Der Weg zum E-Procurement ist steinig

13.05.2003
Von Christian Zillich

An so komplexe Themen wie die Vergabe einer Marketing-Kampagne per Auktion will sich Schott-Wüllenweber vorerst nicht heranwagen. Den Einkauf von Beratungsleistungen für zeitlich begrenzte Projekte kann er sich dagegen vorstellen. Insgesamt äußert er sich überzeugt, dieser Weg lohne sich für alle Beteiligten: „Faire Auktionen führen auch für die Lieferanten zu Vorteilen.“

Messe und Kongress Mit 130 Ausstellern fanden dieses Jahr 30 Anbieter weniger als 2002 den Weg auf die dritte „E-Procure“ in Nürnberg. Walter Hufnagel, Mitglied der Geschäftsleitung beim Veranstalter Nürnberg Messe, führt den Rückgang in erster Linie auf die Krise unter den Herstellern zurück: „Einige Aussteller vom Vorjahr sind leider mittlerweile der Konsolidierung zum Opfer gefallen.“ Dennoch seien auf der Messe alle relevanten Anbieter vertreten. Zum Ende der dreitägigen Veranstaltung konnten sich die Verantwortlichen über knapp 3000 Besucher freuen, das seien nur unwesentlich weniger als im Vorjahr. Mit rund 400 Teilnehmern musste auch der parallel vom Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) veranstaltete Kongress einen Besucherrückgang hinnehmen. Über 70 Experten gaben im Plenum sowie neun Themen- und drei Branchenforen einen Einblick in ihre Projekte.

Mit Auktionen überwiegend positive Erfahrungen gesammelt hat auch ein anderer großer Einkäufer: Daimler-Chrysler. Tilman Knapp, Senior Manager Global Procurement & Supply/OSB, bilanzierte in seiner Präsentation die knapp dreijährigen Erfahrungen des Konzerns im Bereich der elektronischen Beschaffung. In dieser Zeit habe Daimler-Chrysler in mehr als 1500 Online-Bidding-Events Bedarfe im Wert von nahezu 20 Milliarden Euro vergeben.

Nichtproduktionsmaterial beschafft der Automobilbauer mit Hilfe der Katalog-Lösung „E-Shop“, die technisch auf einer Kombination des „Enterprise Professional Buyer“ von SAP mit der Katalogsoftware von Heiler basiert. Das System sei ein voller Erfolg, so Knapp. 20 Prozent der Projektkosten seien dabei auf die Entwicklung entfallen, 80 Prozent auf die Einführung der Lösung. „Das hatten wir zu Projektbeginn anders erwartet, aber der Teufel steckt hier in sehr vielen Details.“ Zudem sei die Generierung von guten elektronischen Katalogen nach wie vor ein Engpass.

Was die Nutzung elektronischer Marktplätze betrifft, ist bei Daimler-Chrysler mittlerweile etwas Ernüchterung eingetreten. „Wir haben da anfangs sehr viel erwartet, doch leider hat es nicht zu den Erfolgen geführt, die wir uns erträumt hatten“, so Knapp. Der Konzern stehe jedoch weiterhin zu dem von ihm mitgegründeten Marktplatz Covisint - auch wenn in Teilbereichen das Portfolio überprüft werden müsse.