Peer-to-Peer im Unternehmenseinsatz

Direktverbindungen von PC zu PC

12.06.2003
Von von Lars

Um „auf Sendung“ zu sein, setzt B+W seit anderthalb Jahren eine P2P Anwendung namens „Netviewer“ ein. Netviewer verbindet Computer, egal wie weit sie voneinander entfernt sind, und erlaubt einem Nutzer, den Bildschirm eines anderen Computers zu betrachten.

Während Berater und Kunde miteinander telefonieren, wird - natürlich mit Einwilligung des kundenseitigen Systemadministrators - über das Internet ein winziges, 200 Kilobyte kleines Programm auf den Kundenrechner übertragen. Es erzeugt eine fünfstellige Zufallsnummer, die der Berater abliest und über das Telefon weitergibt. Wenn der Kunde sie in die Anwendung eintippt, lokalisiert die Software die Internet-Adresse des Berater-PCs. Beide Computer sind direkt miteinander verbunden und mit Datenverschlüsselung gegen unerwünschte Lauscher oder Hacker geschützt. Dieser Vorgang dauert etwa 20 Sekunden.

Reisezeiten minimiert

„Wir sehen anhand eines Ampelsystems, wann der Kunde was an unseren Bildschirm sehen kann“, erklärt Bach. „Wir zeigen eine Powerpoint-Präsentation und gehen dann in die Berechnungssoftware rein.“ Andere Bereiche des Computers, etwa E-Mail-Konten, können sowohl die Berater als auch die Kunden mit Hilfe eines Button im Menü des Programms für den Zugriff aus der Ferne sperren. „Man arbeitet, als ob man nebeneinander sitzen würde, nur dass jetzt keiner mehr reisen muss“, freut sich der Versicherungsfachmann.

Die Suche nach einer Lösung, mit der sich die Reisezeiten verringern lassen, begann Dietmar Bach, um den Kostendruck in den Griff zu bekommen. „Wir sind früher oft rausgefahren zumklassischen Wohnzimmergespräch“, sagt er. „Aber die Provisionen sind dafür zu gering geworden.“ Eine kurze Recherche über die Suchmaschine Google brachte ihn auf die Spur der Netviewer GmbH aus Karlsruhe. B+W entschied sich, das Zusammenspiel des Netviewer-Produkts mit den Firewalls und anderen Anwendungen von über einem Dutzend Kunden zu testen. Ergebnis: Nur mit einem einzigen Unternehmen ließ sich keine Direktverbindung herstellen.

Eine Lizenz für einen Netviewer-Arbeitsplatz kostet 2500 Euro. Derzeit hängen drei Arbeitsplätze am direkten Draht zum Kunden, die B+W-Mitarbeiter im Wechsel nutzen. Verträge werdenwerden gemeinsam mit dem Interessenten als digitale Formulare im PDF-Format ausgefüllt, die dann vom Kunden ausgedruckt und unterschrieben werden. Das neue System arbeitet so effizient, dass B+W sich derzeit voll auf die Netzbeziehungen konzentriert. „Man kann schlecht sagen, was der Einsatz der Peer-to-Peer-Software spart“, resümiert Bach. „Aber früher kam ein Mitarbeiter auf ein bis zwei Kundengespräche am Tag. Heute erledigen wir vier bis fünf Teleberatungen täglich. Wir merken an unserer Geldbörse, dass der Umsatz besser geworden ist.“