Mutmaßlicher Hackerangriff

EU-Parlament mit IT wie aus den 90ern

22.11.2013
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Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.
Sie sollen Europa fit für die Technologiegesellschaft machen, arbeiten selbst aber noch fast wie in den 90er Jahren: Die Abgeordneten des EU-Parlaments beschweren sich über ihre antiquierte IT-Landschaft, die nun wohl auch zu einem Sicherheitsleck geführt hat.

Wie die französische Nachrichten-Website "Mediapart" meldet, hat es einen Einbruch in das Netz des EU-Parlaments in Brüssel gegeben. Demnach konnte ein Hacker auf vertrauliche E-Mails und andere persönliche Dokumente zugreifen - sogar auf die der IT-Abteilung. "Es war ein Kinderspiel" sagte der Angreifer gegenüber "Mediapart".

In Parlamentskreisen seien die Sicherheitsprobleme schon lange bekannt - würden seitens der Parlamentsverwaltung aber konsequent ignoriert, berichtet "Spiegel online". "Wir benutzen Microsoft-Software, ohne zu wissen, ob alle Datenschutzbestimmungen eingehalten werden oder ob da nicht doch Hintertüren eingebaut sind", wird der grüne Datenschutzexperte Jan Philipp Albrecht zitiert. Nicht einmal eine einfache E-Mail-Verschlüsselung soll möglich sein, weil die IT-Abteilung des Europaparlaments die Installation dafür benötigter Software verbiete, heißt es.

Nachdem Gerüchte über den vermeintlichen Hack der IT-Systeme in Umlauf gekommen waren, hat sich das Parlament in seiner gestrigen Sitzung schließlich öffentlich mit dem Thema IT-Sicherheit im eigenen Haus beschäftigt. Die niederländische Abgeordnete Sophia in’t Veld forderte - unter großem Beifall des Plenums - den Parlaments-Vizepräsidenten Rainer Wieland auf, endlich eine sichere IT- und Kommunikationsinfrastruktur zu schaffen. Bisher arbeitet der Großteil der EU-Politiker immer noch mit Windows XP, dessen Support seitens Hersteller Microsoft im kommenden Jahr ausläuft. Die E-Mail-Kommunikation wird über Microsoft Exchange abgewickelt.