Analysten vermuten Verkaufsabsichten

Dauerkrise: Gupta muss die Notbremse ziehen

12.01.1996

Amerikanische Analysten deuten die Umstrukturierung von Gupta als Versuch, das Unternehmen fuer eine Uebernahme zu verschlanken. "Ich kann nicht sehen, wie die Firma allein weiterbestehen will", urteilt zum Beispiel Melissa Eisenstat, Vice-President von Oppenheim & Co., New York. Sie attestiert der Client-Server-Software von Gupta zwar hohe Qualitaet, bemaengelt aber, dass es dem Unternehmen nie gelungen sei, sich solide Distributionskanaele zu erschliessen oder die Unterstuetzung wichtiger Beratungsfirmen zu sichern. Das fuehrte dazu, dass Gupta 1994 mehr als 20 Millionen Dollar Verlust ausweisen musste, in den ersten drei Quartalen des eben abgelaufenen Jahres waren es zusammen 8,7 Millionen Dollar.

Leo Merkel, Geschaeftsfuehrer von Gupta Deutschland, raeumt ein, dass auch die 1994 gestartete Offensive zur Eroberung des Massenmarktes gescheitert ist. Fuer dieses Segment habe sich das Werkzeug "SQL Windows" als zu kompliziert erwiesen, weil es vor allem fuer den professionellen Entwickler konzipiert sei. Trotzdem geht Merkel davon aus, dass weder Gupta noch sein Nachfolger Inman an einen Verkauf des Unternehmens daechten.

Bislang galt vor allem Umang Gupta als Garant fuer die Eigenstaendigkeit seines Unternehmens. Zuletzt 1994, zur Zeit der hoechsten Verluste, wehrte er einen Uebernahmeversuch von Oracle ab. Auch diesmal dementiert er alle Take-over-Geruechte und versichert, dass das einzige Ziel sei, endlich wieder profitabel zu werden. Zu diesem Zweck soll die Hauptstaerke des Unternehmens im Client-Server-Bereich ausgebaut werden. Deshalb seien auch kaum Techniker entlassen worden.

Tatsaechlich scheint es sich zumindest beim Chefwechsel um eine geplante Aktion gehandelt zu haben. So wurde der neue Chief Executive Officer (CEO) Inman im April 1995 offenbar bereits als designierter Gupta-Nachfolger vom Distributor Ingram Micro geholt. Gupta will noch bis Mai als Chairman, dann als Mitglied mit dem groessten Aktienanteil im Board of Directors verbleiben.

Fuer die weitere Eigenstaendigkeit spricht laut Merkel auch die Umbenennung der Firma in Centura. Der Name steht fuer die Hoffnung, mit dem gleichnamigen 32-Bit-Werkzeug, das bis zur CeBIT herauskommen soll, professionelle Entwickler zu erobern. Mit Funktionen wie Replikation und der Unterstuetzung des Drei-Schichten-Client-Server-Modells soll es sich gegen Konkurrenzprodukte wie Borlands "Delphi" oder Microsofts "Visual Basic" durchsetzen. Allerdings kostet Centura mit voraussichtlich ueber 10000 Mark rund zehnmal soviel.

Trotz alledem gehen Analysten wie Dave Kelly von der Hurwitz Consulting Group, Newton, Massachusetts, wie selbstverstaendlich davon aus, dass Gupta sich auf eine Uebernahme vorbereitet, um der Finanzmisere zu entkommen.