Intel belohnt den Entwicklungspartner Hewlett-Packard

Dritte Itanium-Version ist bis zu 50 Prozent schneller

04.07.2003
MÜNCHEN (ls) - Intel hat die dritte Auflage des Itanium freigegeben. Damit ausgestattete Rechner durfte Hewlett-Packard als Entwicklungspartner vor der Konkurrenz vorstellen.

Die unter dem Codewort "Madison" entwickelte dritte Version von Intels 64-Bit-CPU ist eine Entwicklungsstufe des Itanium 2 und heißt deshalb offiziell "Itanium 2 6M". Gegenüber dem bisherigen Itanium 2 ("McKinley") unterscheidet er sich in lediglich fünf Punkten, die aber große Wirkung haben. Der Madison ist im 130-Nanometer-Verfahren belichtet, während Intel beim McKinley die 180-Nanometer-Technik verwendet. Dadurch ließen sich 410 Millionen und damit fast doppelt so viele Transistoren (früher 221 Millionen) auf dem Chip unterbringen, obwohl drittens die neue Version der CPU etwas weniger Fläche beansprucht. Benötigt wurde der Raum vor allem zur Unterbringung eines Level-3Cache, der in der Topversion des Madison mit 6 MB doppelt so groß ist wie beim Vorgänger. Gleichzeitig erlaubt die höhere Packungsdichte eine größere Taktfrequenz, der Madison ist mit maximal 1,5 Gigahertz um 50 Prozent schneller getaktet als der McKinley.

Die höhere Taktrate und der größere L3-Cache sind nach Angaben von Intel etwa zu gleichen Teilen für den Performance-Gewinn des Itanium 2 6M verantwortlich. Das Unternehmen hat in diversen Benchmark-Tests eine Leistungssteigerung von 30 bis 50 Prozent gegenüber dem Itanium 2 gemessen. Der Spitzendurchsatz liegt bei 6 Gflops. Der Madison ist Pin-kompatibel zu seinem Vorläufer und arbeitet mit dem gleichen Chipsatz, kann demzufolge leicht für System-Upgrades genutzt werden. Beide Chips haben die gleiche Leistungsaufnahme und ergo eine identische Hitzeentwicklung.

Mehrere Varianten geplant

Den Madison gibt es in drei Varianten: Die Spitzenversion ist auf 1,5 Gigahertz getaktet und hat 6 MB L3-Cache. Darunter bietet Intel zwei "Light"-Versionen mit 1,4 Gigahertz und 4 MB L3-Cache sowie 1,3 Gigahertz und 3 MB L3-Cache. In der zweiten Hälfte dieses Jahres werden noch zwei weitere Versionen erscheinen: Eine 1,0 Gigahertz schnelle CPU (Codename "Deerfield") mit 1,5 MB L3-Cache soll als stromsparendes Herz von Blades Verwendung finden. Ein auf 1,4 Gigahertz getakteter durchsatzoptimierter Prozessor ("Compute Optimized") soll wissenschaftlich-technische Anwendungen weiter beschleunigen.

Darauf folgt im nächsten Jahr der "Madison 9M", dessen Namenszusatz analog zum 6M auf das L3-Cache-Volumen von diesmal 9 MB anspielt. Im Jahr 2005 soll schließlich der "Montecito" auf den Markt kommen, den Intel erstmals im 90-Nanometer-Verfahren herstellen wird. Er soll zwei Rechenkerne in einem Chip vereinen und mit 24 MB Level-3-Cache arbeiten.

Weil Hewlett-Packard Intel bei der Entwicklung der Itanium-Reihe unterstützt, erhielt der Server-Bauer das Recht, vor der Konkurrenz die ersten "Integrity"-Systeme mit der neuen Madison-CPU vorzustellen. Die erste Workstation mit dem Madison trägt das Typenschild "zx6000". Sie gibt es in zwei Versionen mit der 1,5 oder der 1,3 Gigahertz schnellen CPU, die entsprechend 6 oder 3 MB L3-Cache mitbringt. Der Hauptspeicher ist bis auf 24 GB ausbaubar. Laut HP läuft dieses System um durchschnittlich 40 Prozent schneller als sein mit dem bisherigen Itanium 2 ausgestatteter Vorgänger.

Im unteren Server-Bereich sind die Rechner "rx2600" und "rx5670" mit dem neuen Itanium ausgestattet. Ersteres ist ein Zwei-Wege-Computer, dessen Chips mit 1,5 oder 1,3 Gigahertz getaktet sind und auf maximal 29 GB RAM zugreifen können. Das zweite Modell hat vier auf 1,5 oder 1,3 Gigahertz getaktete Madison-CPUs und bis zu 96 GB RAM.

Im Highend setzt HP den Madison in "Superdome"-Servern mit 16, 32 und 64 Prozessoren ein. Diese Superrechner können bis zu 512 GB RAM adressieren. Durch die "Cell-Board"-Architektur lassen sich die Prozessoren in maximal 16 Hardwarepartitionen für die Arbeit mit unterschiedlichen Betriebssystemen wie HP-UX 11i, Red Hat Linux und Windows Server 2003 teilen. Im Herbst dieses Jahres will HP für das Mid-range-Segment Acht- und 16-Wege-Systeme mit dem Madison auf den Markt bringen.

Wer derzeit HP-Rechner mit Itanium-2-CPUs verwendet, kann die alten System-Boards ausbauen und durch Madison-Boards für die entsprechende Server-Klasse ersetzen. Weil dadurch Bauelemente wie RAM, Festplatten und PCI-X-Erweiterungen erhalten bleiben, halten sich die Upgrade-Kosten im Rahmen.

Mit Madison endlich erfolgreich?

Für Intel und HP hängt viel davon ab, ob die 64-Bit-CPUs endlich ein Erfolg werden. HP wird die eigene PA-Risc-Architektur aufgeben und muss die Kunden davon überzeugen, ihre Umgebungen auf Itanium-Server und nicht auf die Risc-Unix-Alternativen der Konkurrenz zu migrieren. Intel soll nach Branchengerüchten fünf Milliarden Dollar in die Itanium-Entwicklung und -Produktionstechnik gesteckt haben. Der erste Chip der Reihe, der "Merced", war von Kinderkrankheiten gekennzeichnet und wurde ein Flop.

Immerhin scheinen die 64-Bit-CPUs langsam bessere Unterstützung aus der DV-Industrie zu bekommen. In den kommenden Tagen und Wochen werden NEC, Dell, Unisys, SGI, Fujitsu-Siemens, Bull, Maxdata und sogar die bisher eher AMD zugeneigte IBM Madison-basierende Rechner vorstellen. Laut HP haben Softwarehäuser derzeit rund 400 Schlüsselanwendungen angepasst, während es vor einem Jahr erst 100 waren.