Outsourcing on Demand

Die Mär von variablen Kosten

09.03.2010
Von Gerrit-Leonhard  Stein

Das Problem mit der Hardware

Neben den grundsätzlichen Schwierigkeiten durch die Lizenzbedingungen der Softwareanbieter drohen auch auf Hardwareseite Hindernisse für eine flexible Nutzung der Ressourcen. Die wichtigste Frage in diesem Zusammenhang lautet: Was geschieht mit den Altgeräten, die ein Kunde nach dem Outsourcing nicht mehr benötigt?

Denkbar sind zwei unterschiedliche Lösungen:

  1. Der Anbieter übernimmt die Altgeräte: Der einfachste Weg für den Kunden ist, die Hardware dem künftigen Provider zu übergeben. Diesem Vorschlag wird sich der Provider nicht widersetzen, wenn die zu übernehmende Hardwarelandschaft in seine Systemumgebung passt. Betreibt der Kunde jedoch eine heterogene Landschaft - und das ist die Regel -, wird es komplizierter. Die unterschiedlichen Systeme, die zudem nicht oft vom Hauslieferanten des Providers stammen, machen eine Integration sehr komplex und teuer. Damit leidet die Effizienz des Auslagerungsprojekts, so dass der Anbieter den Mehraufwand auf die Kosten aufschlägt.

  2. Beistellung der Kundenhardware: Eine gängige und pragmatische Lösung ist, dass der Kunde für die Dauer der verbleibenden Abschreibungs- beziehungsweise Leasingdauer Eigentümer der Hardware bleibt. Der Anbieter nutzt in diesem Modell die Installation seines Kunden, um die Services betreiben zu können. Erst wenn Geräte neu angeschafft werden müssen, wird die Kundenhardware durch Komponenten des Anbieters ersetzt. Das läuft der Variabilisierung zuwider, denn der Kunde bleibt auf den Fixkosten für die beigestellte Hardware sitzen. Zumindest für diesen Teil werden die Kosten nicht variabel.

Was tun?

Wer seine Altsysteme auslagern möchte, sollte daher das Variabilisierungspotenzial im Auge behalten. Anhaltspunkte dafür bietet folgende Fragenliste:

  • In welchem Umfang können Lizenz-, Wartungs- und Leasingverträge an Dritte übertragen werden?

  • Welche Restlaufzeiten bestehen für die nicht übertragbaren Verträge?

  • Wie hoch ist der interne Fixkostenblock für die nicht übertragbaren Verträge?

  • Sind die verbleibenden Variabilisierungsmöglichkeiten groß genug, dass sich das Projekt lohnt?

Wenn die Analyse für ein Outsourcing spricht und die genannten Fragen geklärt sind, kann das Projekt ausgeschrieben werden. Auch in dieser Phase sollten Anwender auf Transparenz in den kritischen Aspekten des Projekts drängen.

  • Schon im Request for Information (RfI) sollten Sie formulieren, was mit den zu übertragenden Wirtschaftsgütern geschehen soll.

  • Prüfen Sie, ob der Lizenzgeber von Systemen auch als Service-Provider in Frage kommt. Häufig kann nur er flexible Bezugsmodelle betreiben.

  • Lassen sich Wirtschaftsgüter nicht übertragen, müssen die Kosten für die Altverträge und das notwendige Vertrags-Management entsprechend angepasst werden. Kalkulieren Sie auch den Business Case neu.

  • Fordern Sie Preistransparenz bei Mehr- und Minderbezügen, wenn möglich auch außerhalb der definierten Preiskorridore. Vermeiden Sie große Fixkostenblöcke im Preismodell des Anbieters.

Fazit: Frühzeitig das Potenzial analysieren

Variable Kosten lassen sich durch Outsourcing nicht so einfach erreichen, wie es Hersteller glauben machen wollen. Wer großen Wert auf eine Flexibilisierung der IT-Kosten legt, sollte früh die eigene Umgebung analysieren und im Vorfeld eines Projekts wichtige Fragen klären. So lässt sich ermitteln, in welchem Ausmaß ein Outsourcing die IT-Kosten tatsächlich variabilisieren würde. Wer Transparenz schafft, kann die Angebote der Dienstleister kritisch durchleuchten. (jha)