Eine Studie der "Computerworld" "Die Vorteile von PC-Servern sieht man auf den ersten Blick"

14.07.1995

FRAMINGHAM (IDG) - PC-Server mit Intel-Prozessor haben scheinbar einige Vorteile gegenueber den entsprechenden Maschinen mit RISC- CPU. Bei genauerem Hinsehen treten allerdings Schwachstellen zutage, die kaufentscheidend sein koennen: Schwierigkeiten machen den kleinen Maschinen vor allem grosse Datenmengen oder Netze, in denen verschiedene Betriebssysteme miteinander auskommen muessen.Ueber die Vorteile der PC-Server sind sich Berater und Anwender einig: Die Rechner sind billig, sie lassen sich leicht warten und einfach an die Beduerfnisse einzelner Firmen anpassen. Alte DOS- oder Windows-Programme koennen ohne Schwierigkeiten genutzt oder gegen neuere Versionen ausgetauscht werden - die Umstellungsprobleme sind gering. Den groessten Anteil am PC-Server- Geschaeft haben Compaq mit den Prosignia- und Proliant-Modellen, Hewlett-Packard mit der L-Serie (LM, LF, LC) und IBM mit den PS/2- Servern 85, 95 sowie 195. US-Anwender zeigten sich sehr zufrieden mit der Zuverlaessigkeit dieser Rechner, doch kritisierten sie die relativ hohen Kosten fuer den Unterhalt, schreibt die CW- Schwesterpublikation "Computerworld".Auf der Kehrseite der Medaille stehen denn auch die weniger offensichtlichen Nachteile der Intel-PC-Server im Vergleich zu RISC-Rechnern: Die Maximalleistung eines Intel-Servers ist niedriger als die eines RISC-Systems. Auch bei der Zuverlaessigkeit der Software, den Kontrollmoeglichkeiten und der Zahl der Hilfsprogramme ergibt sich eine klare Hierarchie: An der Spitze rangiert der oft geschmaehte Grossrechner, gefolgt von RISC-Rechnern, und abgeschlagen kommen auf Platz drei die Intel-Server. Letztere kranken ausserdem oft unter den Schwaechen des Betriebssystems, das dem Vergleich mit Unix nicht standhalten kann."Unix gibt es seit 25 Jahren. Es hat keine Kinderkrankheiten mehr. Das aelteste PC-Betriebssystem, DOS, ist dagegen gerade mal zehn Jahre alt", gibt James Greene vom Marktforschungsinstitut Summit Strategies in Boston zu bedenken. RISC-Rechner unter Unix braechten genuegend Rechenleistung, um alle Transaktionen in einer Unternehmensdatenbank zu erledigen. Eine Aufteilung auf mehrere Rechner sei selten noetig. Greene weiter: "Es klingt banal, aber ein wichtiger Vorteil der RISC-Maschinen ist ihre hohe Rechenleistung. Mit einem Betriebssystem, bei dem mehrere Aufgaben parallel ablaufen koennen, kommt dieser Punkt wirklich zum Tragen." Beim Blick auf die gaengigen PC-Server- Betriebssysteme wie Netware, OS/2, LAN Server, Windows NT oder Banyan Vines wird der Unterschied zu Unix noch deutlicher: Sie sind fuer Rechner mit einem Prozessor konzipiert und verteilen die Rechenlast nur selten optimal auf parallel geschaltete CPUs. Ausserdem ist die Verbindung zwischen unterschiedlichen PC- Betriebssystemen schlechter als der Verbund verschiedener Unix- Versionen. "Oft funktioniert ein Programm nur auf einem bestimmten Netz-Betriebssystem", kritisiert Charles Knots vom Beratungsunternehmen Fox Television in Los Angeles.Wenn strenge Sicherheitsvorschriften gelten, koennen die PC-Server und ihre Betriebssysteme meist nicht bestehen. Da die Benutzer sich auch bei mehreren Servern nur einmal anmelden wollen und nicht vor jedem Zugriff auf eine Datei auf einem anderen Server, kann die Sicherheit in einem heterogenen Netz mit mehreren Servern und verschiedenen Betriebssystemen nicht allzu gross sein. "Wenn eine Abteilung mit einem Netware-Server und die andere mit Windows NT arbeitet, dann koennen die Login-Daten zwar ausgetauscht werden, doch reibungslos wird das sicher nicht laufen", sagte Greene.