ROI-Bewertung von ERP-Software

Entscheidungshilfe oder Lockmittel der Industrie?

22.01.2009
Von Michael Gottwald

Vergleich des ROI für verschiedene ERP-Produkte

Oft sind ROI-Berechnungen für verschiedene Softwareprodukte allein schon deshalb wenig realistisch, weil sie voraussetzen, dass sämtliche Randbedingungen über den Betrachtungszeitraum gleich bleiben. Zudem fließen in der Regel zunächst nur die direkten Einführungskosten in diese Betrachtungen ein. Dass die Systeme zum Teil erheblich unterschiedliche Folgekosten für Wartung, Kosten für Anpassung und Integration sowie den laufenden Betrieb aufweisen (Stichwort: Total Cost of Ownership), wird an der Stelle aufgrund der schwierigen Erfassung oftmals ausgeklammert.

Trotz Wirtschaftskrise werden Firmen in ERP investieren, achten vermutlich aber noch stärker auf ROI-Aspekte.
Trotz Wirtschaftskrise werden Firmen in ERP investieren, achten vermutlich aber noch stärker auf ROI-Aspekte.
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Vergleichsweise einfach lässt sich der Nutzen von Softwareprojekten für abgegrenzte, überschaubare Projekte ermitteln. Der Maschinen- und Fahrzeugbauer AEBI & Co. AG beispielsweise führte bereits 2003 das Web-gestütztes CRM-Portal ein, um Kunden eine automatisierte Ersatzteilbestellung zu erlauben. Zuvor waren pro Tag mehrere hundert Ersatzteilbestellungen per Fax, per Mail oder per Telefon eingegangen, die zwei Mitarbeiter manuell ins ERP-System eingeben mussten. "Kurz nach der Einführung des Portals sind bereits über 90 Prozent der Ersatzteilbestellungen über das Web-Portal abgewickelt worden. Die beiden Mitarbeiter, die bis dato mit der Einpflege der Ersatzteile in die ERP-Umgebung beschäftigt waren, konnten in kurzer Zeit nahezu vollständig eingespart und seitdem an anderer Stelle im Unternehmen eingesetzt werden. Die Investition hat sich für uns bereits nach weniger als neun Monaten gerechnet", erklärt Gavin Palmer, stellvertretender Leiter Services bei AEBI. Der Kunde bestellt, der Lagerarbeiter ruft Bestellstati ab, der Lieferschein wird automatisch gedruckt und die Ware ausgeliefert. "Der Besteller profitiert zudem von mehr Transparenz und schnelleren Lieferungen", so Palmer weiter.

Bei einem ungleich komplexeren Projekt wie der Einführung einer ERP-Software ist eine solche Berechnung raum möglich. Einerseits liegt dies an den zahlreichen Parametern. Andererseits reorganisieren viele Firmen ihre Abläufe, wenn sie ERP-Programme installieren (siehe auch "Die Tugenden des ERP-Projektverantwortlichen"). Doch wie soll man organisatorische Maßnahmen in die die Nutzenberechnungen für ein Softwareprodukt einfließen lassen?