereichen Einzel-, Serien-, Varianten- und Chargenfertigung. Neue beziehungsweise verbesserte Funktionen kommen mit der Integration von Internet-Techniken und für die Projekt-, Auftrags- sowie Produktkalkulation. Der Hersteller betont auch die neue Stücklisten- und Arbeitsplanverwaltung sowie eine Personalzeiterfassung.