Datenintegration – eine Hängepartie

10.07.2007
Von Hadi Stiel
Herstellerkonzepte und Anwenderrealität driften immer weiter auseinander. Die unternehmensweite Integration der Daten ist bislang ein Wunschtraum.

Optimierte Geschäftsprozesse speisen sich dynamisch und flexibel aus den notwendigen Daten; in den Konzepten der großen Softwarehersteller klappt das immer. Ganz anders in der realen IT-Welt. Hier stellen sich unvermittelt proprietäre Datenquellen und starre IT-Strukturen in den Migrationsweg. Die Folge: Zwischen der Wunsch- und realen IT-Welt klafft eine immer breitere Lücke.

Hier lesen Sie ...

  • warum die Datenintegration immer wichtiger wird;

  • wo die Unternehmen in dieser Beziehung stehen

  • was die Hersteller ihnen versprechen;

  • inwiefern diese Versprechen trügerisch sind;

  • was Service-Provider und Anwender verbindet.

Der Grund für die steigenden Datenintegrationsanforderungen ist schnell ausgemacht: Es ist die Optimierung der Geschäftsprozesse – zumal darin zunehmend auch die mobilen Mitarbeiter eingebunden werden. "Je mehr die IT und die darüber abzuwickelnden Prozesse zusammenwachsen, desto weiter müssen im Backend die Pforten zu den unterschiedlichen Applikationen mit ihren Datenbasen geöffnet werden", umreißt Bernd Redecker, Leiter des Mobility-Labors von Siemens IT Solutions and Services, die Herausforderung: "Datenquellen, die heute noch ein Schattendasein fristen, können schon morgen durch Markt- oder innerbetriebliche Veränderungen für geschäftliche Abläufe unverzichtbar sein."

Erst am Anfang der Integrationsstrecke

Außer Frage steht für den Siemens-Manager, dass sich das Gros der Unternehmen erst am Anfang der Datenintegrations- und IT-Flexibilisierungsstrecke bewegt. Eine aktuelle Studie von Vanson Bourne bestätigt seine Einschätzung. Befragt wurden knapp 500 IT-Manager in Deutschland, Großbritannien und Frankreich. Zwei Drittel von ihnen sehen sich zunehmend mit komplexen, teils globalen Wertschöpfungsketten konfrontiert. Die anstehende IT-Integration und -Flexibilisierung betrachten sie als "große Herausforderung", die sie offenbar noch nicht gemeistert haben.

Ein Drittel der befragten IT-Manager räumt ein, dass die Divisionen und Geschäftseinheiten ihres Unternehmens weiterhin separate, nicht miteinander agierende IT-Systeme einsetzen. "Besonders offensichtlich wird der Prozess- und Datenintegrationsrückstand gegenüber den Geschäftspartnern", konstatiert Jörg Geilgens, Presales Manager beim Integrationsspezialisten Sterling Commerce. 38 Prozent der Unternehmen hätten die dafür notwendige IT-Integration in ihrem Backend nicht einmal gestartet.

Der Hemmschuh für die perfekte IT ist die über viele Jahre gewachsene, heterogene IT-Landschaft mit ihren proprietären Daten-Pools und -formaten. Wie Geilgens ausführt, lässt sich ein elektronischer Geschäftsdatenfluss nun einmal nur auf der bestehenden IT aufbauen. Seiner Einschätzung zufolge werden etwa acht bis zehn Jahre vergehen, bis sich reine Web-Service-Architekturen (siehe beispielsweise "… auch ohne XML"), die den Unternehmen das IT-Leben erleichtern könnten, durchgesetzt haben werden.