Datenintegration – eine Hängepartie

10.07.2007
Von Hadi Stiel

Für die Anbieter ist die Sache einfach

Das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Gartner hat gerade seinen ersten "Magic Quadrant" für den Marktbereich "Backend Application Integration" veröffentlicht. Darin werden die Anbieter für B-to-B-Software, SOA-, EAI- und BPM-Werkzeuge qualifiziert. Zugleich konstatieren die Marktbeobachter einen immer noch wachsenden Integrationsbedarf. "Er wird durch die zusätzliche Einbindung von Sprach- und Videoapplikationen zusätzlich gesteigert", prophezeit Mathias Hein, IT-Berater in Neuburg an der Donau.

Die Konzepte der Anbieter haben mit der Einsatzrealität wenig gemein, so Bitkom-Vorstandsmitglied Andreas von Meyer zu Knonow.
Die Konzepte der Anbieter haben mit der Einsatzrealität wenig gemein, so Bitkom-Vorstandsmitglied Andreas von Meyer zu Knonow.
Foto: Avaya

Die wachsenden Integrationsanforderungen passen schlecht ins Verkaufskonzept von IT-Größen wie IBM, Microsoft, Oracle, CA, SAP und Cisco. Für sie ist die perfekte, prozessgetriebene IT durchaus machbar – solange sich die Unternehmen weitgehend der Software eines Herstellers bedienen. "Mit der Einsatzrealität haben solche Konzepte wenig gemein", kritisiert Andreas von Meyer zu Knonow, Vice President Global Product Solutions bei Avaya und Mitglied im Hauptvorstand von Bitkom, dem Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und Neue Medien e.V.

Die Konzentrationsprozesse im IT-Markt verschärfen dieses Problem: "Markteinführung und -reife der Produkte laufen Gefahr, noch weiter auseinanderzudriften", erläutert der Bitkom-Vorstand. Mit ihren Architekturen und Softwarekonzepten eilten die IT-Größen der real existierenden IT-Welt mittlerweile um gut eine Dekade voraus.

Industriestandards sind gefährlich

Wenig erfreulich für die Anwender wirkt sich auch das Bestreben der IT-Größen aus, "Industriestandards" zu prägen: Die Ziele heißen: Kunden binden und Wettbewerber abdrängen, wenn möglich ausschließen. "Die proprietäre Strategie, wie Daten gespeichert und behandelt werden sollten, dürfte letztlich auf Kosten der Unternehmen gehen", moniert Andreas Zilch, Lead Advisor bei der Experton Group: "Versucht das Unternehmen, über die Zeit dem vermeintlichen Industriestandard zu folgen, begibt es sich vollends in die Hände dieses Herstellers – auch mit Blick auf die künftige Preisbildung." Entscheide das Unternehmen hingegen, dieser Strategie des Anbieters nicht mehr zu folgen, bekomme es die negativen Auswirkungen proprietärer Daten-Pools und -formate bald umso heftiger zu spüren.

Zudem sieht Zilch die Rückzugsgebiete proprietärer Strategien bedroht: "Vielen propagierten Industriestandards wird beim Kampf der IT-Größen und den sich immer stärker überschneidenden Marktpfründen buchstäblich die Luft ausgehen."