First Look: Eindruecke von Lotus 1-2-3 5.0 fuer Windows Lotus-Spreadsheet sorgt mit Notes-Anbindung fuer Teamwork

19.08.1994

Von Michael Matzer*

Im Markt der Windows-Tabellenkalkulationen werden die Konkurrenten mit harten Bandagen ausgestattet. Mit dem neuen Excel soll es nun Version 5.0 von Lotus 1-2-3 aufnehmen, die im September erscheinen wird. Neben technischen Neuerungen bietet das Update einen erweiterten Integrationsgrad mit Anwendungen aus dem integrierten Bueropaket Smartsuite und der Entwicklungsumgebung Notes.

Ein Dutzend Smartmaster-Vorlagen, wie sie schon aus der Lotus- Praesentationssoftware "Freelance Graphics" bekannt sind, erleichtern die Erstellung von haeufig anfallenden Kalkulationsmodellen, indem sie fuer Aufgaben wie Finanz-Reports Formeln, Formatierungen, Makros und Druckbereichsvorgaben wichtige Elemente bereitstellen. Der Anwender kann eigene Entwuerfe hinzufuegen. An vorhandenen Dateien lassen sich - je nachdem, welche Treiber installiert wurden - auch Datenbanktabellen etwa aus Dbase direkt oeffnen. Der Paradox-Treiber setzte bis auf Binary-Large-Objects-(BLOB-)-Felder alle Feldtypen der DB-Dateien um. Excel-Formate kann der Anwender wie gewohnt leicht oeffnen und auch sichern - als Arbeitsmappe oder Arbeitsblatt.

Die Optionen fuer den Datenaustausch wurden insgesamt erheblich erweitert. Durch ODBC- und "Datalens"-Treiber lassen sich Dbase-, Paradox-, SQL-Server- und Notes-Datenbanken so oeffnen, als waeren sie Daten in einem 1-2-3-Arbeitsblatt. ASCII-Textdateien zerlegt 1-2-3 auf Wunsch automatisch in die Zellen eines Arbeitsblatts. Ist der Zugriff auf SQL-Datenbanken und andere ODBC-Quellen erwuenscht, muessen die entsprechenden Treiber gesondert angefordert werden.

Das Erstellen von Formularen, Geschaeftsgrafiken oder auch die Datenbankabfrage unterstuetzen Assistenten, wie sie schon in Approach 3.0 zu sehen sind. Auch hier faellt der neue Look der Karteireiter auf. Mit "Fast-Format" koennen Anwender Stilvorlagen aus verschiedenen 1-2-3-Dateien einfach kopieren.

Fuer die Benennung der Tabs oder Karteireiter von Arbeitsblaettern laesst sich die "Nach-Beispiel-Fuellen"-Funktion verwenden: Hat das aktuelle Arbeitsblatt-Tab die Benennung "Januar" und der Anwender klickt auf ein "Neues-Arbeitsblatt"-Button, so heisst das neue Tab "Februar". Analog laesst sich die Funktion auch auf die Zellreihe eines Bereichs anwenden. Per Drag and drop werden beliebige Elemente eines Arbeitsblatts an einen anderen Ort der gleichen oder einer weiteren 1-2-3-Datei bewegt. Mehrere Dateien sind gleichzeitig zu oeffnen.

In einem Arbeitsblatt lassen sich nun bis zu vierzig verschiedene Waehrungsformate verwenden. Aus der 1-2-3-Statusleiste kann der Anwender das gewuenschte Format auswaehlen und in der Dialogbox "Stil/Zahlenformat" individuell anpassen. 16 neue -Funktionen wurden integriert, die vor allem Dauer-, String- und Summenwerte beruecksichtigen. Zusaetzliche Makrobefehle erlauben das Aufrufen von Meldungsfenstern waehrend des Makrolaufs und das Einfuegen von Makros in DLLs, ohne dass dazu ein spezielles Tool noetig waere.

Geografische Informationen brauchen viel Speicher

Die Einarbeitung in das Programm unterstuetzt die neue Ballon- Hilfe, die jedes Symbol erlaeutert, sowie die "Guided Tour" und die verschiedenen Tutorien zu zentralen Themen. Dass die rechte Maustaste nun durchgehend Kontextmenues aufruft, ist ein echter Fortschritt.

Als einzige Tabellenkalkulation erlaubt 1-2-3 die Anzeige von Landkarten verschiedener geografischer Regionen. Voraussetzung ist lediglich, dass in den vorliegenden Daten Zahlen bestimmten Regionen zugeordnet sein muessen. Diese Karten lassen sich aehnlich bearbeiten wie ein Diagramm. Der Anwender bewegt sich wie in einer OLE-Anwendung, in die er mit einem Doppelklick gelangt und die er ueber einen Menuebefehl verlaesst.

Die geografischen Darstellungen werden ergaenzt durch demografische und statistische Daten etwa zur Bevoelkerungszahl. Das Starten des Moduls erfordert 2 MB zusaetzlichen Arbeitsspeicher. Im Test mit der hier verfuegbaren Betaversion lief es stabil.

Die Integration von 1-2-3 mit Approach 3.0, aber auch mit Notes und "Notes F/X", ist weit fortgeschritten. Das Spreadsheet hat eine Reihe von Menueoptionen fuer Datenbanken, so dass sich 1-2-3- Daten sofort in Approach uebernehmen, bearbeiten und als Formular oder Report zurueckfuehren lassen. Approach aktiviert hierfuer die entsprechenden Assistenten. In 1-2-3 kann ein solcher Report als Schaltflaeche abgelegt und auf Mausklick in Approach gestartet werden, um ihn auszudrucken. Das gleiche gilt fuer Versandetiketten und Kreuztabellen.

Will der Anwender fuer eine Abfrage von Daten innerhalb der Tabellenkalkulation nicht eigens eine Datenbanktabelle komplett oeffnen, so kann er ueber den Befehl "Werkzeuge/Datenbank" eine Verbindung zu einer externen Datenbank aufbauen. Der Anwender definiert mehrere Felder ueber Kriterien und startet die Abfrage, die eine Antworttabelle liefert. Der Vorgang entspricht ungefaehr der Microsoft-Welt, wo in Excel das Modul MS-Query eingesetzt wuerde. Im Test gelang es allerdings nicht, eine Verbindung zu einer vorhandenen Datenbank aufzubauen.

Neben ODBC unterstuetzt Version 5 auch OLE 2.0, um den Datenzugriff und -austausch zu erleichtern. Damit ist das Drag and drop von Daten(bereichen) zwischen zwei verschiedenen Anwendungen moeglich geworden.

Statt ganzer Dateien nur Bereiche versenden

Eine fuer Arbeitsgruppen wichtige Neuerung ist die Unterstuetzung von Notes F/X 1.1, die es erlaubt, spezifische Informationen zwischen Notes-Feldern und 1-2-3-Bereichen auszutauschen. Ebenso wie ueber Notes lassen sich E-Mails ueber VIM- und MAPI-kompatible Systeme verschicken. Dabei kommt die neue Funktion "Bereich versenden" zum Tragen. Der Anwender braucht nicht mehr die ganze Datei zu verschicken und so das Netzwerk unnoetig zu belasten, sondern kann einen Bereich auswaehlen und diesen entweder als Daten oder gar nur als Bild verschicken. Eine Empfangsbestaetigung laesst sich anfordern und der versandte Bereich mit dem Versions-Manager verwalten.

Version 5.0 von Lotus 1-2-3 fuer Windows soll im September als Stand-alone auf den Markt kommen. Der Preis liegt zwischen 750 bis 950 Mark, das Update kostet knapp 300 Mark.

*Michael Matzer ist freier Journalist in Herrsching bei Muenchen.