Computerhersteller möchte Unix-Server ablösen

Dell will mit SAPs Hilfe ins Highend

07.05.2004
MÜNCHEN (CW) - Der Computerhersteller Dell und SAP haben ihre Kooperation erweitert. Beide Firmen wollen professionelle Dienstleistungen und technische Unterstützung für Kunden anbieten, die von proprietären Unix-Installationen auf PC-Server unter Windows oder Linux umsteigen möchten.

Die Zusammenarbeit sieht vor, dass Dell und SAP Kunden über gemeinsame Competence Center in Deutschland, den USA und Japan dabei helfen, Dell-Rechner für den Betrieb von Business-Applikationen zu konfigurieren. Der Computerhersteller erhofft sich so mehr Geschäft mit SAP-Kunden. Das Unternehmen möchte sich als Systemlieferant für solche Firmen empfehlen, die proprietäre Unix-Rechner durch Dell-Server unter Linux oder Windows ersetzen beziehungsweise ihre IT-Landschaft um Intel-Server erweitern wollen. Dell argumentiert damit, dass Intel-Server kostengünstiger für die SAP-Kunden sind als Unix-basierende Risc-Rechner der Konkurrenz. "Wir glauben und erwarten, dass wir unseren Marktanteil bei SAP-Installationen in den kommenden zwei Jahren mehr als verdreifachen können", gibt sich Firmengründer Michael Dell enthusiastisch. Derzeit betreiben 5000 SAP-Anwender ihre Software auf Rechnern des PC-Herstellers, was laut Dell einem Anteil von 16 Prozent entspricht.

Die Kooperation sieht jedoch nicht den Wiederverkauf von SAP-Anwendungen durch Dell vor und unterscheidet sich damit von einer unlängst geschlossenen Partnerschaft zwischen dem PC-Anbieter und Oracle, die den Vertrieb von Servern mit vorinstallierter Datenbanksoftware umfasst.

SAP will die Partnerschaft mit Dell keinesfalls als Empfehlung an Kunden verstanden wissen, bestimmte Hardwareprodukte zu erwerben. Offensich wollen es sich die Walldorfer nicht mit anderen IT-Herstellern wie IBM, Hewlett-Packard, Fujitsu-Siemens und Sun Microsystems verscherzen. So hielt sich der Konzern weitgehend bedeckt und überließ es dem Partner, die erweiterte Zusammenarbeit zu verkünden. Trotzdem kommt Dells Marketing-Kampagne SAP nicht ungelegen, denn preisgünstige Server suggerieren niedrigere Anschaffungskosten für eine Komplettlösung und könnten so die Firmen dazu animieren, wieder vermehrt in ERP-Software zu investieren.

Mit Rechnerherstellern zu kooperieren gehört für den Softwarekonzern zum Tagesgeschäft. So hatte SAP mit Sun Microsystems erst im März dieses Jahres eine Initiative ins Leben gerufen, die gemeinsamen Kunden helfen soll, SAPs Infrastrukturplattform "Netweaver" sowie die Mysap-Applikationen besser auf Sun-Hardware zu betreiben. Highend-Systeme von Sun zählen zu der Rechnerklasse, die Dell gern durch eigene PC-Server ersetzen will.

Dells Zwei- und Vier-Wege-Server werden zu Clustern zusammengeschaltet, um mit der Intel-Architektur in höhere Leistungsregionen vorzudringen. Sie sollen so eine Alternative zu Symmetric-Multiprocessing-(SMP-) Systemen unter einem Unix-Derivat von Sun, HP oder IBM darstellen. Laut SAP spielt Unix nach wie vor eine wichtige Rolle bei Kunden, allerdings legten Windows und Linux kräftig zu.

Beide profitieren

"Dell hat vor allem Zulauf von mittelständischen Kunden, im Highend hingegen sind sie kaum zu finden", präzisiert Nils Niehörster, Geschäftsführer von Raad Consult aus Münster. Und in diesem Kundensegment verzeichne SAP immer noch das stärkste Wachstum. Diese SAP-Anwender würden vielfach Dell-Systeme unter Linux einsetzen. Zwar profitiere in erster Linie der Computerbauer von dem Deal, gleichwohl sei er auch für SAP von Nutzen, da die Rechnerklasse den Zugang zu mittelständischen Käufern erleichtere.

"Die Kooperation nutzt auch den SAP-Kunden, die Unix-Systeme betreiben", kommentiert Helmuth Gümbel, Managing Partner der Unternehmensberatung Strategy Partners aus dem schweizerischen Scuol. Sie könnten bei Verhandlungen mit ihren Unix-Lieferanten auf die günstigen Dell-Rechner verweisen und so die Preise drücken. Gümbel glaubt jedoch nicht, dass Anwender, die ein Highend-System eines Unix-Herstellers nutzen, ohne weiteres auf Dell-Systeme umsteigen werden. (fn)

"Der Kunde hat die Wahl"

Mit Henning Kagermann, Vorstandschef von SAP, sprach die amerikanische CW-Schwesterzeitschrift "Computerworld" über die Partnerschaft mit Dell.

CW: Empfehlen Sie Ihren Kunden, auf Dell-Cluster umzusteigen?

KAGERMANN: Nein, das können wir nicht. Wir verhalten uns neutral. Die Benchmark-Werte von Dell können alle Kunden sehen, und ihnen bleibt die Wahl überlassen.

CW: Erwarten Sie angesichts der Benchmarks, dass die Kunden von Symmetric-Multiprocessing-Systemen auf Zwei- beziehungsweise Vier-Wege-Cluster umsteigen?

KAGERMANN: Es gibt hier eine Tendenz. Wenn Sie die Installationen in den vergangenen Quartalen betrachten, dann sehen wir sicher einen Trend.

CW: Inwiefern profitiert SAP von der Dell-Partnerschaft?

KAGERMANN: Beide Firmen haben die gleiche Vision, nämlich die Gesamtkosten für unsere Kunden zu senken.

CW: Wo funktioniert ein Zwei- bis Vier-Wege-Cluster nicht?

KAGERMANN: Im Prinzip funktioniert er überall. Ein Fragezeichen steht, so viel kann ich jetzt beantworten, hinter sehr, sehr großen Datenbank-Servern. Bei einer SAP-Implementierung ist das kritischste Element die Datenbank. Hier sind gute Failover-Mechanismen gefragt. Bei dieser kritischen Ressource sind die Anwender am konservativsten. Andererseits gibt es in einer SAP-Umgebung auch viele Anwendungs-Server. Und diese sind aus Architektursicht als Billig-Server ausgelegt. Wenn Sie in Ihrer Implementierung mehr Durchsatz brauchen, dann packen Sie einfach zwei oder drei Applikations-Server dazu, die dann parallel laufen.