Desktop-Linux: Suse, Red Hat und Sun im Vergleich

22.09.2004
Von 
Ludger Schmitz war freiberuflicher IT-Journalist in Kelheim. Er ist spezialisiert auf Open Source und neue Open-Initiativen.

Perspektiven

Alle drei Desktop-Pakete arbeiten mit einem recht betagten Linux-Kernel 2.4. Der aktuelle Kernel 2.6 bringt auch für PCs erhebliche Vorteile hinsichtlich Performance und Hardwareerkennung. Suse hat ein entsprechendes neues Paket angekündigt, das im November auf den Markt kommen könnte.

Es dürfte besonders in Sachen Setup, Administration und Benutzeroberfläche viele Neuerungen mit sich bringen. Branchengerüchte, nach denen Novell die Oberfläche Gnome des Tochterunternehmens Ximian mit KDE zu einem Produkt zusammenführen möchte, werden allerdings dementiert. Sicher scheint zu sein, dass der E-Mail-Client und Groupware-Ansatz "Evolution" aufgewertet wird. Außerdem kommt von Novell das Netzadministrationswerkzeug "Zen" hinzu.

Red Hat hat ein neues Desktop-System für das erste Quartal des kommenden Jahres announciert, das sich an das dann ebenfalls erscheinende Red Hat Enterprise Linux 4 mit dem neuen Kernel anlehnen wird. Das Schwergewicht der Neuerungen liegt auf Sicherheit und Systemverwaltung. Integriert wird nämlich "Security Enhanced Linux" (SELinux). Dessen "Mandatory Acces Protokoll" (MAC) definiert fein granulare Zugriffsrechte für Anwender, Gruppen, Programme, Prozesse, Dateien und weitere Komponenten. Das Update soll für Red-Hat-Abonnenten kostenlos sein.

Sun wird nachziehen, allerdings sind Details noch unbekannt. Als sicher gilt die Einbeziehung eines Übersetzers von Microsoft-Macros, der bisherige Grenzen von StarOffice aufheben soll. Hinweise in verschiedenen Sun-Dokumenten lassen vermuten, dass auch Programme unterstützt werden sollen, die nicht auf die Benutzeroberfläche Gnome zugeschnitten sind. Ob zu den Neuerungen schon die 3D-Oberfläche "Looking Glass" gehören wird, ist zweifelhaft. Sicher wird Sun einen bisher nicht vorhanden DVD-Player einbringen. Außerdem möchte das Unternehmen bestehende Probleme mit Centrino-WLAN-Chips in Notebooks aus dem Weg räumen.

Angesichts dieser in Kürze anstehenden Änderungen sollten sich Interessenten momentan besser nicht festlegen. Ganz Vorsichtige können mit einer Probe der vorhandenen Demo-CDs beginnen. Des Weiteren empfiehlt es sich, die aktuellen Pakete auf Einzelplätzen zu testen. Dabei sollte man den Schwerpunkt aber nicht auf das Betriebssystem, die Administration und die Benutzeroberfläche legen, weil hier große Fortschritte zu erwarten sind. Vielmehr gilt es, die Applikationen auf ihre Eignung im jeweiligen Betrieb und die Integrierbarkeit anderer Anwendungen zu testen.