Die "Generation Praktikum" gibt es nicht

19.04.2007
Der Praktikant als Lückenfüller in Unternehmen mit personellen Engpässen - dieses Szenario findet sich in der Arbeitswelt weit seltener, als Kritiker behaupten. Das zeigt eine detaillierte Befragung von Hochschulabsolventen aller Fachrichtungen.

"Bei Praktika nach dem Studium handelt es sich gegenwärtig nicht um ein Massenphänomen", heißt es in der Studie "Generation Praktikum - Mythos oder Massenphänomen", die von der Hochschul Informations System GmbH herausgegeben wurde. Die Autoren Kolja Briedis und Karl-Heinz Minks befragten im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in einer bundesweiten Stichprobe Hochschulabsolventen aller Fachrichtungen und Abschlussarten. Insgesamt 11 786 verwertbare Fälle liegen der repräsentativen Studie zugrunde.

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass der von der Wochenzeitung "DIE ZEIT" vor rund zwei Jahren geprägte Begriff "Generation Praktikum" mit Blick auf den beruflichen Verbleib der Hochschulabsolventen nicht gerechtfertigt ist. Darüber hinaus falle die Bewertung absolvierter Praktika nach dem Studium "in wesentlichen Dimensionen" positiv aus, von Ausbeutung könne meist nicht die Rede sein. Allerdings gebe es immer wieder auch Praktikumsverhältnisse, die zu "erheblicher Unzufriedenheit" führten und vermutlich ausschließlich angeboten würden, um Praktikanten als billige Hilfskräfte einzusetzen. Das sei aber nicht die Regel.

"Praktikumskarrieren" oder "Kettenpraktika" werden als Randerscheinung bezeichnet. Nur eine vergleichsweise Minderheit aller Absolventen wird als Praktikant tätig - und von denen leistet die große Mehrheit nur ein einziges Praktikum von eher kurzer Dauer ab. Vielen gelingt danach der Sprung in die Erwerbstätigkeit oder ins Referendariat. Probleme beim Berufseinstieg äußern sich weniger in ausbeuterische Praktikumsverhältnissen als in befristeten Arbeitsverträgen, "unterwertiger" Beschäftigung und schlechter Bezahlung.

Kaum Praktikanten in technischen Berufen

Rund jeder achte Absolvent eines Fachhochschulstudiengangs und jeder siebte Universitätsabgänger mit Abschluss absolviert ein Praktikum. Je nach Fachrichtung ist die Häufung sehr unterschiedlich. In technischen und naturwissenschaftlichen Fächern ist ein Abschluss nach dem Studium die Ausnahme. Lediglich in der Baubranche, in der die Arbeitsmarktsituation lange schwierig war, ist der Anteil an Praktikanten etwas höher.