Die silberglaenzende Zukunft der Speichersilos

22.04.1994

Fuer die Marktuebersicht der folgenden Seiten gilt: Lesen Sie zuerst den Artikel ueber die Grundlagen von CD-ROM-Laufwerken und SCSI auf dieser Seite und wenden Sie sich dann der Preisspalte in der Marktuebersicht zu. Haben Sie die Geraete gefunden, die Ihrem Budget entsprechen, muessen Sie noch einmal sieben: - Passen die Laufwerke zur vorhandenen Hardware? - Mit oder ohne SCSI-Schnittstelle? - Nur eines koennen Sie ausser acht lassen: Die Suchgeschwindigkeit ist selbst bei den teuersten Laufwerken noch immer sehr niedrig. Selbst Geraete mit dem Doppelten oder Dreifachen der normalen Rotationsgeschwindigkeit erreichen nicht die zwoelf Millisekunden Suchzeit einer durchschnittlichen Festplatte. Dieses Manko wird sich so schnell auch nicht aus der Welt schaffen lassen. Die Redaktion weist darauf hin, dass diese Marktuebersicht keinen Anspruch auf Vollstaendigkeit erhebt. Die Daten beruhen auf den Angaben der Hersteller.

Von Ute Dorau und Robert Wischnewski

CD-ROMs: Bunte Standards

- Red Book: Zuerst ging es einfach nur darum, der Unterhaltungsindustrie verschleissfreie Musikkonserven zu verschaffen und das Ende der guten alten Vinylplatten vorzubereiten. Im "Red Book" einigte man sich auf ein Verfahren, die digitalisierten Toene standardisiert auf die Audio-CD zu bringen. Der Erfolg der CD-DA (Digital Audio) war phaenomenal - sie hat die herkoemmlichen Langspielplatten fast verdraengt.

- Yellow Book: Um die CD fuer den PC als Speichermedium zu erschliessen, haben Philips und Sony im "Yellow Book" einen Standard fuer fuer Computerdaten verabschiedet. Die Norm nennt sich ISO-9660- oder auch poetischer "High-Sierra-Format" nach dem Hotel, in dem das Gremium tagte.

- CD-ROM/XA: Das CD-ROM-Format im Yellow Book wurde durch CD- ROM/XA (Extended Architecture) erweitert. XA-CDs verwalten Ton-, Bild- und Videoinformationen komprimiert in getrennten Spuren. Mit XA-faehigen CD-ROM-Laufwerken lassen sich Bild und Ton simultan abspielen. Heute ist jedes gute CD-ROM-Laufwerk XA-faehig, doch existiert kaum Software, die diesen Standard voll nutzt. Fuer aeltere Laufwerke gibt es oft spezielle Hardware-Erweiterungen, die sie XA-faehig machen.

- Orange Book: Die einmal beschreibbaren und die wiederbeschreibbaren optischen Laufwerke (Worm - Write Once, Read Many - und MO - magneto-optische Medien) hat man im "Orange Book" standardisiert. Ein Worm-Medium im CD-Format ist die Photo-CD von Kodak.

- Multisession-Faehigkeit: Da die Photo-CD oft in mehreren Arbeitsgaengen beschrieben wird, braucht man, um ihre Daten einlesen zu koennen, ein Multisession-faehiges CD-Laufwerk. Damit kann man, anders als mit einem Singlesession-Laufwerk, Daten lesen, die in mehr als einem Arbeitsgang von einem CD-Schreiber eingebrannt wurden.

- Multispin: Dieser Begriff steht fuer Laufwerke, die die CDs mit einem Mehrfachen der ueblichen Geschwindigkeit drehen. Zwei- oder gar viermal schneller bekommen die Anwender die Daten auf den Monitor.

- Green Book: Hier geht es um CD-I. Unter der Federfuehrung von Philips entstand eine Erweiterung des Yellow Books im Hinblick auf den Markt der Unterhaltungselektronik.

Digitales Video: Ohne Kompression geht nichts

Digitales Video war lange vor allem ein guter Marketing-Gag: Kurze Videosequenzen in schlechter Bildqualitaet und winzigen Fenstern wie etwa bei Microsofts Video fuer Windows boten zwar einige Ueberraschungseffekte, forderten aber eine Menge Speicherplatz. Die enormen Datenmengen, die beim digitalisierten Video anfallen, sprengten selbst die grosse Kapazitaet der CD-ROMs: Um eine Sekunde Film in Videoqualitaet, also in schlechterer Aufloesung als VGA, zu digitalisieren, benoetigt man etwa 16 MB. Auf einer CD koennten Sie ohne Kompression also nur eine gute halbe Minute Video unterbringen. Nun gibt es keine bezahlbaren CD-ROM-Laufwerke, die die Daten auch entsprechend schnell lesen koennen. Um wirklich digitales Video zu ermoeglichen, mussten die Hersteller die Daten um den Faktor 200 komprimieren. Das ist nicht ohne Qualitaetsverluste moeglich. Bei den bisherigen Komprimierungstechnologien war dies fuer den Betrachter deutlich sichtbar. Loesungen wie das softwarebasierte "Video fuer Windows" oder die Chiploesung "DVI" von Philips konnten die fuer Video-CDs notwendigen Kompressionsraten entweder gar nicht oder nur unter merklichen Verlusten in der Bildqualitaet erreichen.

Das Zauberwort, das Sie in der naechsten Zeit wahrscheinlich haeufig hoeren werden, lautet "Motion Photographic Experts Group" (MPEG). Dieser aufwendige Komprimierungsalgorithmus ist standardisiert. Damit gelingt es, ueber eine Stunde digitales Video ohne merklichen Qualitaetsverlust auf CD-ROMs fuer normale Laufwerke ohne Multispin- Technik zu bringen. Damit nicht genug: Audio-MPEG, der Komprimierungsstandard fuer Toene, wird auch die Soundblaster-Welt revolutionieren. Erste Soundkarten mit DSP (digitalem Signalprozessor, einem speziellen Soundchip) wie die "Orchid DSP" kommen jetzt auf den Markt. Sie erkennen und verarbeiten automatisch den verwendeten Audiostandard.

CD-ROM im Netzwerk

Es gibt zwei Moeglichkeiten, ein CD-ROM-Laufwerk in ein Netz einzubinden. Bei der ersten richten Sie einen CD-ROM-Server ein, also eine Workstation, die nur dazu dient, das CD-ROM-Laufwerk zur Verfuegung zu stellen. Software macht jedem Netzwerkteilnehmer und auch dem Server die installierten CD-ROM-Laufwerke zugaenglich. Einschlaegige Softwarepakete sind beispielsweise "Map Assist", 1369 Mark bei Raab Karcher, 41334 Nettetal oder "SCSI-Express Netware", 1840 Mark bei Tim, 65201 Wiesbaden. Auch bedingte Zugriffe sind moeglich.

Bei der zweiten Moeglichkeit koennen Sie das CD-ROM-Laufwerk als logisches Laufwerk in den Server einbauen. Achten Sie darauf, dass zu dem eingesetzten, moeglichst ASPI-kompatiblen Controller die noetigen NLMs (Netware Loadable Modules - Netware-Programme) angeboten werden - beispielsweise durch "Adaptec" und "Corel SCSI Pro". Diese Art der Einbindung empfiehlt sich dann, wenn Sie das CD-ROM-Laufwerk im Netz hauptsaechlich fuer Datenbankinformationen und Kataloge benoetigen.

Es gibt fuer die Einbindung von CD-ROM-Laufwerken in Netzwerke ein grosses Angebot von Treiberpaketen. Fuer SCSI-Laufwerke eignen sich Corel SCSI Pro und "SCSI-Express". Fuer alle CD-ROM-Laufwerkstypen sind beispielsweise "Optinet" von Online (bis 128 Anwender pro Server) und "CD-Net" von Meridian im Angebot.

CD-ROM: Warum SCSI?

Schneller sind SCSI-Laufwerke nicht, aber flexibler als herkoemmliche CD-ROM-Laufwerke sind sie allemal. Ein Grund, sich fuer ein SCSI-Laufwerk zu entscheiden, ist die Kompatibilitaet, die bei den herkoemmlichen CD-ROM-Laufwerken durch herstellerabhaengige (proprietaere) Treiber nicht gegeben war. Die SCSI-CD-ROM-Laufwerke lassen sich an jedem Computer mit SCSI-Controller anschliessen. So ist es theoretisch auch moeglich, ohne groessere Probleme ein anderes Betriebssystem auf dem PC zu installieren, da jedes der neuen Betriebssysteme wie OS/2 oder Windows NT SCSI-Treiber mit ASPI- Schnittstelle integriert. Zudem bieten die SCSI-Karten die Moeglichkeit, an den Computer bis zu sieben Laufwerke anzuschliessen - die passenden Treiber vorausgesetzt.

Bis vor kurzem war SCSI vor allem eine Preisfrage. Die Systeme gehoerten zu den High-end-Geraeten und waren fuer den Normalanwender viel zu teuer. Heute gibt es bereits einfache SCSI-CD-Laufwerke ab 700 Mark. In der Regel bewegt sich der Preis je nach Leistungsumfang zwischen 800 und 1500 Mark. Es ist anzunehmen, dass die Preise in den naechsten Monaten weiter sinken.

SCSI und CD-ROM: Tips fuer die Auswahl

Ihr PC oder Mac soll mit SCSI-CD-ROM versorgt werden? Dann muessen Sie sich vorher gruendlich informieren. Sonst handeln Sie sich eine Menge Aerger ein.

- Vorhandener SCSI-Controller: Vor allem wenn Sie schon einen SCSI-Controller haben, drohen Komplikationen. Ihre Treiberprobleme kann eine gute Hotline oder ein Haendler loesen. Hier sollten Sie sich bereits vor dem Kauf informieren, welche CD-ROM-Laufwerke fuer Ihren Controller ueberhaupt geeignet sind. Nicht umsonst haben die meisten Hersteller von SCSI-CD-ROM-Laufwerken und SCSI-Controllern eigene Kompatibilitaetslisten. Eine schwarze Liste fuer inkompatible SCSI-Controller ist leider nicht der Oeffentlichkeit zugaenglich.

- Treiberunterstuetzung: Fragen Sie den Haendler stets, ob die angebotenen oder installierten Treiber Ihres Controllers alle Eigenschaften des CD-ROM-Laufwerks unterstuetzen. Da etwa fuer die Photo-CDs erforderliche Eigenschaften wie die Multisession- Faehigkeit nicht im Standardbefehlssatz von SCSI II enthalten sind, kann ein Multisession-faehiges Laufwerk mit manchen Controllern diese Funktion nicht ausfuehren. Dies ist eine fatale Fehlinvestition, wenn Sie hier nicht aufgepasst haben. Lassen Sie sich lieber schriftlich ein Umtauschrecht geben.

- Billig-Controller: Vorsicht bei Billig-SCSI-Controllern. Hier fehlt oft ein angemessener Treibersupport. Sie sollten nur einen Controller kaufen, der mit Treibern fuer Ihr CD-ROM-Laufwerk ausgestattet ist.