(Sonder)Konjunktur

Deutscher PC-Markt um fast ein Fünftel geschrumpft

08.11.2012
Das PC-Geschäft in Deutschland läuft gar nicht gut.

Im vergangenen Vierteljahr sackte der Absatz um fast ein Fünftel ab, und eine schnelle Besserung ist nicht in Sicht. Die Smartphones und Notebooks jagen dem klassischen Personal Computer immer mehr Kunden ab.

Der deutsche PC-Markt ist im dritten Quartal drastisch eingebrochen. Es wurden 19 Prozent weniger Notebooks und Desktop-Computer ausgeliefert als im Vorjahresquartal, wie die Marktforscher von Gartner ermittelten. Extrem hart traf es den langjährigen PC-Branchenführer Hewlett-Packard mit einem Absturz um 29,1 Prozent. Insgesamt wurden in Deutschland im vergangenen Vierteljahr demnach nur noch rund 2,7 Millionen Personal Computer verkauft.

Der scharfe Absatzrückgang gehe auf mehrere Gründe zurück, sagte Gartner-Analystin Meike Escherich der dpa. Unmittelbar vor dem Start des neuen Microsoft-Betriebssystems Windows 8 sei es für die Hersteller schwieriger gewesen, ihre Geräte im Handel zu platzieren - die Händler wollten die Regale freimachen. Zudem griffen viele Nutzer eher zu einem Smartphone oder Tablet Computer, statt ihren bisherigen PC durch einen neuen zu ersetzen. In Westeuropa insgesamt schrumpfte der PC-Markt um 15,4 Prozent auf 13,6 Millionen abgesetzte Geräte.

Klarer Marktführer in Deutschland ist der chinesische Hersteller Lenovo. Nach dem Kauf des Aldi-Lieferanten Medion erreichte der Marktanteil zuletzt 15,8 Prozent. Hewlett-Packard - vor einem Jahr noch Marktführer - ist hierzulande nur noch die Nummer drei mit 12,6 Prozent Marktanteil. Acer behielt dagegen den zweiten Rang mit 14,7 Prozent.

Hewlett-Packard konnte sich im Geschäftskundenbereich noch knapp an der Spitze halten, aber Lenovo presche auch in diesem Segment vor. "HP hat nach den wechselhaften Umbauplänen viele Verträge an sie verloren. Lenovo ist sehr preisorientiert und stark im Mittelstand", sagte Escherich. Lenovo-Europachef Gianfranco Lanci betonte, sein Unternehmen sehe gute Wachstumschancen in allen Bereichen. Hewlett-Packard wollte sich unter dem einstigen SAP-Chef Léo Apotheker erst von der PC-Sparte trennen, machte den Plan kurze Zeit später dann wieder rückgängig.

In Westeuropa insgesamt steht HP noch klar an der Spitze mit 19,3 Prozent Marktanteil, Lenovo ist mit 9,3 Prozent nur auf Rang vier.

Gartner rechne nicht mit einem schnellen Absatzschub durch das gerade erschienene Windows 8, betonte Escherich. "Aber günstigere dünne Ultrabooks und Hybrid-Geräte, die Funktionen von Tablet und Notebook vereinen, könnten wieder für Wachstum sorgen." Zugleich gehörten die einstigen zweistelligen Zuwachsraten der Vergangenheit an.

Rund die Hälfte des Absatzrückgangs in Deutschland geht laut Gartner auf das Konto der Verbraucher, die weniger Laptops kauften. Die noch vor wenigen Jahren sehr populäre Geräteklasse der günstigen und abgespeckten sogenannten Netbooks finde kaum noch Interesse. "Mini-Notebooks sind eine Sache der Vergangenheit", sagte Escherich. Dadurch sackte der Absatz des taiwanischen Herstellers Asus im Jahresvergleich um fast 38 Prozent ab. Das Unternehmen kam auf Rang fünf mit 7,3 Prozent Marktanteil. Apple ist inzwischen auf Rang vier im Verbraucher-Geschäft vorgerückt, musste im vergangenen Quartal aber auch einen Rückgang von 16 Prozent bei seinen Mac-Computern hinnehmen. (dpa/tc)