Sage KHK beendet das Free-Licence-Verfahren

Das Ende individuell angepaßter KHK-Software

31.07.1998

Den Händlern geht es jedoch weniger um die veraltete DOS-Software "Classic-Line", sondern vor allem um die damit anlaufende Abschaffung der von KHK-Gründer Karl-Heinz Killeit eingeführten "Free Licence". In diesem Rahmen erwarben die KHK-Partner eine Version etwa der Classic-Line, die sie nach den Wünschen ihrer Kunden modifizierten und beliebig oft weiterverkaufen durften. Das soll nach der Übernahme durch den englischen Softwarekonzern Sage und dem Ausscheiden des Firmengründers anders werden. "Sage KHK - die Single Licence Company", wirbt das Unternehmen heute. Konkret bedeutet das, daß die KHK-Händler vom Value Added Reseller (VAR) zum Zwischenhändler für Software degradiert werden, denn Eingriffe durch Vertriebspartner in die neueren Produkte sind, so Michael Rickler, Gesellschafter des KHK-Händlers Multisoft, nicht vorgesehen.

Auf Anwenderseite sind die Kunden von rund 1600 Free-Licence-Teilnehmern betroffen. Insbesondere die Anwender der Classic-Line werden künftig auf individuelle Anpassungen verzichten oder sich einen neuen Softwarelieferanten suchen müssen. Allerdings weint der veralteten, nach wie vor DOS-basierten Classic-Line kaum jemand eine Träne nach.

Bitter für die Händler ist, daß sie künftig in direkter Konkurrenz zu ihrem Lieferanten stehen, der die neuen Produkte auch direkt und über Computerläden verkauft. So hat das Unternehmen noch bis Ende vergangenen Jahres für 35000 Mark eine Free-Licence-Version des Handwerkerpakets HWP-Windows und Wartungsverträge dafür an die Händler verkauft. Inzwischen vermarktet der Hersteller jedoch eine Single-Licence-Variante für Windows 98, so daß die Händler ihr scheinbar veraltetes Produkt nicht mehr an den Kunden bekommen. Ferner soll zumindest in Einzelfällen die Verlängerung eines Wartungsvertrags von der Bekanntgabe der Kundenliste abhängig gemacht worden sein. Sage KHK, so fürchten die Händler, werde diese Informationen benutzen, um ihnen die betreffenden Kunden abspenstig zu machen.

Angesichts dieser Situation ist es nicht verwunderlich, daß viele Händler ihren früheren Lieferanten verklagen wollen. Sage KHK selbst rechnet in den kommenden Wochen mit rund 100 Anzeigen, glaubt aber, daß die Mehrzahl der bisherigen Partner zu ihm hält.