Die Informationsflut kanalisieren

06.09.2001
Von 
Bernd Seidel ist freier Journalist und Coach in München.

Das Geschäft mit Content-Management-Systemen ist lukrativ. Einer Studie des britischen Forschungsinstituts Ovum zufolge werden allein die Lizenzumsätze für Content-Management-Software weltweit von 475 Millionen Dollar im Jahr 1999 auf viereinhalb Milliarden Dollar im Jahr 2003 anwachsen. Zwischen 50 und 100 zumeist kleinere und mittlere Hersteller teilen sich zurzeit den Markt. Der Anwender muss sich dabei nicht nur im Dschungel der diversen Anbieter zurechtfinden - hinzu kommt die Verwirrung durch die zahlreichen Fachtermini, welche die Marketingabteilungen der Unternehmen ins Spiel bringen.

"Unterschiede lassen sich für den Anwender nur schwer ausmachen, daher wird viel über Referenzen gekauft", meint Sebastian Böttger, Gründer und CEO der Imperia Software Solutions. Seine Wahrnehmung: Interessenten wollen vor dem Kauf mit bestehenden Anwendern des Systems sprechen, um sich selbst ein Bild zu machen. Allerdings lassen sich unmittelbare Vergleiche wegen der großen Unterschiede unter den vielen Individual-Lösungen auf den ersten Blick kaum anstellen, ein universelles CMS-Tool gibt es schlichtweg nicht.

Zukunft "Content Syndication"

Als klassische Klientel von Content-Management-Systemen gilt die Medienbranche. Das von der Skytec AG betreute Pilotprojekt "sueddeutsche.de" ist eines der zahlreichen Beispiele, in denen sich ein Verlag für den Einsatz eines professionellen Content-Management-Systems entschieden hat, nachdem er anfangs auf eine selbstgestrickte Lösung gesetzt hatte: Noch erstellen die 20 Online-Redakteure der Süddeutschen Zeitung die meisten der mehreren tausend Web-Seiten manuell in HTML. Zwei Redaktionssysteme sind im Einsatz - ein einheitliches Redaktions-Interface für die verschiedenen Ressorts war bislang nur eine Wunschvorstellung. Das soll sich in absehbarer Zeit ändern.

Nach mehrmonatiger Bewertung der Anbieter am Markt wird jetzt die Imperia-Lösung an die Erfordernisse der Süddeutschen angepasst und integriert. Inklusive Testphase und Migration vorhandenen Contents rechnet die Technikabteilung mit einer Einführungsdauer von einem halben Jahr.

Auch wenn der Verlag das Projekt von Anfang an als komplex und entsprechend diffizil eingeschätzt hat, überwiegt für Heike Ahlbrink, technische Leiterin der sueddeutsche.de, ein ganzes Bündel von Vorteilen: "Anstatt sich mit HTML zu plagen, können die Redakteure Texte komfortabel eingeben und einfach mit Tabellen, Bildern, Listen oder Zitaten ergänzen." Daneben garantiere die strukturierte Speicherung des produzierten Contents in einer Datenbank die Layout-Unabhängige Archivierung wie auch die mögliche Weiterverwertung des Contents.