First Look: Erste Eindruecke von Approach 3.0 fuer Windows Lotus-Datenbank wird weitere Informationsquellen anzapfen

24.06.1994

Von Michael Matzer*

Mit der Datenbank Approach 3.0 bietet Lotus den grossen Konkurrenten Access 2.0 und Paradox 4.5 in Sachen Bedienerfreundlichkeit, Schnelligkeit und Datenaustausch Paroli. Im Gegensatz zu diesen verfuegt Approach jedoch immer noch nicht ueber eine eigene Programmiersprache. Eine Entwicklungsumgebung will Lotus erst spaeter produktuebergreifend freigeben. So lange eignet sich die Datenbank in erster Linie fuer Endanwender.

Zwei Wochen nach der US-Version soll Approach 3.0 am 15. Juli in deutscher Fassung verfuegbar sein. Da die Lotus-Datenbank ueber kein eigenstaendiges Format verfuegt, musste ihre Faehigkeit, andere Quellen anzuzapfen, stark erweitert werden: Inzwischen lassen sich Paradox- und laut Hersteller ebenso Access-Dateien (.DB, .MDB) ohne weiteres oeffnen, dies gilt neuerdings auch fuer das Paradox- fuer-Windows-Format.

Basis dieser Technik sind die integrierten Engines, die sogenannten Powerkeys, die zahlreiche der verbreiteten Datenbanken ansprechen. Sie bieten den Zugriff auf Oracle, Informix, DB2 und andere SQL-Datenbanken. Ausserdem stehen ODBC-Treiber zur Verfuegung. Neu implementiert wurde auch der Zugang zu Notes-Daten, so dass Informationen unternehmensweit abgerufen und bearbeitet werden koennen. Ebenso lassen sich Excel- und 1-2-3-Tabellen sowie ASCII-Texte als Datenquelle verwenden.

Jede Tabelle wird in Approach 3.0 sofort als Formular und als Datenblatt angezeigt. Der Wechsel zwischen der Darstellungsart erfolgt per Mausklick auf den entsprechenden Karteikartenreiter. Um der jeweiligen Anzeige ein ansprechenderes Aussehen zu verleihen, bietet eine neue Infobox, die aus mehreren Karteikarten besteht, saemtliche benoetigten Formatierungswerkzeuge etwa fuer Layouts, Schriften und Farben. Auch Makros werden hier bereitgestellt. Diese Methode ist sehr viel anschaulicher und vertrauter als die Verfahren, mit denen die Konkurrenten Paradox und Access arbeiten.

In einem weiteren Fenster sammelt das neue Approach automatisch die Felder einer Tabelle, um sie dann in ein Objekt einzufuegen. Auch das Verknuepfen von Tabellen, die aus verschiedenen Datenbanken stammen koennen, laesst sich grafisch durchfuehren, aehnlich wie in Access. Lediglich die direkte Anzeige, um welche Art von Verknuepfung es sich handelt, fehlt.

In Approach 3.0 helfen neue Assistenten beim interaktiven Erzeugen von Datenbanken - fuer die es schon etwa zwanzig Vorlagen gibt -, von Formularen, Reports, Etiketten, Diagrammen und Kreuztabellen. Anders als mit Hilfe von Access-Assistenten kann man aber vom letzten Bearbeitungsschritt direkt zum ersten zurueckkehren. Jeder Schritt wird von einem Karteikartenreiter markiert. Ein Skript- Assistent fuer Makros wie in F&A von Symantec fehlt, der Makro- Editor ist aber recht brauchbar.

Wie in Lotus Improv lassen sich Spalten (Improv-Kategorien) dynamisch per Drag and drop verschieben, um eine flexible Datenanalyse durchzufuehren. Aus Improv kommt auch das Chart-Modul mit 120 Diagrammtypen, die unter anderem dreidimensional verfuegbar sind.

Ueber ODBC, DDE und OLE 2.0 ist dem Datenaustausch Tuer und Tor geoeffnet, mit E-Mail werden Reports etc. an andere LAN-Nutzer verschickt. Hervorzuheben ist die Anbindung an 1-2-3: Approach kann als Front-end fuer die Tabellenkalkulation verwendet werden und umgekehrt. Ein Beispiel: Die Daten einer 1-2-3-Tabelle werden als Grundlage fuer einen Bericht in Approach uebernommen. Die gewuenschten Zahlen lassen sich im Bericht per Mausklick gruppieren. Jede dieser Gruppen laesst sich wiederum ueber die Maus als Summe oder Zwischensumme addieren.

All das vollzieht sich nicht etwa in einem unueberschaubaren Entwurfsmodus, sondern direkt als Ergebnis der Arbeit am Bildschirm. Lotus nennt dies den Powerclick-Report-Generator - ein Marketing-Etikett. Um den fertigen Bericht nach Lotus 1-2-3 zu exportieren, schliesst man die Datei, und er erscheint in der 1-2- 3-Tabelle als Schaltflaeche mit der Aufschrift "Report". Dort kann er per Maus angeklickt und damit Approach geoeffnet werden.

Dabei liegt es allerdings auf der Hand, dass der Anwender in einer Arbeitsgruppe, in der solche Techniken eingesetzt werden, ueber einigen Arbeitsspeicher verfuegen muss: Fuer Approach selbst sind schon 8 MB notwendig, obwohl Lotus 4 MB als Minimum angibt. Will man jedoch eine der Musterapplikationen laden, die mit vielen Makros aufwartet, benoetigt allein dies schon knapp zwei Minuten - wobei das Problem auch am Debugging-Code der hier verwendeten Vorabversion liegen kann.

Approach 3.0 unterstuetzt laut Hersteller Netware, Personal Netware, MS-LAN-Manager, Windows for Workgroups, Banyan Vines und Artisoft Lantastic durch gemeinsame Nutzung von Dateien ohne zusaetzliches Setup, so dass der Anwender Netzdaten moeglichst schnell aufrufen kann.

Die neue Approach-Version kostet knapp 300 Mark (Update 150 Mark) und ist damit eine preisguenstige relationale Windows-Datenbank fuer Endanwender.

*Michael Matzer ist freier Journalist in Herrsching bei Muenchen.