Bei der Verbreitung von Kabelmodems ist Deutschland fast Schlusslicht.
Quelle: Bitkom/Eito
Damit ist man beim zweiten grundlegenden Problem: der heillosen Zersplitterung des deutschen TV-Kabelnetzmarktes. Diese geht auf politische Vorgaben der 80er Jahre zurück. Damals wollte man den neu zugelassenen privaten Fernsehsendern angesichts fehlender terrestrischer Frequenzen anderweitig den Weg auf die Bildschirme öffnen. Dabei wurde das deutsche TV-Kabelnetz in unterschiedliche hierarchische Ebenen vom produzierenden Sender über die regionalen Kabelnetze bis hin zur jeweils individuellen Hausverteileranlage untergliedert, um letztlich, wie es heute in Fachkreisen spöttisch heißt, auch den Antennenbauern ein Stück vom Kuchen zu sichern. Konsequenz: Das Telekom-Kabel oder die Infrastruktur der US-amerikanischen Firmengruppe Callahan, mit der sich die Bonner im Jahr 2000 in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg handelseinig geworden waren, endet in vielen Fällen an der jeweiligen Grundstücks- beziehungsweise Hausgrenze. Die berühmte „letzte
Meile“ zum Kunden gehört somit vielfach Firmen wie Telecolumbus, Bosch, Primacom oder eben Tausenden Klein- und Kleinstunternehmen.
Allein die Summen, die ein Investor aufbringen müsste, um eine Marktbereinigung im Sinne einer möglichen Vermarktung von Diensten an Endkunden durchzuführen, sind also exorbitant hoch. Hinzu kommen die Kosten, die für einen Ersatz der größtenteils verlegten alten Kupferkoaxialkabel durch Glasfaser samt der (für Internet-Anwendungen unabdingbaren) Rückkanalfähigkeit anfallen würden. Die Deutsche Bank geht in einer unlängst vorgestellten Studie allein für die Aufrüstung des Kabelnetzes zur so genannten Bidirektionalfähigkeit von neun Milliarden Euro aus.