K6 soll dem Pentium Pro Paroli bieten

David AMD fordert Goliath Intel heraus

11.04.1997

"Wir bieten mit dem K6 den Prozessor mit der höchsten Performance unter Windows 95 und Windows NT an", verkündete AMDs President und Chief Operating Officer Richard Previte vollmundig bei der offiziellen Präsentation in München. Wie bereits berichtet, integriert der AMD-Chip 8,8 Millionen Transistoren (Pentium Pro: 5,5 Millionen) und ist mit zweimal 32 KB Level-1-Cache ausgerüstet (siehe CW Nr. 13 vom 28. März 1997, Seite 29: "AMD und Cyrix erwachen...").

Der Intel-Rivale will den Prozessor zunächst in drei Varianten mit 166, 200 und 233 Megahertz Taktfrequenz auf den Markt bringen. Für die zweite Jahreshälfte 1997 ist eine 300- Megahertz-Version geplant. Bei einer Abnahme von 1000 Stück liegen die Preise bei 244, 349 und 469 Dollar für das Spitzenmodell und wären damit deutlich günstiger als die der entsprechenden Pentium-Pro-CPUs. Nicht berücksichtigt ist bei diesen Angaben allerdings der Level-2-Cache, der bei den Pentium-Pro-Modulen bereits auf dem Chip integriert ist. AMD-Kunden müssen dafür extra bezahlen. Der vom Hersteller angeführte 25prozentige Preisvorteil schmilzt dadurch zusammen.

Weitere Unterschiede zum Intel-Pendant bestehen in einer geringeren Stromaufnahme des AMD-K6 und in der Kompatibilität zum weitverbreiteten P55C-Sockel (Socket 7). Der zur CeBIT erstmals gezeigte Pentium-Pro-Nachfolger "Pentium II" mit dem MMX-Befehlssatz benötigt eine modifizierte Schnittstelle mit der Bezeichnung "Slot-1". PC-Hersteller müssen das Board-Design verändern, wenn sie den Intel-Chip verwenden wollen.

Der neue AMD-Chip paßt in den normalen Steckplatz. In Deutschland planen den Angaben zufolge Vobis, Fujitsu ICL und der PC-Bauer Waibl, den K6 in einem oder mehrerer ihrer Rechner einzusetzen.

Noch nicht beendet sind offenbar die Rechtsstreitigkeiten zwischen Intel und AMD bezüglich der Verwendung des Begriffs "MMX". Die Bezeichnung ist in Deutschland als Marke für die Intel Corp. eingetragen. Wie bereits gemeldet, hat Intel AMD den Gebrauch der Abkürzung für Marketing-Zwecke per einstweiliger Verfügung verbieten lassen. In den USA hat ein Bundesgericht einen entsprechenden Antrag Intels zunächst zwar abgewiesen. Das Verfahren wird jedoch fortgesetzt.

Glaubt man dem US-Marktforschungsinstitut Dataquest, so stehen die Chancen der Intel-Rivalen AMD und Cyrix, die mit dem "M2" ebenfalls ein Pentium-Pro-Pendant anbieten will, nicht schlecht. Bis zum Jahr 2000 könnten die Unternehmen demnach einen Anteil von insgesamt 25 Prozent am x86-Markt erreichen.