Aufholjagd mit neuen Dienstleistungsprodukten?

EDS startet bedarfsgerechten PC-Service

29.08.2003
MÜNCHEN (jha) - Mit einem neuen Serviceprodukt meldet sich EDS zurück. Nach einer monatelangen Phase, in der sich das Unternehmen überwiegend mit sich selbst beschäftigte, widmen die Veranwortlichen ihre Aufmerksamkeit nun wieder neuen Verfahren und Strategien.

Der kürzlich angekündigte Dienst "MyCOE" (COE = Consistent Office Enviroment) ist ein Desktop-Service, der den Gedanken des Utility-Computing auf Frontend-Geräte überträgt. EDS greift damit das mittlerweile in vielen Unternehmen übliche Verfahren auf, den Anwendern eine weitgehend einheitliche, konsistente PC-Umgebung zur Verfügung zu stellen, um die Kosten für Kauf, Installation, Wartung und Betrieb zu begrenzen. "Das hat sich als sehr effektiv erwiesen", erläutert Carol Wyatt, weltweit verantwortlich für die Distributed Systems Service Line bei EDS. "Allerdings erhalten einige Anwender zu viele, andere hingegen zu wenige Funktionen."

MyCOE räumt den Unternehmen die Möglichkeit ein, ihren Nutzern einen Katalog von Applikationen über ein Web-Portal zu Verfügung zu stellen, aus dem sie wählen können. Je nach Nutzungsprofil und Client-Art - unterstützt werden PCs, Laptops und Handhelds - lassen sich die Lösungen remote aufrufen oder lokal installiert in jedem Fall ist EDS der Eigentümer der Lizenz, die Anwender zahlen nach Verbrauch. So kann die Nutzungsdauer für Applikationen auf den Zeitraum eines Projekts beschränkt werden. Je nach Tätigkeit lassen sich zudem Anwendungen für bestimmte Nutzer freischalten oder sperren.

Kosten werden detailliert aufgelistet

Abgerechnet wird entweder nach Zeit oder Menge, konkrete Zahlen will EDS jedoch nicht nennen. Anwendungen für Projektarbeiten unterliegen einer zeitabhängigen Gebühr, Speicherplatz, Helpdesk und Online-Training werden nach Verbrauch in Rechnung gestellt. Wichtiger Bestandteil des Dienstes ist zudem ein Abrechnungsprozess, der bei Bedarf jedem einzelnen Anwender, jeder Projektgruppe oder Fachabteilung Auskunft über den aktuellen Verbrauch gibt - falls gewünscht auch aufgelistet nach Anwendung oder Dienst.

Das Startangebot beschränkt sich derzeit auf Microsoft-Office-Produkte samt Mail-, Message- und Collaboration-Tools. Einzig ein Schulungprogramm stammt von einem anderen Hersteller. Die Konzentration auf MS-Produkte hat den einfachen Grund, dass MyCOE auf dem "Zero-Touch"-Service basiert, den die Partner gemeinsam entworfen haben. Er automatisiert remote Installationen von Windows XP Professional, Office XP Professional sowie Office Professional Edition 2003. Eine Provisioning-Komponente erlaubt den Nutzern eine individuelle Installation von Applikationen, soweit die Richtlinien des Anwenderunternehmens das zulassen.

Die Partnerschaft ist nicht exklusiv. Den Zero-Touch-Dienst stellt Microsoft allen Outsourcing-Providern zur Verfügung. EDS verhandelt bereits mit einem US-amerikanischen Softwarehersteller, dessen Produkte in MyCOE zu integrieren. "In dem Maße, wie die Anbieter ihre Applikationen dem verbrauchsabhängigen Modell anpassen, werden wir sie in unseren Dienst integrieren", versprach Wyatt.

Produktoffensive für mehr Flexibilität

MyCOE reiht sich in eine Produktoffenisve von EDS ein, die das Image nach den ungünstigen Schlagzeilen der vergangenen Monate wieder aufpolieren soll. Während die Marketing-Maschine von IBM das "On-Demand"-Zeitalter ausrief und die Dienstleistungstochter diesen Ansatz um Hosting-Dienste ergänzte und bedarfsabhängige Serviceleistungen in Outsourcing-Verträgen verankerte, war EDS überwiegend mit sich selbst beschäftigt. Unter dem Slogan "Agile Infrastructure" versuchen die Texaner nun seit Juni, ihr eigenes Profil im Servicemarkt zu schärfen. Dazu zählen Business-Process-Outsourcing-und -Transformations-Angebote ebenso wie das kürzlich vorgestellte Bestshore-Konzept, das im Kundenauftrag die Projekt- oder Betriebsdienste von dort bezieht, wo sie günstig und gut erbracht werden können - sprich aus Niedriglohnländern.

Das alles soll den Kundenunternehmen Flexibilität bringen, denn sie müssen weniger Kapital und Ressourcen an ihre IT-Aktivitäten binden. EDS verspricht ihnen das "Agile Enterprise", also das bewegliche Unternehmen. Trotz der unübersehbaren Marketing-Verpackung lobt etwa Ovum-Analyst Marc Jacobson den Ansatz. Endlich zeige EDS wieder Aktivitäten und bemühe sich, neue Techniken und Strategien aufzugreifen. Allerdings, so die Kritik des Experten, hapere es noch daran, den Kunden den Nutzen für ihr Kerngeschäft nahe zu bringen. (jha)

Abb: Im Markt für Desktop-Services ist EDS bisher nur zweite Wahl

IBM, HP und CSC sind die IT-Dienstleister, die im Segment Desktop-Services laut Forrester Research die Nase vorn haben. EDS zählt lediglich zu den Verfolgern. Quelle: Forrester Research, Stand: April 2003