Die Qual der Wahl beim WLAN-Kauf

20.02.2003
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Die g-Newcomer unterscheiden sich jedoch in drei für den Endanwender wesentlichen Punkten von den a-Produkten. Während 802.11a zur Funkübertragung das Fünf-Gigahertz-Band verwendet, nutzt 802.11g wie die bisherigen WLANs den 2,4-Gigahertz-Bereich. Diese Frequenzwahl hat Vor- und Nachteile. Für die Verwendung von 2,4 Gigahertz spricht auf dem Papier die Abwärtskompatibilität zu WLANs nach 802.11b, die ja den gleichen Frequenzbereich nutzen. Ferner haben WLANs gemäß 802.11g und b aufgrund der Physik von Funkwellen generell eine größere Reichweite als ihre 802.11a-Vettern. Diese Pluspunkte werden jedoch mit einem gravierenden Handicap erkauft: Den 2,4-Gigahertz-Bereich nutzen auch zahlreiche andere Produktgattungen wie etwa Mikrowellen, so dass Funkstörungen nicht auszuschließen sind. Ferner basieren die ersten g-Produkte nur auf einem Prestandard, da die Norm noch nicht endgültig ratifiziert ist.

Für die g-Variante spricht laut Stefan Bönsch, Regional Director Central Europe bei Belkin in Hallbergmoos, die Abwärtskompatibilität zu bestehenden 802.11b-Geräten. Ferner, so Bönsch, sei die größere Reichweite der g-Spezifikation (siehe Grafik „Leistung der Funkstandards“) ein weiterer Pluspunkt gegenüber 802.11a. Thomas Boele dagegen, Senior Network Consultant bei 3Com, hält wenig davon, Prestandard-Geräte auf den Markt zu bringen.

3Com präferiert deshalb 802.11a-Equipment. Diese Philosophie verfolgt auch Avaya, das den g-Standard erst nach seiner Verabschiedung unterstützen will. Laut Michael Muth, Solution Architect Convergence Systems bei Avaya, ist die Interoperabilität der g-Geräte unterschiedlicher Hersteller untereinander noch nicht hundertprozentig gewährleistet.

Darüber hinaus besteht laut Muth der Vorteil einer Abwärtskompatibilität von g zu b nur in der Theorie: „In der Praxis ergaben sich bei Tests Probleme, da beide Verfahren trotz gleicher Funkfrequenz unterschiedliche Reservierungsmethoden verwenden, um im Funk-LAN Senderecht zu erlangen.“ Diese Schwierigkeit sieht auch 3Com-Manager Boele.

In den Augen der beiden Befürworter von 802.11a kann auch das Argument nicht überzeugen, dass diese Technik aufgrund der verwendeten Fünf-Gigahertz-Frequenz eine geringere Reichweite als 802.11g hat. Unter Sicherheitsaspekten stelle dies eher einen Pluspunkt dar: Die Funkausleuchtung eines a-Netzes lässt sich etwa gezielt auf einen Raum ausrichten - damit ist ein unbemerktes Abhören von außen unmöglich.