Lernen von Bill Gates und Co.

Das Geheimnis des Erfolgs

25.05.2009
Von Anja Dilk und Heike Littger

Überflieger profitieren auch vom Zufall

Sein Ergebnis: Der Erfolg der Erfolgreichen lässt sich nicht in erster Linie als Ergebnis persönlicher Anstrengungen erklären. Alle Überflieger dieser Welt profitierten von besonderen Vorteilen und einem kulturellen Umfeld, das ihre besonderen Talente und Fähigkeiten besonders gefördert hat. Egal ob Bill Joy, Bill Gates oder die Beatles - immer war es ein Strauß außergewöhnlicher Situationen und eine gute Portion Zufall, der sie zu ihrem außergewöhnlichen Erfolg führte. Gladwell: "Die größte Eiche im Wald ist nicht nur deshalb die größte, weil sie aus der kräftigsten Eichel stammt, sondern sie ist es auch deshalb, weil ihr kein anderer Baum die Sonne genommen hat, weil die Erde tief und nährstoffreich ist, weil kein Hase den Schössling gemümmelt und kein Forstarbeiter den jungen Baum vorzeitig gefällt hat. Jeder weiß, dass erfolgreiche Menschen aus einem kräftigen Keim stammen. Doch wissen wir genug über die Sonne, die sie gewärmt hat, die Erde, in der sie Wurzeln geschlagen haben, und die Hasen und Holzfäller, denen sie durch Zufall entgangen sind?"

Das Glück von Sun-Gründer Bill Joy

Aus dieser Perspektive liest sich die Geschichte von Bill Joy anders. Er hatte das Glück, an einer zukunftsorientierten Hochschule wie der Uni Michigan zu studieren, wo er Ende der 60er nicht wie sonst überall langwierig mit Lochkarten programmieren musste, sondern an einem der modernsten Serversysteme des Landes. Weil dieses einen Fehler hatte, konnte er kostenlos so viel programmieren, wie er wollte. Weil die Uni das Computerzentrum die ganze Nacht offen hielt, konnte er das rund um die Uhr tun. Und weil er so unendlich viele Übungsstunden hinlegte, war er vorbereitet, als er die Möglichkeit bekam, Unix zu überarbeiten. Natürlich war er genial. Natürlich wollte er lernen. Natürlich hat er die Chancen erkannt und genutzt. Aber er hatte sie auch. Mehr noch: Er war im richtigen Jahr geboren. Jung genug, um die Computerrevolution Anfang der 70er-Jahre voll zu nutzen, alt genug, um schon mitmischen zu können.

Peter Wollsching-Strobel stimmt dem amerikanischen Autor grundsätzlich zu. Der Sozialwissenschaftler und Managementberater aus Frankfurt hat für seine Forschungsarbeit drei Jahre lang ebenfalls viele Biografien studiert und Tiefeninterviews mit Top-Performern geführt. Immer die Frage im Blick: Was unterscheidet sie vom Durchschnitt? Was ist es genau, das Menschen wie BASF-Chef Jürgen Hambrecht, Stardirigent Kent Nagano oder Olympionikin Britta Steffen ganz nach oben katapultiert?