Freiberufler in der IT

Flexible Hilfe von außen

02.12.2004
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.

Bei dem international tätigen Franchise- Unternehmen Fressnapf GmbH gehören Freiberufler ebenfalls zum ITAlltag. Wann diese eingesetzt werden und wie der Einsatz aussieht, darüber hat man bei der Krefelder 380-Mann-Firma genaue Vorstellungen. Bernd Hilgenberg, Ressortleiter IT: „Wir holen uns Freelancer, wenn es sich um Aufgaben handelt, die so abgegrenzt sind, dass sie von einer Person bearbeitet werden können.“ In diesem Jahr beispielsweise habe das Unternehmen mit Externen zusammengearbeitet, die die eigenen Kollegen im Rahmen des Anwender-Supports - sprich Hotline - unterstützten. Die Freelancer waren Hilgenberg von dem Beratungshaus empfohlen worden, das ihm die entsprechenden Softwaresysteme zur Verfügung gestellt hatte. Dass der IT-Manager Freiberufler nur für sehr abgegrenzte Aufgabenstellungen sucht, hat einen guten Grund. Er könne sich die Koordination mehrerer Freiberufler, die möglicherweise auch noch eine unterschiedliche Arbeitsweise haben, neben dem Tagesgeschäft nicht leisten. Hilgenberg: „Das soll doch ein Beratungsunternehmen übernehmen - vorzugsweise eines, das ich bereits kenne.“ Falls Freiberufler zum Einsatz kommen, bespricht er die anstehenden Aufgaben mit den Systemhäusern, die die eingesetzte Software liefern. Von diesen Partnern lässt er sich Namen von in Frage kommenden Kandidaten nennen. Sich auf dem freien Markt selbst nach passenden Leuten umzuschauen ist laut Hilgenberg eher die Ausnahme.

Team entscheidet mit

Trotz Vertrauensbonus wird der empfohlene Externe vom Ressortleiter erst einmal unter die Lupe genommen: „Da wir permanent unter Zeitdruck arbeiten, muss bereits vor Projekteinsatz klar sein, ob Chemie und Skills stimmen. Wir können es uns nicht leisten, menschliche oder fachliche Unstimmigkeiten erst mitten im Projekt zu entdecken.“ Deshalb treffen die Freiberufler auch im Rahmen der Vorgespräche - einer Art zweiten Runde - auf ihre künftigen Kollegen. Wenn die Rückmeldung der eigenen Leute positiv ausfällt, kann der Externe sofort mit seinem Job beginnen.

Wissen ins Unternehmen holen

Hilgenberg: „Mit langem Lamentieren können wir uns nicht aufhalten. Wenn Probleme auftauchen, suchen wir einen anderen Freien.“ Sein Ziel ist es, das im Rahmen von Projekten erarbeitete Wissen schnellstmöglich ins Unternehmen zu holen.

Der Einsatz von Freiberuflern soll bei der Fressnapf GmbH zudem bei der Klärung der Frage helfen, ob das eigene Personal nicht möglicherweise verstärkt werden muss. Der IT-Verantwortliche möchte auf jeden Fall verhindern, dass aus den Externen „langfristige Interne“ werden. Das habe er in anderen Unternehmen allzu oft erlebt. Hilgenberg: „Auch wenn die Verlockung groß ist, darf eine ausstehende Personalentscheidung nicht immer wieder hinausgeschoben werden, indem man Freelancer einsetzt. Dafür sind die Kosten auf lange Sicht einfach zu hoch.“ Für Kollegen, die über den Einsatz von Freiberuflern nachdenken, hat er folgenden Tipp parat: Wenn akut ein Problem auftritt und die internen Mitarbeiter entweder überlastet sind oder nicht über das erforderliche Know-how verfügen, bieten sich Externe geradezu an. Wenn sie noch dazu dem Unternehmen bekannt sind und gute Leistung bringen, lohnen sich die zugekauften Ressourcen allemal. Hilgenberg: „Die meisten Freiberufler sind hochqualifiziert, sofort einsatzbereit - aber nicht billig. Deshalb muss die Kostenrechnung sehr differenziert vorgenommen werden.“ Hierzu sei eine klare Zielsetzung für den Einsatz von Freelancern ebenso unerlässlich wie ein vorher definierter Zeitrahmen.

Während sich die anderen Unternehmen auf Empfehlungen verlassen, erhalten bei dem Nähgarn- Hersteller Amann alle Freiberufler eine Chance. In dem Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern werden Externe vielfach aufgrund ihrer Initiativ-Bewerbung herangezogen. IT-Chef Peter Horn: „- Wenn im Anforderungsumfeld Spitzen abzudecken sind, arbeiten wir auf jeden Fall mit Freelancern zusammen - und profitieren von ihrem Know-how. Wir können es uns nämlich nicht leisten, für jede Anwendung die eigenen Leute entsprechend zu qualifizieren.“ Seiner Meinung nach liegt der Nutzen von Externen in ihrem Spezialwissen, das bei Amann ungefährt drei- bis viermal im Jahr benötigt wird.

Auftragsspitzen abdecken