Einnahmen des Konzerns stiegen um knapp acht Prozent Vergangenes Jahr lief fuer die Software AG besser als erwartet

15.07.1994

MUENCHEN (qua) - Die Software AG (SAG), Darmstadt , konnte fuer das Geschaeftsjahr 1993 ein Umsatzwachstum von 7,6 Prozent erzielen. Damit blieb das zweitgroesste deutsche Software-Unternehmen zwar hinter der Steigerungsrate des Vorjahres zurueck (9,55 Prozent), uebertraf jedoch die im vergangenen Jahr veroeffentlichten Erwartungen.

Vorsichtshalber hatte das SAG-Management auf der letztjaehrigen Bilanzpressekonferenz fuer das Jahr 1993 lediglich ein "ausgeglichenes" Ergebnis prognostiziert. An diesen Erwartungen gemessen, nimmt sich die Bilanz des Darmstaedter Software- Unternehmens glaenzend aus: Der Konzernumsatz lag bei 664,9 Millionen Mark gegenueber 617,9 Millionen Mark im Jahr zuvor. Die SAG-Partnerunternehmen nahmen zusammen etwa 177,1 Millionen Mark ein und schraubten den Gruppenumsatz damit auf 843 Millionen Mark hoch (acht Prozent mehr als 1992).

Schweizer Holding soll Teil des Konzerns werden

Nur zur Gruppe, nicht zum Konzern zaehlte im vergangenen Jahr auch das Holding-Unternehmen Softinterest mit Sitz in Zug, unter dessen Dach die Software Systems AG, Dietikon, sowie die Software AG Espana und deren hundertprozentige Tochter, die Software AG Portugal, vereint sind. Nachdem SAG-Vorstand Peter Schnell kuerzlich als Eigentuemer der Softinterest geoutet wurde, gab er jetzt bekannt, er werde die Holding "zum Grossteil" den beiden SAG- Eignern, der Software-AG-Stiftung und der Software-Industrie- Stiftung, uebertragen.

Der Firmengruender und Vorstandsvorsitzende bezifferte den Wert der Softinterest auf 50 Millionen Mark. Wie er den "Grossteil" des Unternehmens definiert beziehungsweise welche Firmenanteile er gegen klingende Muenze an die Software AG verkaufen wird, teilte er indes nicht mit.

Das Umsatzwachstum geht zu einem betraechtlichen Teil auf das Konto von Wartungsvertraegen. Mit Jahreseinnahmen von 224,7 Millionen Mark wuchs dieser - bei der SAG "Technical Services" genannte - Geschaeftsbereich um 13,4 Prozent. Die Lizenzeinnahmen stiegen hingegen nur um etwas mehr als zwei Prozent (von 267,2 auf 273 Millionen Mark). Joerg Bitzer, Direktor Finanz- und Rechnungswesen, suchte den geringen Zuwachs mit Kurseinbruechen im Auslandsgeschaeft zu begruenden.

Waehrend das Datenbanksystem Adabas unveraendert fuer 32 Prozent der Lizenzeinnahmen gut war, sank der Anteil des 4GL-Werkzeugs Natural von 45 auf 40 Prozent. Vorstandsmitglied Romin Neumeister fuehrte das auf die verspaetete Markteinfuehrung der Windows-Version zurueck.

Ruecklaeufig war auch der Ertrag vor Steuern. Gegenueber 1993 verringerte er sich um 20,7 Prozent (von 19,3 Millionen auf 15,3 Millionen Mark). Bitzer erklaerte das mit der hoeheren Fremdfinanzierung, die 1993 zu einem um 2,5 Millionen Mark schlechteren Zinsergebnis gefuehrt habe.

Nach Steuern sieht die Sache anders aus. Indem es das neue Standortsicherungsgesetz geschickt ausnutzte, erwarb das Unternehmen Ansprueche auf Rueckerstattung von Koerperschaftsteuern in Hoehe von 40 Millionen Mark. Der Trick nennt sich "Schuett-aus- hol-zurueck-Verfahren" und besteht darin, den in 25 Firmenjahren thesaurierten Profit wieder in das Unternehmen zu holen. Die SAG, bei der Ende 1993 ein Bilanzgewinn von rund 162,5 Millionen Mark aufgelaufen war, hat diese Aktion zwar noch nicht durchgefuehrt, will dies aber bis zum Jahresende nachholen. Die Steuererstattung polstert den Profit auf 54,9 Millionen Mark auf.

Den groessten Teil der auf diesem Weg ausgeschuetteten Summe will das Unternehmen dazu verwenden, sein gezeichnetes Eigenkapital zu erhoehen. Statt fuenf Millionen Mark wird die Finanz-austattung dann hundert Millionen Mark betragen.

Die SAG-Belegschaft zaehlte im vergangenen Jahr durchschnittlich 2762 Koepfe und lag damit um 1,2 Prozent ueber der Vergleichszahl des Vorjahres (2729). Am Bilanzstichtag (31. Dezember 1993) beschaeftigte der Konzern allerdings nur noch 2716 Mitarbeiter, also 3,8 Prozent weniger als zwoelf Monate zuvor (2822).

Fuer das laufende Jahr erwartet Bitzer ein zweistelliges Wachstum der Konzerneinnahmen, die sich aber - wegen der Einbeziehung der Softinterest-Gesellschaften sowie der Akquisition von drei Beteiligungen im asiatisch-pazifischen Raum - nicht ohne weiteres mit dem 1993 erzielten Wert vergleichen lassen. Wie Neumeister erlaeutert, stieg der Umsatz in Deutschland gegenueber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 10,8 Prozent, wobei das Produktgeschaeft sogar 12,4 Prozent zugelegt habe. Das Inlandswachstum werde jedoch durch hohe Einbussen in Spanien und Frankreich ausgeglichen. Auch die US-Umsaetze seien in diesem Jahr hinter den Plaenen zurueckgeblieben.