EDI hat noch lange nicht ausgedient

06.06.2001
Von Björn Georg

Management-Tools zur Administration und Überwachung des Systems,

Logging und Archivierung für die Transaktions- und Rechtssicherheit sowie

Workflow-Manager zur Definition von Sender-, Empfänger-, Kommunikationskanal- und Datenformat-Relationen.Die Koexistenz von EDI und EAI wird besonders beim Thema Supply-Chain-Management deutlich. SCM bedeutet, dass alle Glieder einer Wertschöpfungskette vom Hersteller über Händler bis zum Endkunden als homogene Kette gesehen werden. Die einzelnen Glieder sollen sich auf ihre Kernkompetenzen beschränken. Ziel ist eine schnellere Rückkopplung und Reaktion aufgrund veränderter Kundenbedürfnisse. Eine schnelle Rückkopplung und Reaktion setzt sowohl einen integrierten Datenaustausch zwischen den Partnerunternehmen und deren betriebswirtschaftlichen Applikationen als auch die Abstimmung der relevanten Anwendungen im eigenen Unternehmen voraus. Diese Anforderungen können nur durch EDI und EAI, also einer zentralen Datenintegrations- und Datenkommunikationsplattform, erfüllt werden. Die gleichen Voraussetzungen müssen bei der Verfolgung von E-Business-Strategien wie Efficient Consumer Response, Collaboration for Planning Forecasting and Replenishment (CPFR) oder beim Aufbau von Online-Marktplätzen erfüllt werden. EDI/EAI vs. XML Im Zusammenhang mit EDI und EAI taucht häufig auch der Begriff Extensible Markup Language (XML) auf. Aussagen wie "XML wird EDI ablösen" oder "EAI nur durch XML realisierbar" führen dabei allerdings in die Irre. Mit XML hat das W3C eine Auszeichnungssprache geschaffen, die es erlaubt, anhand von Schemata Daten zu strukturieren, so dass eine Edifact-vergleichbare Weiterverarbeitung möglich ist. Durch die Extended Stylesheet Language (XSL) wird die grafische Aufbereitung der Daten im Web oder anderen Medien unterstützt. Das Ziel ist die Schaffung eines Standards für viele Anwendungsbereiche wie Web-EDI, Dokumenten- und Content-Management, Helpdesk-Systeme, Online-Marktplätze oder EDI und EAI. Bei XML handelt es sich jedoch nur um einen neuen Datenformat-Standard beziehungsweise einen neuen Datencontainer, der in Konkurrenz zu klassischen Standardformaten wie Edifact oder VDA steht. XML ist also ein zusätzliches Werkzeug, um EDI zu realisieren: Es ergänzt EDI und steht nicht in Konkurrenz dazu. Eine Abgrenzung zwischen Edifact und XML lässt sich wie folgt vornehmen. Edifact wurde entwickelt, um einen vollautomatischen Nachrichtenaustausch im Sinne von EDI zu gewährleisten. Die Bedeutung der Nachrichteninhalte ergibt sich aus der Reihenfolge der Felder innerhalb der Nachricht. Dieser Aufbau hat die Vorteile, dass Nachrichten zum einen absolut sprachneutral sind, da beschreibende Elemente wie bei XML nicht erforderlich sind, zum anderen wird das Übertragungsvolumen durch die Trennzeichen- und Satzzeichensyntax auf ein Minimum reduziert. Zwar stehen heute diverse breitbandige Übertragungsmedien zur Verfügung, die auch den Austausch großer Datenmengen erlauben. Die interne Verarbeitung stellt jedoch noch immer einen Engpass in der Umsetzung großer Datenvolumina dar: Denn gerade für die Umsetzung der zuvor erwähnten E-Business-Strategien ist eine zeitnahe Verarbeitung der Daten von großer Bedeutung. XML: Die Nachteile Neben dem um das bis zum Faktor zehn ansteigende Übertragungsvolumen ist die fehlende Standardisierung von XML auf semantischer Ebene ein entscheidender Nachteil gegenüber dem Edifact-Standard. Folgendes Beispiel soll dies verdeutlichen: Neben der offensichtlichen Differenz im Datenvolumen unterscheiden sich die Formate insofern, als sich die Bedeutung der Inhalte in Edifact aufgrund ihrer Position ergibt. Im Gegensatz dazu sind die so genannten XML-Tags (zum Beispiel ) nicht standardisiert. Wollen zwei Partner Daten im XML-Format austauschen, so müssen zuvor Bedeutung und Reihenfolge definiert werden. Diese bilateralen Absprachen machen den Austausch kompliziert und aufwändig. Zwar versuchen sich viele nationale und internationale Gremien an der semantischen Standardisierung, doch drohen aufgrund von Interessensdivergenzen unzählige inkompatible XML-Schemata-Subsets. Die XML-Standardisierungsinitiative mit den größten Aussichten auf internationale Anerkennung ist ebXML (www.ebxml.org). Die beiden zentralen Gruppen innerhalb dieser Organisation sind UN/Cefact und Oasis. Auch für den interapplikativen Datenaustausch innerhalb eines Unternehmens hat XML als Standard nur eine bedingte Relevanz. Ziel von EAI ist der integrierte Datenaustausch zwischen zwei Applikationen wie Warenwirtschaft und Finanzbuchhaltung. Mit EAI-Lösungen sollte eine direkte Zuordnung der Daten vom Format des Warenwirtschaftssystems in das der Finanzbuchhaltung möglich sein. Aufgrund der hier dargestellten Restriktionen bietet XML für den integrierten Datenaustausch keine Vorteile gegenüber klassischen oder anwendungsspezifischen Formaten. Dies bedeutet jedoch nicht, dass XML keine Anwendung finden wird. Die voraussichtlichen XML-Schwerpunkte werden aber nicht bei EDI und EAI liegen, sondern vielmehr bei Anwendungen, die eine Visualisierung von Datenbeständen beinhalten.