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First Look auf Microsofts Tablet PC

27.08.2002
Am 7. November 2002 will Microsoft die lange angekündigten Tablet PCs auf den Markt bringen. Betatester schildern ihre Eindrücke von den Rechnern, die mit Windows XP Professional und spezieller Software ausgestattet sind.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Mit der Web-Pad-Technologie Mira hat Microsoft bereits im Januar dieses Jahres Tablet PCs ins Gespräch gebracht. Wer den Hype verfolgt, gewinnt den Eindruck, bei den tragbaren Rechnern handele es sich um eine neue bahnbrechende Erfindung. Doch bereits vor zehn Jahren startete die Gates-Company mit "Windows Pen Computing" den Versuch, einen per Stift zu bedienenden PC zu etablieren - allerdings ohne Erfolg. Am 7. November 2002 will Microsoft nun die lange angekündigten Tablet PCs auf den Markt bringen.

Die Software

Zumindest das zum Einsatz kommende Betriebssystem "Windows XP Professional Tablet Edition" zeige, dass der Hersteller aus früheren Fehlern gelernt hat, sagen Betatester. Im Vergleich zur herkömmlichen XP-Variante bietet das System die speziell auf die mobilen Rechner zugeschnittene Zusatzsoftware "Microsoft Journal". Die Applikation dient als virtueller Notizblock, der sich über das berührungsempfindliche Display des Tablet PCs beschreiben lässt. Die eingegebene Handschrift wird als Grafik abgelegt. Die eingegebenen Texte und Skizzen sollen sich jederzeit nachbearbeiten und ergänzen lassen. Microsoft nennt diese Technik "Digital Ink" (digitale Tinte). Anwender können ihre handschriftlichen Notitzen zur weiteren Bearbeitung auch in das ASCII-Textformat konvertieren, berichten die Tester. Oft sei es besser, seine Texte über die virtuelle Tastatur einzugeben und ohne Umwege als Text-File abzuspeichern. Denn besonders bei unleserlichen Handschriften arbeite die

Konvertierungsroutine nicht sauber. Heraus kommt dann Buchstabensalat, der aufwändig von Hand nachbearbeitet werden muss.

Lobend erwähnen die Betatester die Möglichkeit, Notizen farbig zu gestalten und übersichtlich zu verwalten. Journal bietet zudem Vorlagen für unterschiedliche Zwecke. Zur Auswahl stehen unter anderem Kalenderblätter, liniertes und kariertes Papier sowie Merkzettel. Microsoft will künftig die Digital-Ink-Technik nicht auf das Notizprogramm beschränken. Anwender sollen über ein Software-Update die Office-XP-Anwendungen Word, Excel und Powerpoint mit der Handschriftenerkennung nachrüsten können.

Die Hardware

Leistungsmäßig stehen die Tablet PCs ihren mobilen Brüdern mit Deckel kaum nach. Im Betatest verwendet Microsoft unter anderem von Acer produzierte Geräte, in denen eine Pentium-III-CPU mit 700 Megahertz taktet. Zu den weiteren Ausstattungsmerkmalen zählen 256 Megabyte Arbeitsspeicher, ein 10,4-Zoll-Display, eine Festplatte mit 20 Gigabyte Speicherkapazität und eine Netzwerkkarte für Wireless LAN nach dem Standard 802.11b. Über Tasten, die in der Einfassung des Bildschirms platziert sind, kann der Anwender wählen, ob er den Rechner hoch- oder querformatig nutzen will. Außerdem lässt sich eine Art Screensaver aktivieren. Er schaltet die Berührungsempfindlichkeit ab und verhindert so ungewollte Dateneingaben. Die Tester kritisieren jedoch die schlechte Display-Qualität. Demnach spiegele sich die Umgebung stark und man dürfe nicht seitlich auf den Monitor schauen, wenn man die Inhalte

erkennen wolle.

Marktbeobacher erwarten, dass die Hersteller unterschiedliche Hardware-Layouts auf den Markt bringen werden. Darunter sind voraussichtlich auch Geräte, die neben dem berührungsempfindlichen Bildschirm auch eine Tastatur zur Dateneingabe mitliefern und sich somit von Subnotebooks kaum unterscheiden. Preise für die Tablet PCs stehen zwar noch nicht fest, erwartet wird jedoch, dass die Geräte rund zehn Prozent teurer als herkömmliche Notebooks angeboten werden. (lex)