Erste Eindruecke von Superbase 95 Comeback fuer die PC-Datenbank wird mit Problemen einhergehen

03.03.1995

Von Martin Kuppinger*

Am Markt fuer PC-Datenbanksysteme hatte sich "Superbase" vor einigen Jahren - seinerzeit noch im Besitz der Software Publishing Corp. (SPC) - als eines der ersten Tools unter Windows eine gewisse Reputation verschafft. Dazu beigetragen hat nicht zuletzt die originell gestaltete Benutzer-Schnittstelle. Mit der inzwischen verschaerften Konkurrenz in diesem Marktsegment ist es jedoch ruhig um das Produkt geworden. Die Datenbank wurde im vergangenen Jahr an Computer Concepts verkauft, deren neu gegruendete Tochter, die Superbase Inc., nun mit dem Update "Superbase 95" ein Comeback einleiten will.

Ob Version 95 dieses Ziel erreichen wird, darf mit Fug und Recht bezweifelt werden. Das vorliegende englische Release ist, trotz vollmundiger Aussagen des Herstellers, nur eines von vielen Produkten im Marktsegment der PC-Datenbanken und Entwicklungsumgebungen. Die Alleinstellungsmerkmale im Vergleich mit "Access 2.0" oder "Dbase fuer Windows" herauszufinden faellt schwer. Gegenueber frueheren Versionen von Superbase gibt es allerdings wesentliche Weiterentwicklungen. Der groesste Schritt wurde ohne Zweifel bei der Programmierumgebung gemacht, die nun mit einer Visual-Basic-aehnlichen Sprache aufwartet. Nur ist der Sprachumfang wesentlich geringer als der von Access oder gar von Visual Basic selbst.

Kompatibilitaet stand bei den Schnittstellen zu anderen Anwendungen und Daten im Vordergrund. Die vorhandene OLE-Unterstuetzung umfasst aber noch keine Funktionen wie etwa das In-Place-Editing - auf OLE 2.0 muss der Benutzer von Superbase noch warten. Gut sind dagegen die Automatisierungsfunktionen fuer OLE ausgefallen, mit denen sich Superbase einfacher in andere Anwendungen einbinden laesst. Ebenso ueberzeugen die im Programm vorbereiteten Links zu E-Mail- Produkten. So lassen sich Anwendungen entwickeln, die zum Beispiel bei Fehlern automatisch E-Mails an den Administrator versenden. Interessant fuer manche Programme koennen auch die angebotenen Schnittstellen zu seriellen Einheiten sein. Die ODBC-Unterstuetzung in Superbase gehoert allerdings heute zum Standard jedes Datenbanksystems.

Die eigentliche Staerke von Superbase lag schon immer in der Integration von Bildern. Hier hat der Hersteller bei der neuen Version ganze Arbeit geleistet. Daten lassen sich inzwischen in 18 verschiedenen Formaten einbinden, ebenso koennen Animationen, Videos und Sound importiert werden, so dass sich Superbase auch zur Verwaltung multimedialer Informationen eignet.

Bei der Programmierung stand neben der bereits erwaehnten Annaeherung an Visual Basic die Kompatibilitaet mit frueheren Superbase-Versionen im Vordergrund. Einfach handhabbare Formulare und die ODBC-Schnittstellen bieten grundsaetzlich zwar die Moeglichkeit, Clients auch zu Datenbank-Servern zu entwikkeln, Superbase fehlt allerdings ausser dem Sprachumfang eines Visual Basic auch die Teamfaehigkeit, wie sie etwa "SQL Windows" von Gupta aufweist. Auch die Dokumentierbarkeit von Anwendungen laesst, wie bei den meisten objektorientierten Werkzeugen, zu wuenschen uebrig. Fuer den professionellen Einsatz als Werkzeug zur Front-end- Entwicklung im Client-Server-Datenbankbereich ist Superbase daher nur eingeschraenkt geeignet. Im derzeit verfuegbaren Produktspektrum will sich Superbase 95 gewissermassen zwischen die Stuehle setzen: Als reine Datenbank muss sich das Produkt gegen die maechtige Konkurrenz von Microsoft und Borland durchsetzen, im Bereich von Entwicklungsumgebungen fuer das Client-Server-Umfeld wird es mit zahlreichen professionellen und ebenfalls etablierten Tools konfrontiert.

Im Vergleich mit den Marktfuehrern bei den PC-Datenbanken lassen insbesondere die Programmierfunktionen zu wuenschen uebrig. Die anderen Features wie OLE-Unterstuetzung oder Formular- und Report- Generatoren sind insgesamt nicht besser gelungen als die der Wettbewerber. Und mit Grafik- und Videounterstuetzung allein eroeffnet sich noch kein breiter Markt - vor allem auch deshalb, weil andere Produkte in diesem Bereich bereits nachziehen. Als Entwicklungswerkzeug fuer Front-ends im Client-Server-Markt wird Superbase 95 schliesslich professionellen Anforderungen schlicht nicht gerecht. Hier gibt es zu viele bessere Werkzeuge. Der Kampf um Marktanteile wird sich deshalb fuer Superbase aeusserst schwierig gestalten.

* Martin Kuppinger ist freier Fachjournalist in Stuttgart.