Open-Source-Projekte für die Container-Technik

Docker schafft sich ein eigenes Ökosystem

28.01.2016
Von 


René Büst ist Research Director in Gartners Managed Business and Technology Services Team mit Hauptfokus auf Infrastructure Services & Digital Operations. Er analysiert Entwicklungen im Bereich Cloud Computing (Anbieter von Managed Cloud-Services und Public Cloud sowie Cloud-Strategien wie IaaS, PaaS und Multicloud), digitale Infrastrukturen und Managed Services sowie den Einfluss der digitalen Transformation auf die IT. Seit Mitte der 90er Jahre konzentriert sich Herr Büst auf den strategischen Einsatz der IT in Unternehmen und setzt sich mit deren Einfluss auf unsere Gesellschaft sowie disruptiven Technologien auseinander.

Marktüberblick: Das Docker-Ökosystem

Im Laufe der letzten knapp drei Jahre hat sich rund um Docker eine rasant wachsende Community gebildet, die zu einem passablen Ökosystem geführt hat. Zu den bekanntesten und wichtigsten Tools und Lösungen zählen unter anderem:

1. Docker-Toolbox

Im Februar 2015 hat Docker selbst eine Reihe von Orchestration-Tools veröffentlicht. Hierzu gehören bisher:

  • Mit Docker Compose lassen sich Multi-Container-Applikationen mit allen ihren Abhängigkeiten innerhalb einer einzigen Datei definieren und anschließend mit einem einzigen Befehl ausrollen.

  • Docker Machine sorgt für die automatisierte Installation einer Docker- Umgebung auf dem lokalen Computer, der Infrastruktur eines Cloud- Anbieters oder der eigenen Rechenzentrumsinfrastruktur. Docker Machine stellt die Hosts bereit, installiert die Docker Engine und konfiguriert den Docker Client.

  • Docker Kitematic lässt eine Docker-Umgebung auf den lokalen Betriebssystemen für Macs und Windows ausführen und bietet eine graphische Benutzeroberfläche zur Verwaltung der Container.

  • Docker Engine ist die grundlegende Technologie-Plattform für den Aufbau und Betrieb einer Docker-Container-Umgebung.

  • Docker Tutum ist ein Tool für die Bereitstellung und das Management von Container-Applikationen. Zum Leistungsumfang gehören ein Dashboard, Monitoring, Logging, Applikations-Historie usw. Weiterhin lassen sich darüber die Applikationen starten, stoppen und skalieren.

  • Docker Hub ist ein Cloud-basierter Service von Docker, mit dem sich Container-Applikationen und -Services entwickeln, ausrollen und verwalten lassen.

  • Docker Swarm stellt einen Cluster zur Verfügung, auf dem sich eine Gruppe aus Docker Engines zu einem einzigen virtuellen Docker Host zusammenfassen lassen.

2. Kubernetes

Kubernetes ist ein Open-Source Docker-Management-Tool, das von Google entwickelt wurde, um Docker-Container-Applikationen in einer Cluster-Umgebung zu verwalten. Hierzu gehören u.a. die Kommunikationen zwischen den Containern sowie eine gleichmäßige Verteilung von Containern über den Cluster hinweg.

3. Mesosphere

Mesosphere bezeichnet sich selbst als das "Data Center Operating System". Mesosphere bündelt hierzu jede Server-Art (physikalisch, virtuell) zu einem großen Pool von geteilten Ressourcen - einen Cluster. Anhand des "Docker executor for Mesos" lassen sich innerhalb eines Mesosphere-Clusters ebenfalls Docker- Container betreiben.

4. OpenStack

OpenStack ist das führende Betriebssystem, wenn es um den Aufbau und Betrieb einer Open-Source-basierten Cloud-Infrastrukturlandschaft geht. Mit dem "Docker Driver" für "OpenStack Nova Compute" lassen sich ebenfalls Docker-Container auf einer OpenStack-Infrastruktur betreiben.

5. Shipyard

Shipyard ist eine Open Source Docker Management Lösung, mit der sich Docker- Ressourcen wie Container, Images, Hosts usw. über eine einzige zentrale Management-Oberfläche verwalten lassen.

6. Panamax

Panamax ist ein Tool für die Entwicklung, das Bereitstellen und Teilen von Container-baiserten Anwendungen. Dazu gehört auch ein Open-Source Applikations-Markplatz, der auf Github gehosted wird.

7. Drone

Drone ist eine Continuous Integration Platform für Docker. Die Plattform lässt sich auf einem lokalen Laptop oder innerhalb einer eigenen IT-Infrastruktur betreiben.

Container-Techniken sind auch ein wichtiger Bestandteil der "Digital Infrastructure Platform" (DIP).
Container-Techniken sind auch ein wichtiger Bestandteil der "Digital Infrastructure Platform" (DIP).
Foto: Copyright Crisp Research AG, 2015

Container-Technologien als Bestandteil der "Digital Infrastructure Platform"

Container-Technologien sind zudem ein wichtiger Bestandteil der "Digital Infrastructure Platform". Sie stehen repräsentativ für die "Dynamic IT" im technischen digitalen Abbild eines Unternehmens, von dem in der Zukunft immer mehr Geschäftsmodelle unterstützt werden.

Docker-Container helfen nicht nur dabei, Legacy-Applikationen und andere Workloads aus der "Static IT" in die "Dynamic IT" zu überführen, sondern sie verbessern auch:

  • Die Geschwindigkeit: Docker Container sind leichtgewichtiger als Hypervisor. Sie benötigen kein Gastbetriebssystem und auch der Ressourcenverbrauch für Speicher ist deutlich geringer. Zudem lassen sich Container schneller bereitstellen, da der Boot-Prozess, wie ihn eine virtuelle Maschine benötigt, entfällt.

  • Die Sicherheit: Jeder Container verfügt über einen eigenen Netzwerk-Stack, dessen Ports und Zugriffsrechte sich unabhängig kontrollieren lassen. Applikationen, die in einem bestimmten Container laufen, können so konfiguriert werden, dass sie mit anderen Containern oder externen Systemen über bestimmte Netzwerkschnittstellen kommunizieren. Damit lassen sich Applikationen voneinander isolieren, die auf demselben Host-System laufen.

  • Das Deployment: Docker-Container vereinfachen das Deployment, indem sie gemeinsam mit allen ihren Abhängigkeiten zu Bibliotheken, Betriebssystemen und anderen Ressourcen in einen einzelnen Container verpackt werden. Damit lässt sich ein Container auf jedem beliebigen System ohne Kompatibilitätsprobleme ausführen, auf dem Docker läuft.

  • Die Performance: Innerhalb einer Container-Architektur laufen alle Container auf einem einzigen Betriebssystem bzw. dessen Kernel. Das bedeutet, dass sich auf jeder beliebigen Hardware-Plattform damit mehr Container betreiben lassen, als auf einer vergleichbaren virtuellen Umgebung virtuelle Maschinen laufen können. Ein physikalischer Server-Host, der typischerweise Platz für 10 bis 100 virtuelle Maschinen bietet, kann etwa 100 bis 1000 Container beherbergen. Hinzu kommt, dass bei einer Container-Migration lediglich die Binaries der Applikation und deren Daten kopiert werden müssen, aber nicht das gesamte Gastbetriebssystem, wie es bei einer virtuellen Maschine der Fall ist.

  • Das Change Management: Docker-Container arbeiten ähnlich wie ein GIT Repository, bei dem Nutzer ihre Änderungen an Docker-Images mitteilen. Da Container sehr stark mit den Abhängigkeiten einer bestimmten Applikation integriert sind, kann jedes Update innerhalb der Container-Architektur zu Stabilitätsproblemen führen. Sollte es zu diesem Fall kommen, müssen Administratoren darauf reagieren und einen Rollback zu einer lauffähigen Version der Applikation und ihrer Abhängigkeiten anstoßen.

Fazit

Ein weiteres Argument für CTOs und technische Entscheider ist die Zukunftssicherheit von Docker. Obwohl Docker erst seit ein paar Jahren am Markt ist, wird es bereits von zahlreichen großen Unternehmen eingesetzt, darunter Uber, GE Appliance, Groupon, PayPal, ebay, ING, BBC, Spotify, Zalando oder Yandex. Weiterhin setzen große, eher proprietär agierende Technologie-Unternehmen wie Google oder Microsoft auf Docker und haben die Container-Technologie bereits als Teil ihres Cloud-Angebots integriert.

Eine Technologie alleine ist jedoch kein Erfolgsgarant. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass eine mächtige Community und ein Ökosystem rund um die Technologie einen entscheidenden Betrag zur breiten Adaption leisten. Docker ist ein gutes Beispiel für so eine Erfolgsgeschichte. (wh)