Filenet erweitert seine ECM-Plattform

06.06.2005
Der Anbieter von Enterprise-Content-Management-(ECM-)Systemen stellte drei neue Module vor. Dazu zählen die Integration von externen Repositories, erweiterte Speicheroptionen und Collaberation-Funktionen.

Filenet zählt neben IBM, EMC/Documentum und Opentext zu den großen vier Softwarefirmen, die dem weit reichenden Anspruch des ECM gerecht werden wollen. Eine zentrale Aufgabe übernimmt dabei ein Framework namens "P8", das vor rund zwei Jahren auf den Markt kam. Es bildet die Grundlage für alle ECM-bezogenen Applikationen von Filenet oder dessen Partnern. Dazu zählen etwa Imaging, Web-Content- und Records-Manangement, Workflow oder die Unterstützung für elektronische Formulare.

Anlässlich der Freigabe von P8 3.5 baut Filenet den Funktionsumfang seines Systems aus, und zwar durch weitere Plattform-Features und zusätzliche Applikationen. Ein wesentlicher Bestandteil des aktuellen P8 sind die "Content Federation Services". Sie erlauben die Anbindung von externen Repositories und bieten somit innerhalb des "Enterprise Content Catalog" eine einheitliche Sicht auf Inhalte, die über verschiedene Systeme verteilt sind. Diese Softwareschicht beschränkt sich allerdings nicht auf die Recherche und die Anzeige von Dokumenten, sondern bietet etwa auch ein übergreifendes Records-Management. Somit lassen sich auch über Fremdsysteme hinweg Regeln dafür definieren, wie lange bestimmte Dokumententypen aufbewahrt, wann sie gelöscht oder archiviert werden sollen.

Neue Integrationsfunktionen

Die Content Federation Services dienen Filenet vor allem dazu, die Altsysteme aus eigenem Haus zu integrieren. Sie können etwa das DMS "Panagon" so in P8 einbinden, dass sich nicht nur das bestehende Repository weiterverwenden lässt, sondern auch die Legacy-Applikation weiter genutzt werden kann - und dabei aber gleichzeitig Dienste von P8 verfügbar sind. Wenn Content-Systeme anderer Anbieter eingebunden werden sollen, dann müssen dafür entsprechende Adapter entwickelt werden. Die Integrationsschicht übernimmt insgesamt Aufgaben, die in der Java-Welt zukünftig der JSR-170-Standard erfüllen soll. Dieser ist bis dato noch nicht verabschiedet, so dass Filenet mit den Content Federation Services auf proprietäre Technologie setzt. Das Unternehmen ist an der Entwicklung des Standards beteiligt und möchte ihn in Zukunft unterstützen.

Eine weitere Neuerung, die Filenet Anfang Juni auf seiner UserNet-Konferenz in Prag vorstellte, hört auf den Namen "Active Storage and Retrieval Services" (ASAR). Es handelt sich dabei um eine Schnittstelle zu Speichersystemen verschiedener Hersteller. Die Hardwareanbieter können über dieses Interface an die Metadaten für Dokumente gelangen, die in P8 verwaltet werden. Anhand dieser beschreibenden Informationen lässt sich etwa im Rahmen von Hierarchical Storage Management (HSM) die Migration auf bestimmte Speichermedien steuern. Anwender sind damit in der Lage, Dokumente abhängig von ihrem Wert, ihrem Alter, ihrem Typ oder von allgemeinen Firmenrichtlinien auf passenden Speichersystemen abzulegen.

Neben diesen Erweiterungen des Kernsystems kündigte Filenet als letzter der großen ECM-Anbieter eine Anwendung für die Online-Zusammenarbeit an. Sie hört auf die Bezeichnung "Team Collaboration Manager" und beherrscht die in dieser Produktkategorie üblichen Funktionen. Dazu zählen die Anzeige des Online-Status ("Presence Awareness"), Chat, Whiteboards oder Team-Rooms. Alle ECM-Anbieter kommen damit den Herstellern von Messaging-Systemen in die Quere, die solche Tools zum Bestandteil der Kommunikationsinfrastruktur machen. Das gilt besonders für die beiden Großen, Microsoft und IBM. Laut Senior Vice President David McCann will Filenet nicht mit diesen Firmen um Anteile im Collaboration-Markt konkurrieren, sondern diese Funktionen als Teil einer Gesamtlösung für jene Anwender anbieten, die darüber noch nicht verfügen. Alternativ dazu möchte Filenet zu einem zukünftigen, noch nicht näher genannten Zeitpunkt Microsofts "Live Communications Server" unterstützen und beispielsweise um Archivierungsfunktionen ergänzen.

Plattformunabhängigkeit als Ziel

Zu den Herausforderungen für DMS-Anbieter, deren Systeme aus der Client-Server-Welt stammen und die sich nun in Richtung ECM orientieren, gehören auch die Plattformunabhängigkeit und Skalierbarkeit ihrer Software. Während DMS-Lösungen typischerweise auf einigen Dutzend oder ein paar hundert Arbeitsplätzen installiert werden, wird etwa E-Mail-Management oft unternehmensweit auf mehreren tausend Desktops genutzt. In großen Firmen herrscht zudem eine Vielfalt an IT-Systemen, so dass ECM-Anbieter dort möglichst unabhängig von Betriebssystemen, Datenbanken oder Speicher-Hardware sein müssen. Filenet unterstützt mit P8 die gängigen Datenbanken und bietet mit ASAR nun auch hinsichtlich Speicher eine Reihe von Optionen an. Mit der Entscheidung für eine Java-Strategie macht sich das Unternehmen weitgehend unabhängig von Betriebssystemen. Allerdings läuft mit der Content Engine derzeit noch eine wichtige Komponente von P8 nur unter Windows, weil sie Ende der 90er Jahre auf Basis von Microsofts COM in C entwickelt wurde. Eine Neuentwicklung in Java findet derzeit statt, der Wechsel auf diese Plattform soll eine wesentliche Neuerung von P8 4.0 sein. (ws)