EDS: Auch Outsourcing ist nicht krisenfest

15.10.2002
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Sabine Prehl ist freie Journalistin und lebt in München.
Der deutsche Outsourcing-Markt ist stärker als der gesamte IT-Services-Markt gewachsen. Der erwartete Boom ist allerdings ausgeblieben. Quelle: Gartner Dataquest
Der deutsche Outsourcing-Markt ist stärker als der gesamte IT-Services-Markt gewachsen. Der erwartete Boom ist allerdings ausgeblieben. Quelle: Gartner Dataquest

Bei den IT-Dienstleistern habe sich in den vergangenen Jahren ein Speckgürtel in Form von teurem Personal und ineffizienten Management-Strukturen gebildet - Kosten, die an die Kunden weitergegeben würden. Die von den Anbietern einkalkulierten Gewinnmargen und Risikozuschläge seien nicht zu unterschätzen. Nach Ansicht von Schott lässt sich eine nachweisbare Kostenersparnis durch Outsourcing im Bereich von weitgehend standardisierten Umgebungen - etwa bei der Verwaltung der PC-Landschaft - feststellen. In komplexeren und individuelleren Projekten sei dies jedoch viel schwerer zu realisieren. Dann liege der Nutzen hauptsächlich in einer verbesserten Servicequalität.

Inzwischen gibt auch das EDS-Management zu, den Markt überschätzt zu haben. „Wir hatten eine schnellere Entwicklung erwartet“, heißt es bei EDS Deutschland. Zwar rechne der Konzern nach wie vor damit, dass die Nachfrage anziehen wird. „Aber gegen die momentane Krise ist auch dieser Markt nicht immun.“

Als Reaktion auf den Umsatzrückgang will EDS seine Strategien überdenken. So wird unter anderem erwogen, sich nicht mehr so stark auf große Abschlüsse mit jahrelangen Laufzeiten zu konzentrieren. Eine kluge Überlegung, meint Berater Schott: Seiner Ansicht nach kann die Komplexität eines Milliardenprojekts dem Anbieter unter Umständen mehr schaden als nützen. „Alle kämpfen bis auf’s Letzte, und der Dienstleister muss ständig Zugeständnisse machen, die sich für ihn erst nach Jahren rechnen“, so der Experte.

Megadeals erhalten das Vertrauen

Unter US-amerikanischen Analysten überwiegt dagegen die Meinung, dass EDS vor allem umfangreiche Aufträge wie das wieder in der Schwebe befindliche Acht-Milliarden-Dollar-Projekt für Procter & Gamble an Land ziehen muss, um seine Position zu verbessern - speziell gegenüber dem Marktführer IBM, der darauf hofft, von den schlechten Nachrichten seines Erzrivalen profitieren zu können. Dabei gehe es auch um das Vertrauen potenzieller Kunden. So hätten einige Firmen angekündigt, geplante Verträge mit EDS nur zu unterzeichnen, wenn der Konzern das Procter-&-Gamble-Projekt erhalte.

Berater Schott bezeichnet solche Argumente als „typisch für Analysten und typisch amerikanisch“. Seiner Ansicht nach könnte EDS einen Verlust des Procter-&-Gamble-Deals durchaus verkraften. Schließlich stecke der Konzern nicht in einer fundamentalen Krise. „EDS verdient nach wie vor Geld und hat gute Kunden“, fasst der Experte zusammen. Auch Spies sieht unter dem Strich keine Gefahr für die Company: „Der Absturz der Aktie war eine Überreaktion seitens der Investoren. Die finanzielle Situation von EDS ist stabil.“

EDS-eigene Probleme

Neben dem konjunkturellen Abwärtstrend leidet EDS auch unter hausgemachten Problemen. So ist das schwache Europa-Geschäft nach Ansicht des Metagroup-Experten Rüdiger Spies auch darauf zurückzuführen, dass der IT-Dienstleister mit seiner Struktur eher auf große Abschlüsse ausgelegt sei, die hier weit seltener vorkämen als in den USA. Außerdem habe sich die Company in Europa noch keinen Namen gemacht: „Das Vertrauen in EDS ist vor allem wegen der fehlenden Marketing-Aktivitäten relativ mager“, so der Experte. „EDS investiert fast nur in Branding - und das auch nur da, wo das Geld verdient wird: in den USA.“
Darüber hinaus plagen den IT-Dienstleister interne Probleme: Laut Spies ist dem Konzern die lückenlose Integration seiner Geschäftsbereiche - von der Beratung über das Projektgeschäft bis hin zum Outsourcing - nicht gelungen. In Deutschland behinderten zudem historisch bedingte Aspekte das Geschäft: Als ehemaliges Rechenzentrum von Opel generiere EDS rund 30 Prozent seiner hiesigen Umsätze aus dem Geschäft mit dem angeschlagenen Autobauer. Zudem habe der Betriebsrat einen großen Einfluss, was sich auf die Mentalität der Mitarbeiter auswirke. Zwischen der Beratungstochter AT Kearney und den anderen EDS-Aktivitäten liegen laut Spies Welten. Auch die Übernahme des Hamburger IT-Dienstleisters Systematics sei nicht gerade erfolgreich verlaufen: „Die Integration hat das Unternehmen sehr viel Kraft gekostet und wird es noch eine ganze Weile belasten.“