DV im Mittelstand/Klagen ueber das "Computerchinesisch" der Anbieter Die Herausforderungen durch DV bereiten Mittelstaendlern Sorgen

17.11.1995

WUERZBURG (CW) - Grossen Erfolg hatte das Wuerzburger Systemhaus CAI mit seinem Mittelstandskongress "Arbeitswelt 2000". Rund 300 Teilnehmer besuchten die Veranstaltung, um Orientierungshilfen bezueglich anstehender Investitionen in Informations- und Kommunikationstechnik zu bekommen.

Ueber die Veraenderungen, die durch eine zunehmende Computerisierung auf mittelstaendische Unternehmen zukommen, referierte CAI- Geschaeftsfuehrer Dietmar Reinhard. Waren frueher nur die DV-Experten mit Informationstechnik konfrontiert, so werden es im Jahr 2000 nahezu alle Beschaeftigten sein, prophezeite er. "Das betrifft den DV-Distanzierten im Unternehmen ebenso wie den DV-Freak."

Diese Situation sei nicht nur eine Herausforderung fuer Management und Mitarbeiter, sie fuehre auch zu einem veraenderten technischen Umfeld. Einfache Bedienungsoberflaechen, vernetzte Arbeitsstrukturen und Systeme sowie eine fuer jedermann zugaengliche und verstaendliche Datenbasis spielten kuenftig eine wichtige Rolle.

Softwarekrise: Tools sind von geringer Qualitaet

Eine handfeste Softwarekrise verschaerft nach Ansicht Reinhards die Situation: Im Vergleich zur Hardware verlaufe die Entwicklung nuetzlicher Software-Tools aeusserst langsam, Unternehmen wuerden von Daten geradezu ueberschwemmt. Ausserdem werde die Software haeufig zu spaet und zu teuer geliefert, die Qualitaet lasse zu wuenschen uebrig. Als Loesungspartner boeten sich in Deutschland rund 100 Hardwarehersteller, 300 Service-Rechenzentren und 11200 Softwarehaeuser an - fuer einen klassischen Mittelstaendler sei es sehr schwierig, hier den Ueberblick zu behalten.

Neben Reinhard kamen auch Vertreter anderer Unternehmen zu Wort. Klaus Gewald, als Mitglied der Geschaeftsleitung bei der Siemens- Nixdorf Informationssysteme AG (SNI) fuer den Bereich Midrange verantwortlich, wagte einen Blick in die Kristallkugel: "Die DV- Welt wird im Jahr 2000 zu zwei Dritteln von Unix und Windows NT beherrscht", prognostizierte er. Gewald bezeichnete die Client- Server-Technik als zukunftssichere IT-Architektur, fuer die kuenftige Hard- und Softwareloesungen erstellt wuerden.

Die Bedeutung von Datenbanken unterstrich mit Informix- Geschaeftsfuehrer Klaus Blaschke ein wichtiger Vertreter dieses Softwarezweiges. Datenbanken seien die "Drehscheiben einer zukuenftigen multimedialen Wirtschaft und Gesellschaft". Blaschke raeumte in seinem Vortrag ein, dass zwar eine Fuelle von Informationen zur Verfuegung stehe, aber die Werkzeuge, mit denen Information schnell und unmittelbar selektiert werden koennen, verbesserungswuerdig seien. In diesem Bereich habe Informix seine Forschungsarbeiten stark intensiviert.

Das Hauptreferat der Veranstaltung hielt Heinz Riesenhuber, der ehemalige Bundesminister fuer Forschung und Technologie. Er forderte die Mittelstaendler auf, nicht in ihren Forschungs- und Innovationsbestrebungen nachzulassen, da diese entscheidende Erfolgsfaktoren seien.

Die Vortraege der politischen und wirtschaftlichen Prominenz hielten die Mittelstaendler nicht davon ab, ihre Sicht der Dinge kundzutun. Sie beklagten die unzureichende Informationspolitik der Hard- und Software-Anbieter in Deutschland und aergerten sich ueber die "andere Sprache" dieser Firmen. "Wo wir unsere Fragen in Deutsch formulieren, erhalten wir Antworten in computerchinesisch", ereiferte sich der Manager eines mittelstaendischen Unternehmens. Zur Klaerung grundsaetzlicher Fragen wurde der Kongress allgemein als nuetzlich empfunden.